Kennen Sie Pettersson und Findus? Wenn nicht, Ihre Kinder kennen die Geschichten bestimmt. Schauen Sie sich evtl. mal “Die Geburtstagstorte” an. Es geht in dieser Geschichte darum, dass Pettersson seinem Kater eine Geburtstagstorte backen möchte und dazu Mehl zu kaufen beabsichtigt. Aus diesem Anlass müsste er ins Dorf fahren, das klappt aber leider nicht, weil der Fahrradreifen platt ist. Daher muss er in den Schuppen, um Werkzeug zu holen, um das Rad zu reparieren. Leider ist der Schlüssel in den Brunnen gefallen und er benötigt eine Angel, um diesen herauszufischen. Die ist leider auf dem Dachboden des Schuppens und dazu benötigt er eine Leiter. Auf dieser hält aber leider gerade der Stier ein Nickerchen und um diesen wegzulocken ist das Grammophon zu reparieren o.ä. und anschließend ist wieder ein gewisser Aufwand erforderlich und so weiter und so fort.
Es geht also in dieser Geschichte unentwegt darum, ein aktuell anstehendes verschachteltes Problem zu lösen und dabei aber das Gesamtziel nicht aus den Augen zu verlieren, nämlich, falls das in Vergessenheit geraten sein sollte, eine Geburtstagstorte zu backen.
Es wird immer verschachtelter
Wenn ich die immer verschachtelter werdenden Wirtschafts-News verfolge, insbesondere unter Berücksichtigung der Börsen-Ticker, und dabei Nachrichten von Derivaten auf Derivate und Leerverkaufsverboten, Optionsscheinen und besonderen Termingeschäften, Futures, Forwards und Kassa, Hedge-Fonds und die teils erstaunlichsten Wetten auf Wetten etc. in dichter Folge verabreicht bekomme, verdichtet sich bei mir im Einzelfall der Eindruck, dass Pettersson das Ziel aus den Augen verloren zu haben scheint. DAU Jones versteht die Welt nicht mehr.
In der n-hoch3-fachen Verschachtelungstiefe und der m-abweichenden Problematik ist möglicherweise verloren gegangen, um was es “eigentlich” geht (was auch in dem Kino-Film “Der Große Crash” recht eindrucksvoll zum Ausdruck kommt). So manche (teils selbsternannten) Fachleute, die ich dann gelegentlich gerne mal nach Details befrage, sind nicht immer wirklich ausnahmslos in der Lage, das Problem für mich nachvollziehbar darzustellen.
Komplexe Sachverhalte einfach darstellen
Vor einigen Jahren, kam mir ein Satz zu Ohren, dessen Weisheit sich mir einprägte: “Wer nicht in der Lage ist, ein noch-so-komplexes Problem einem Laien in wenigen Sätzen begreifbar darzustellen, hat das Problem vermutlich selber nicht verstanden”. Seit Jahren bin ich als Trainer tätig und immer, wenn in einem meiner Seminare ein Teilnehmer etwas nicht begriffen oder den Faden verloren hat (was bei komplexen Themen durchaus schon mal vorkommen kann), erinnere ich mich an diesen Satz und konzentriere mich darauf, zunächst zu erläutern, um “was” es inhaltlich (zunächst also nicht “technisch”!) geht. Gegebenenfalls ist es erforderlich, das Seminarthema dazu temporär zu verlassen und die Problematik noch mal ganz anders anzugehen und anzudenken. In der Regel gelingt es dann auch wieder, zum Thema zurückzufinden.
Auch in der Anwendung von Programmen, der Verwendung von Funktionen, dem Aufbau komplexer Dashboards und der Erstellung von zig Code-Zeilen dringt man schon mal in Bereiche vor, die es einem aufnötigen, Funktionen zum funktionieren zu bringen, damit weitere davon abhängende Prozeduren ins Laufen kommen, die erforderlich sind, um weitere Funktionen zu starten, die andere Prozeduren starten etc.
Pettersson ist also dabei, das Grammophon zu reparieren, um den Stier zu verjagen, soll heißen: in einer n-fachen Verschachtelungstiefe kann sich durchaus das Gespür für das Gesamtproblem verflüchtigen. Man muss also stets darauf achten, dass am Ende auch wirklich eine Geburtstagstorte herauskommt.
(Bild: © Wichittra Srisunon – Fotolia.de)
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