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11 Business-Lektionen: Das hat uns die Geschichte gelehrt

11 Business-Lektionen: Das hat uns die Geschichte gelehrt

© Archivist – stock.adobe.com

Wir dürfen auch mal kurz durchatmen: Die Geschwindigkeit, mit der sich Wirtschaft und Gesellschaft wandeln, ist nicht so enorm, wie viele Menschen denken. Es stimmt zwar, dass Veränderungen von Zeit zu Zeit in einem höheren Tempo vonstattengehen werden. Aber es lässt sich nicht bestätigen, was der kanadische Premierminister Justin Trudeau Anfang dieses Jahres behauptet hat:

„the pace of change has never been this fast, yet it will never be this slow again.“

Das sind gute Nachrichten, bedeutet es doch, dass wir die vielen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, konstruktiv angehen können – und dass ein Blick in die Vergangenheit mitunter lohnenswert sein kann. Dasselbe gilt natürlich für die Geschäftswelt! Hier kommen 11 Lektionen, die du aus der Geschichte von Unternehmen für deine eigene Zukunft lernen kannst.

1. Genauso wie es immer war

Alles ändert sich, das ist sicher. Aber das Geschäft wird immer von Menschen getrieben, und die Menschen haben sich nicht viel verändert. Auf der grundlegendsten Ebene werden Menschen von Emotionen angetrieben. Leider sind die stärksten Emotionen im geschäftlichen Kontext Gier und Angst. Deshalb werden wir weiterhin Vermögensblasen erleben, die platzen werden. Es wird weiterhin Betrüger und Schwindler geben wie Charles Ponzi und Bernie Madoff. Und so weiter.

2. Achte auf die Pause

Menschen und Unternehmen haben die Tendenz, sich aufzuregen und zu hyperventilieren, wenn Wandel bevorsteht. Es geht um Risiko und Chancen, um Angst und Gier. Aber auch wenn ein großer Technologiesprung vollzogen wird, kommt es vor allem darauf an, was danach kommt – die „Pause“, wenn man so will. Zum Beispiel: Es gibt zwar bereits große Durchbrüche in der Robotertechnologie, aber was am wichtigsten ist, ist ihre Anwendung in den kommenden Jahren. Der Sprung ist nur ein Ausgangspunkt, wir müssen auf die Pause achten!

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3. Wenn der Preis sinkt

Wenn wir Momente echter Veränderung ausfindig machen wollen, dürfen wir nicht nach der Geburt einer Idee oder einer bestimmten Technologie suchen. Stattdessen müssen wir uns mit der Preisentwicklung befassen. Wenn der Preis für ein Produkt oder einen Rohstoff sinkt, hat das einen Grund, und die Dinge werden wahrscheinlich einen großen Einfluss haben. Und wenn das Produktionsvolumen steigt, wissen wir, dass es tatsächlich passiert. Die Geschichte des Aluminiums ist ein gutes Beispiel.

4. Entwickle kein Produkt, sondern ein System

Wer den Markt gewinnen und nachhaltig positiv auf diesen einwirken will, muss ein System aufbauen. Die Geschichte hat uns gezeigt, dass Systeme wichtiger als ihre Produkte sind. Warum? Weil Systeme Ergebnisse auf einer Ebene liefern, die über den Systemhersteller selbst hinausgeht. Henry Ford mit seiner Montagelinie und der integrierten Lieferkette ist wohl das bekannteste Beispiel der Geschichte. Heute ist es Amazon-Boss Jeff Bezos.

5. Aufbau nach lokalen Bedürfnissen

Die Entscheidung, ein System zu bauen, ist eine Sache – wie man es baut, eine ganz andere. Es gibt kein einheitliches Rezept dafür. Stattdessen ist das Beste, was du tun kannst, dich nach einem lokalen Markt und seinen Bedürfnissen zu richten.

In Schweden beispielsweise entstand nach dem Zweiten Weltkrieg eine besondere soziologische Situation: Junge Menschen begannen vor der Heirat zusammenzuziehen. Diese jungen Paare brauchten temporär billige Möbel. Wer kam zu Hilfe? Eine Firma namens IKEA. Wie sich herausstellte, wurde aus dem anfänglich lokalen Bedarf bald ein globaler. Der Rest der Geschichte ist hinreichend bekannt.

6. Zuerst horizontal, dann vertikal

Man könnte meinen, Coca-Cola konkurriere in erster Linie mit Pepsi. Hauptsächlich aber konkurriert Coca-Cola mit Abfüllern und Zuckerproduzenten, denn daher stammen die Kosten. Erst wenn du durch organisches Wachstum, Fusionen oder Übernahmen einen bestimmten Marktanteil erreicht hast, dreht sich alles um die vertikale Integration. Mit anderen Worten: Die eigentliche Geschichte des Wettbewerbs ist die Geschichte der horizontalen Integration – die der vertikalen kommt später. Immer in dieser Reihenfolge.

7. Long-Term-Fokus

In den letzten 50 Jahren haben wir den Aufstieg der Kapitalmärkte und ihre Quartalsberichte mitverfolgen können. Die Kapitalmärkte haben den Kurzfristigkeitsgrad erhöht, und das Internet hat uns kurzsichtiger gemacht. Aber wenn wir uns ansehen, wer das Internet heute dominiert, allen voran der Gigant Amazon, dann ist die Ironie klar. Und Amazon ist sicherlich ein Longplayer. Außerdem gibt es viele Beweise dafür, dass langfristig ausgerichtete Unternehmen andere übertreffen.

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8. Balance zwischen Führung und Management

Im Laufe der Geschichte gibt es zahlreiche Beispiele für Unternehmen, die ins Stocken geraten sind, weil sie entweder zu zu stark geführt und zu wenig gemanagt wurden oder umgekehrt. Die Lektion ist, dass es ein Balanceakt ist:

Um als Unternehmen erfolgreich zu sein, musst du in der Lage sein, Leadership und Management in Einklang zu bringen.

Heute befinden wir uns wohl in einer Zeit, in der die Menschen Führung gegenüber Management bevorzugen, vielleicht weil die meisten Unternehmen immer noch übermanagt sind. Das ist ein gefährlicher Weg, denn viele Unternehmen kämpfen immer noch darum, selbst grundlegende Management-Praktiken richtig zu verstehen. Und ohne Zweifel haben diese grundlegenden Praktiken einen sehr großen Einfluss auf die Gesamtleistung.

9. Drei Arten von Führungskräften

Historisch gesehen fallen Führungskräfte in der Regel in eine von drei Kategorien: Die Entrepreneure, die Manager und die Leader. Während Entrepreneure diejenigen Menschen sind, die neue Dinge schaffen, haben die Manager die Gabe, diese Ideen zu strukturieren das volle Potenzial aus ihnen herauszuholen. Dann gibt es noch die Leader: Sie transformieren ein Unternehmen, das seine Energie verliert und sich ändern muss.

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Nur sehr selten kann ein Unternehmer alle drei Dinge auf einmal sein. Der Schlüssel ist zu wissen, in welcher Unternehmensphase man welche Art von Führungskraft braucht.

10. Win-Win ist eine Illusion

Als klassische Win-Win-Situation gilt, wenn etwas sowohl dem Unternehmen als auch der Umwelt zugute kommt – zum Beispiel, wenn ein unbenutztes Hoteltuch nicht in die Wäsche kommt. Allerdings: In größeren Maßstäben ist das Konzept des Win-Win zumeist eine Illusion. In vielen Fällen wird es ein Unternehmen wohl zusätzlich kosten, die Umwelt zu schonen. Dies mag ein Grund dafür sein, dass ein Großteil der konventionellen Unternehmen noch immer wenig Rücksicht auf die Umwelt nimmt.

Mit anderen Worten: Alles hat seinen Preis.

Wenn du denkst, dass du dich in einer Win-Win-Situation befindest, dann bestimmt nur deshalb, weil du noch nicht herausgefunden hast, wer den Preis dafür bezahlen muss.

11. Das Geschäft ist nicht alles

Ein weit verbreiteter Glaube ist, dass maßgeblich Unternehmen den wirtschaftlichen Fortschritt und die Innovation in unserer Gesellschaft vorantreiben. Es ist eine Annahme, die in Frage gestellt werden muss. Der Beweis, ob der Privatsektor innovativer ist als der öffentliche Sektor, ist noch nicht erbracht, und heutzutage geschieht vor allem im gemeinnützigen Bereich viel. Im Übrigen war es immer so, dass die riesigen Geldmengen, die um große Unternehmen herum geschaffen wurden, früher oder später an gemeinnützige Organisationen weitergegeben wurden. Und dort finden im Allgemeinen Dinge statt, die viel bahnbrechender, innovativer und wichtiger sind.

Man kann sogar argumentieren, dass die meisten Unternehmen davon profitieren würden, wenn sie ihre gewinnorientierten Geschäftsmodelle (und die Börse) zurücklassen würden, um gemeinnützige Organisationen zu werden. In dem Moment, da Unternehmen bereits von ihrem „Zweck“ besessen sind und damit Non-Profit-Organisationen nachahmen wollen, wäre es in der Tat ein logischer – und unglaublich kluger – nächster Schritt.


Dieser Artikel wurde von Jonathan Wichmann auf Englisch verfasst und am 10.09.2018 auf www.weforum.org veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.

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