Das Enneagramm zeigt, welchen Einfluss die Persönlichkeit des einzelnen Menschen auf alle seine Verhaltensweisen hat. Angefangen bei der Stressbewältigung bis zum Führungsstil im Geschäftsleben. Hilfreich ist die Lehre von den neun Persönlichkeitsmustern auch beim Zusammenstellen eines Teams. Werden bei der Auswahl von Mitarbeitern die Enneagramm-Typen richtig erkannt und zugeordnet, lassen sich Fehlbesetzungen vermeiden. Vielmehr lässt sich durch die gezielte Kombination unterschiedlicher Typ-Prägungen die ideale Besetzung finden. Denn so wie der Mensch gepolt ist, handelt er auch. Im Team, als Führungskraft oder Unternehmer, privat oder im Beruf und – last but not least – auf dem Golfplatz.
Ein „gnadenloser Rächer“, eine „tüchtige Alleskönnerin“ und ein „gutherziger Friedensstifter“ sitzen in der Runde zusammen. Von ihren das persönliche Verhalten charakterisierenden oder bezeichnenden Enneagramm-Beschreibungen wissen sie nichts. Entsprechend unbekümmert gehen sie – jeder nach seiner typischen Art – an die Dinge heran. Und die Sache klappt, eine Lösung wird gefunden, ohne dass allzu große Reibungsverluste entstehen. Das fiktive Team ergänzt und gleicht sich gegenseitig aus. Stärken werden optimal eingesetzt, Schwächen ausgeglichen. Könnten jeweils alle drei Beteiligten einem Typ zugeordnet werden, sähe es schon anders aus. Kumulierte Selbstüberschätzung, Egoismus oder Trägheit verhindern häufig zielorientiertes, produktives Arbeiten.
Das 9 x 1 der Persönlichkeit
Die Fähigkeit, individuelle Verhaltensweisen von Mitarbeitern zu erkennen und diese dienlich in den Gesamtprozess der Team- oder Unternehmensaktivitäten einzubinden, zeichnet eine erfolgreiche Führungspersönlichkeit aus. Nicht selten beruht dieser Erfolg auf dem Wissen um das so genannte Enneagramm, das neun verschiedene Persönlichkeitsmuster (Typ 1 – 9) unterscheidet. Das Modell geht davon aus, dass Menschen sich aufgrund ihrer „Programmierung“ in einer ganz bestimmten Art und Weise verhalten; der eigene Typ beeinflusst Handlungen und Beziehungen. Innerhalb des eigenen Grundmusters kommt es zur persönlichen Weiterentwicklung, die ebenfalls wieder neun Stufen (von ungesund bis gesund) umfasst, sich aber nicht automatisch linear vollzieht. So wie die erstrebenswerte positive Entwicklung kann auch eine negative Tendenz die Richtung bestimmen. Im Gegensatz zum Vorherbestimmtsein des Typs mit seinen Verhaltensmustern, können die einzelnen Entwicklungsstufen aktiv verändert werden, indem man – sich der eigenen Schwächen bewusst – auf einen Weg der Reifung und Verwandlung begibt.
Unabhängig vom Typ deckt sich die Eigenwahrnehmung einer Person nur in den seltensten Fällen mit der Fremdwahrnehmung. Privat ebenso wie im Beruf resultieren Konflikte und Probleme aus dieser unterschiedlichen Sichtweise und dem fehlenden Verständnis füreinander. Das Enneagramm hilft, die mehr oder wenig stark vorbestimmte Dynamik von Menschen mit unterschiedlichen Grundmustern im Umgang miteinander zu erkennen. Dies wiederum befähigt, bestimmte Reaktionen zu verstehen, wodurch ein Eingreifen und Lenken möglich wird. Sobald weniger zwischenmenschliche Probleme die Beziehungen belasten oder gar blockieren, gewinnt das sachorientierte Vorgehen die Oberhand. Ein im Umgang mit dem Enneagramm erfahrener Vorgesetzter kann durch geschicktes Agieren und Kombinieren viele positive Kräfte freilegen – zum Nutzen des Unternehmens und der einzelnen Mitarbeiter.
Balancepunkt kontra Stresspunkt
Viele Unternehmer sind typische Vertreter des Enneagramm-Typs 3. Als Visionäre und Leistungsmenschen stehen sie unter Dauerstrom. Ausdauernd und zielgerichtet verfolgen sie ihren Weg und wirken dabei in ihrer Ungeduld auf ihre Umwelt oftmals hektisch. Die für sie größte Gefahr liegt darin, bei zu viel Stress in das Verhaltensmuster 9 zu rutschen, völlig abzuschalten, gar nichts mehr zu tun und dadurch lösungsunfähig zu werden. Dieser unbewusste Verzicht auf rechtzeitiges Gegensteuern in heiklen Situationen, lässt sich im Nachhinein durchaus als (Mit-)Grund für so manche Insolvenz erkennen. Lernt der typische Dreier, statt der ungesunden Variante das gesündere Verhaltensmuster 6 anzustreben, kann es gelingen, den eigenen Balancepunkt wieder zu erreichen. Statt völliger Lethargie wird zumindest noch die Pflicht erfüllt, das Notwendige getan und entschieden, bis der größte Stress vorbei ist.
Ein weiteres Bespiel: Im Controlling taucht vermehrt die Eins auf. Geradlinig, klar strukturiert und realistisch ist dieser Enneagramm-Typ mit den idealen Eigenschaften für seine Aufgabe ausgestattet. Aber auch für ihn stellt Stress und die typbedingte Reaktion darauf eine besondere Gefahrensituation dar: Das Gefühl, den Stress nicht mehr bewältigen zu können, rückt die Eins meist in die Nähe des in diesem Fall ungesunden Vierer-Verhaltensmuster. Depressionen sind die Folge. Schafft es die Eins dagegen, auch problematische Situationen als weniger gravierend einzustufen und positive Aspekte darin zu erkennen, wird das Gleichgewicht wieder erreicht. Führungskräfte können hier durch rechtzeitige Gespräche helfen, bewusst die lockeren Siebener-Attribute anzustreben. Der Mitarbeiter erkennt die hilfreiche Alternative, mit etwas mehr Leichtigkeit ans Ziel zu kommen.
Sich selbst und andere (besser) verstehen
Die beiden Beispiele zeigen, dass mit dem Enneagramm nicht nur mehr Verständnis für andere erreicht werden kann, sondern auch der bewusste Umgang mit sich selbst. Oder besser anders herum: Der Anfang liegt immer bei sich selbst! Mit einem größeren Selbstverständnis fällt es leichter, andere zu verstehen bzw. Verständnis aufzubringen und dieses Wissen als Teil der eigenen Führungsstrategie zum Wohl jedes einzelnen Mitarbeiters, des Teams und nicht zuletzt des gesamten Unternehmens einzusetzen. Zurück zum Team am Textanfang: Auch mit dem Wissen um das Enneagramm wird es nicht immer gelingen, das ideale Team zu besetzen. Bei aller Typisierung, die individuellen Besonderheiten sind mannigfaltig. Doch mit dem Erkennen von Strukturen können viele Probleme von vorneherein vermieden werden.
EnneagrammGolf – Führen durch Loslassen und Konzentration
Grundsätzlich kann jeder Golf spielen, aber auf dem Platz gelten andere Gesetze als im Business. Das hat Andreas Weppler am eigenen Leib erfahren müssen. Er hat aber auch erkannt, dass sich Parallelen aufzeigen lassen zwischen dem eigenen Verhalten als Unternehmer oder Führungskraft und der Fähigkeit, als Golfer zu punkten. Auch Golfpro Ramon Männel macht auf dem Platz immer wieder die Erfahrung, dass beim Golf andere Kräfte im Spiel sind: „Im Business müssen wir alles unter Kontrolle haben, beim Golf verhindert genau diese Kontrolle oft den erfolgreichen Schlag.“ Und Andreas Weppler ergänzt: „Talent ist das eine, Konzentration und demütig werden das andere – im Golf genauso wie als Führungskraft.“
(Bild: © FotolEdhar – Fotolia.de)
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