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Wie gut ist deine Menschenkenntnis?

Wie gut ist deine Menschenkenntnis?

© VanHope- stock.adobe.com

Wie „tickt“ mein Gegenüber? Wie kann ich ihn für mich und meine Ideen begeistern? Vor solchen Fragen stehen wir oft – beruflich und privat. Bei ihrer Beantwortung hilft uns unsere Menschenkenntnis. Und diese können wir trainieren.

Manche Menschen sind fachlich nicht sehr fit. Trotzdem punkten sie im Job häufiger als ihre Kollegen – sei es beim Chef oder bei Kunden. Sie sind auch nicht besonders attraktiv. Trotzdem erreichen sie beim Flirten meist ihr Ziel. Und in überfüllten Restaurants? Dort bekommen sie nach einem Plausch mit dem Kellner stets einen Tisch – selbst wenn sie ihm kein Trinkgeld zustecken. Sei es in Gehaltsverhandlungen oder Verkaufsgesprächen, beim Sich-bewerben oder Flirten, immer wieder stellen wir in unserem Leben fest:

Erfolg hat, wer sich und seine Ideen gut verkauft.

Doch was zeichnet einen guten „Selbst-Verkäufer“ aus? Vor allem Menschenkenntnis – also die Fähigkeit, andere Menschen und ihre Persönlichkeit schnell richtig einschätzen zu können und zu erkennen: Was für ein „Typ“ ist mein Gegenüber? Was ist ihm wichtig? Und: Über welchen Kanal erreiche ich ihn?

Menschenkenntnis kann man lernen

„Diese Fähigkeit hab’ ich nicht“, denkst du vielleicht. Macht nichts! Du kannst sie erlernen. Der erste Schritt hierzu ist: Du musst akzeptieren, dass Menschen verschieden sind. Sie „ticken“ sozusagen unterschiedlich in ihrer Persönlichkeit. Wer das nicht weiß, funkt oft auf dem falschen Kanal und seine Botschaften kommen nicht oder anders als gemeint an.

Doch wie erkenne ich, was für ein Typ mir gegenübersteht? Generell lassen sich drei Grundtypen unterscheiden:

  1. Die „Dynamiker“: Für sie ist in fast allen Lebenslagen „Action“ wichtig. Sie wollen was erleben und bewegen – beruflich und privat.
  2. Ganz anders ticken die „Logiker“. Sie haben Angst vor voreiligen Schlüssen und Neuem stehen sie abwartend skeptisch gegenüber. Denn ihnen ist nicht nur Sicherheit wichtig, sie wollen auch die Kontrolle bewahren.
  3. Und „Sympathiker“? Sie streben vor allem nach Harmonie und sozialer Anerkennung.

Welcher dieser drei Typen dir gegenübersteht, erkennst du unter anderem an der Sprache:

Mit folgenden vier Tipps lernst du, worauf du beim Umgang mit unterschiedlichen Menschentypen achten solltest und wie du deine Menschenkenntnis stärkst:

1. Die passende Sprache wählen

In Reinform gibt es besagte Persönlichkeitstypen kaum. Fast alle Menschen sind Mischformen hiervon.

Letztlich lautet also die Frage, die wir uns beim Kommunizieren mit anderen Menschen stellen sollten: Welche Persönlichkeitsmerkmale sind beim Gegenüber überproportional stark ausgeprägt?

Warum das wichtig ist, sei an einem Beispiel illustriert:

Glaubst du, der Mitarbeiter kann mit einem solchen Gesprächsverhalten seinen Vorgesetzten für seinen Vorschlag erwärmen?

Vermutlich nicht! Der Team- oder Abteilungsleiter wird vielmehr umso ungeduldiger werden, je länger der Mitarbeiter spricht. Denn er hat den Eindruck: Der stiehlt mir meine Zeit. Der redet um den heißen Brei und kommt nicht auf den Punkt.

Denn als Dynamiker will er primär wissen: „Was kostet es?“ „Wie aufwendig ist das Ganze?“ Und: „Welchen Nutzen hat das Unternehmen davon?“ Erhält er diese Info nicht in komprimierter Form, sieht er keinen Anlass, sich mit dem Thema intensiver zu befassen.

„Ja“ würde der Chef vermutlich sagen, wenn der Mitarbeiter beim Vortragen seiner Idee die Zeit- und Kostenersparnisse hervorheben würde, die das Unternehmen erzielen kann – in kurzer Zeit. Und dies nicht nur mit blumigen Worten, sondern anhand einer ersten Kosten-Nutzen-Kalkulation und einer vorläufigen Projektskizze.

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2. Die „Vorlieben“ des Partners erkunden

Häufig hängt es von der verbalen Verpackung unserer Ideen ab, ob wir unser Ziel erreichen.

Doch woran erkennen wir, wie wir unsere Aussagen verpacken sollten, wenn wir einer Person erstmals begegnen? Vor dieser Herausforderung stehen nicht nur Verkäufer oft. Auch in Bewerbungsgesprächen oder bei Projektmeetings ist dies vielfach der Fall.

Erste Indizien dafür, was für ein Typ uns gegenübersteht, liefern uns meist die Kleidung und Körpersprache einer Person:

Auch Beruf und Position im Unternehmen sind oft Indizien für gewisse Präferenzen:

Aufschlussreich ist auch die Wohnungseinrichtung oder Büroausstattung:

3. Das Gesicht des Gegenübers lesen

Ein Hilfsmittel beim Bilden erster Thesen, wie unser Gegenüber tickt, kann auch das Gesichterlesen sein. An dieser auch Physiognomik genannten „(Pseudo-)Wissenschaft“ scheiden sich die Geister.

Manche Verkäufer und Personalberater – also Personen, die mit ihrer Menschenkenntnis oft fremde Personen schnell einschätzen müssen – geben aber an, sie hätten damit positive Erfahrungen gesammelt. Aus folgendem Grund:

Manche glauben, man könne aus ihnen erste Rückschlüsse auf die Persönlichkeit einer Person ziehen. Davon waren zumindest die Anhänger der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) überzeugt, die in einer Art „Katalog“ rund 300 unveränderliche Gesichtsmerkmale auflisteten und ihnen gewisse Charaktereigenschaften zuordneten.

Beim Gesichterlesen werden drei Bereiche im Gesicht unterschieden:

  1. die Stirn
  2. die mittlere Gesichtspartie, die von den Augen bis zur Nase reicht
  3. die untere Gesichtspartie, die unter anderem Mund, Kiefer und Kinn umfasst

Dabei wird die Stirn als der Bereich verstanden, der den Geist sowie Intellekt widerspiegelt, und die mittlere Partie als der Bereich, der Auskunft über das Emotionale und die Seele gibt. Die untere Gesichtspartie hingegen wird als Repräsentanz des Körpers gesehen.

So deutet zum Beispiel eine sehr ausprägte Stirn auf einen Logiker hin. Und wenn die mittlere Gesichtspartie die Wahrnehmung dominiert? Dann ist dies ein Indiz für einen Sympathiker.

Weitere Detailinfos liefern solche Merkmale wie die Größe und Form der Nase, die Falten auf der Stirn, der Form der Lippen sowie des Kinns und die Abstände zwischen Mund und Nase.

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4. Körperliche Reaktionen wahrnehmen

Das Gesicht liefert uns aber nicht nur erste Hinweise auf die Eigenschaften und Verhaltenspräferenzen einer Person – deren Richtigkeit es selbstverständlich im Verlauf des Gesprächs zu überprüfen gilt.

Das Gesicht verrät uns auch, wie sich unser Gegenüber gerade fühlt.

Denn nur wenige Menschen können ihre spontanen Körperreaktionen total beherrschen. Und aus diesen können wir Rückschlüsse auf ihr Befinden ziehen.

Hierfür ein Beispiel:

Wenn du solche Signale registrierst und darauf angemessen reagierst, erfährst du mehr darüber, was dein Gegenüber gerade bewegt.

Probiere das einmal in Gesprächen aus. Du wirst erstaunt sein, wie viel Infos über seine Empfindungen und Bedürfnisse dir dein Gegenüber gibt und wie gut sich diese Persönlichkeit von dir verstanden fühlt.

Entsprechend leicht fällt es dir, durch diese Menschenkenntnis eine angenehme Gesprächsatmosphäre zu schaffen und eine vertrauensvolle Beziehung zu deinem Partner aufzubauen. Und entsprechend leicht kannst du ihn für dich und deine Ideen begeistern.

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