Wer sich einmal darum bemüht hat, sein Gewicht auf ein akzeptables Maß zu senken, um die Zukunft „leichter“ zu bewältigen, weiß, dass Gentleman-Tennis keinen Erfolg verspricht, und die Arbeit an Trizeps und Bizeps alleine keine Veränderung bewirkt. Es scheint manchmal, dass diese Botschaft bei Unternehmen noch nicht ganz angekommen ist. Die Zukunft braucht Unternehmen, die eine andere Qualität von Entwicklung für sich ermöglichen. Die Frage ist, ob sie früh genug bereit dafür sind.
Innerer und äußerer Entwicklungsdruck wachsen
Die Welt verändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit und Dynamik. Dies trifft nicht nur ganze Länder und Regierungen, es trifft auch Unternehmen, die sich einem zunehmenden Entwicklungsdruck ausgesetzt sehen. Die Trends sprechen ein klares Bild:
- In den letzten Jahren ist die Dynamik im Geschäftsleben rasant gestiegen.
- Der Wettbewerb nimmt zu. Dieser „Hypercompetition“ entgeht kaum ein Unternehmen.
- Die Kommunikationsdichte und die Menge an frei verfügbarem Wissen sind auf ein Niveau gestiegen, das wir bislang nicht kannten.
Generationsübergreifender Wertewandel
Der demographische Wandel tut sein Übriges. Die „neuen“ Generationen haben deutlich andere Erwartungen an ihr (Arbeits-)Umfeld. Die „alte“ Generation wird, trotz ihren wertvollen Erfahrungen häufig als Innovationsbremse angesehen. Das gestiegene Selbstbewusstsein neuer Generationen führt darüber hinaus zu einem höheren Stellenwert von Werten ganz allgemein in fast allen Altersklassen. Dazu gehören Transparenz, Selbstbestimmung, Offenheit, Respekt, Teilnahme und Gemeinschaftssinn.
Von der „comfort zone“ in die „learning zone“
Viele Unternehmen müssen sich aus der „comfort zone“ herausbewegen, das zeigen die vielen Studien zu den Themen Mitarbeiter-Commitment und -Kultur. Die Beibehaltung des Status Quo, d.h. das bewusste Ausklammern des Entwicklungspotentials bei Kultur und Führung, birgt zu große Risiken und erzeugt zusätzliche Kosten. Die Aktivierung dieser Potentiale birgt dagegen enorme Chancen und wirtschaftlichen Erfolg.
Für nachhaltigen Erfolg in der neuen Wissens- und Innovationsgesellschaft wird es notwendig sein, den Mut und die Bereitschaft zu entwickeln, sich in die „learning zone“ zu begeben.
100 Jahre alte Strukturen
Während sich die Umwelt rasant entwickelt, sind die Strukturen und Prozesse in vielen Organisationen in ihren Grundzügen seit 100 Jahren fast unverändert geblieben. Damals waren viele dieser Maßnahmen vergleichsweise zielführend. Es ging darum, ungebildete Arbeitskräfte möglichst effizient einzubinden.
Heute im Wissens- und Informationszeitalter besteht die Unternehmensbelegschaft aus hervorragend ausgebildeten Wissens-Arbeitern. Nur die Strukturen, in denen sie arbeiten müssen, sind oft noch (fast) die alten. Viele Unternehmen lähmen sich so selbst. Sie verlieren die Fähigkeit, auf den Markt und den Dynamikdruck angemessen zu reagieren.
An den Ursachen arbeiten statt Symptome bekämpfen
Einige Organisationen trainieren singulär ihren Bi- und Trizeps. Sie starten Maßnahmen zur Führungskräfteentwicklung, Kulturreformen, Burn-Out-Prävention, zum Employer Branding etc. Dies führt dann zu einem enormen Armumfang, während der Rest weiter am Boden liegt. Um die Organisation als Ganzes fit für die Zukunft zu machen, kann die hohe Dynamik und Komplexität als Chance für eine Gesamtentwicklung genutzt werden.
Eine neue innere und äußere Balance auf Grundlage von Vision, Kultur und Führung aktiviert vorhandene Kräfte und bringt langfristig Stabilität und Erfolg.
Gemeinsame Vision und Wertbasis als Schlüsselfaktoren
Der Weg dahin führt über den Gestaltungswillen aller Stakeholder im Unternehmen. Die Potentiale und Ideen des Managements, der Mitarbeiter, der Kunden und des Umfelds der Organisation sollten eingebunden werden. Von großer Bedeutung ist die gemeinsame Wertebasis. Eine
- starke individuelle Orientierung,
- ein sinnhaftigkeitsbezogenes Commitment,
- eine ausgewogene Life-Balance,
- die verringerte Relevanz von Hierarchien und entsprechenden Karrieren,
- eine verstärkte Nutzung von Wahlmöglichkeiten und Flexibilität bei gleichzeitiger Sicherheit (Flexicurity)
sind Ausdruck neuer Werte.
Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen und damit die verstärkte Fähigkeit und Bereitschaft für Veränderungen, sowie die Offenheit für Kommunikation und Kooperation auch in virtuellen und sich häufig verändernden Teamstrukturen stärken langfristig das Unternehmen.
Organisationale Fitness
Organisationen, die aus einem positiven gemeinsamen Verständnis für Ihre Vision, Kultur und Führung heraus die Beziehungen innerhalb und außerhalb klären, besitzen „Organisationale Fitness“. Sie weisen ein hohes Maß an Dynamik- und Stressresistenz auf. Sie besitzen den Mut und die Offenheit, Chancen zu identifizieren und fokussiert zu nutzen. Sie finden breite Unterstützung in ihrem Umfeld, bei ihren Mitarbeitern und Kunden.
Besonders Organisationen, die sich bereits in Krisenszenarien oder in Zeiten eines starken inneren Umbruchs befinden, können durch diese Entwicklung ein enormes positives Entwicklungspotential freisetzen. Die auf diesem Weg gewonnene Balance wirkt sinnstiftend. Sie steigert das organisationale Wohlbefinden und nachhaltig Umsatz und Ertrag. Sie wirkt innerhalb der Organisation, und erzielt gleichzeitig eine nachhaltig positive Außenwirkung.
Checkliste: Ist Ihr Unternehmen fit für die Zukunft?
Anhand der folgenden Fragen können Sie selbst kurz beurteilen, ob Ihr Unternehmen bereits fit für die Zukunft ist.
Die Mitarbeiter in meiner Organisation
- folgen einer gemeinsame Vision,
- haben das gleiche Verständnis für Werte und Kultur,
- empfinden die (Organisations-)Führung als motivierend,
- erledigen Ihre Aufgaben mit viel Elan,
- bringen Verbesserungsideen ein,
- können sich aufeinander verlassen,
- haben zumeist Aufgaben, die Ihnen sichtlich Spaß machen,
- gehen positiv und respektvoll miteinander um,
- identifizieren sich mit dem Unternehmen,
- haben Freiraum für Innovation.
Wenn Sie mehr als 6 Fragen mit „Ja“ beantworten konnten, ist Ihre Organisation tendenziell gut aufgestellt. Bitte beachten Sie: Dies ist ein stark verkürzter Fragebogen mit eingeschränkter Aussagekraft.
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(Bild: © olly – Fotolia.de)
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