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Ab heute Führungskraft? So gelingt der Rollenwechsel [Interview]

Corona-Quarantäne: So nutzt du die Zeit, um neue Dinge zu lernen

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Wer zum ersten Mal Führungsaufgaben übernimmt, stellt sich viele Fragen: Was ist meine neue Rolle? Wie behalte ich das Vertrauen der Mannschaft? Wie möchte ich führen? Wer darauf schnell Antworten findet, startet mit klaren Vorteilen und kann viele Hürden erfolgreich umgehen. Erste Hilfestellung gibt Führungskräfte-Coach Gudrun Happich im Experten-Interview.

Frau Happich, was sind die größten Herausforderungen, wenn ein Teammitglied zum Vorgesetzten des eigenen Teams wird?

Gudrun Happich: Es gibt drei sehr entscheidende Herausforderungen: Schwierig ist, mit einer völlig neuen Rolle und ganz neuen Herausforderungen umgehen zu müssen. Gestern noch Mitarbeitender beziehungsweise Experte ohne Führungsverantwortung, der vor allem für seine Expertenleistung vergütet wurde und sich auf die inhaltliche Arbeit im eigenen Fachgebiet konzentrieren konnte. Heute Führungskraft, von der erwartet wird, über den Tellerrand zu schauen und somit auch die Bereichs- und Unternehmensziele im Blick zu haben.

Hinzu kommt, dass die neue Führungskraft plötzlich gar kein Teil des Teams mehr ist. Bis gestern war man Kollege oder Kollegin und hat sich hoffentlich gut mit den anderen verstanden. Man hatte eins zumindest gemeinsam: den Vorgesetzten, im Zweifelsfall in ihm sogar einen gemeinsamen Feind. Wer Pech hat, wird jetzt selbst zum Feindbild. Wer ab sofort aus der Gerüchteküche ausgeschlossen wird, sollte das allerdings als gutes Zeichen deuten, als Zeichen des Respekts und als Hinweis, dass man in der neuen Rolle akzeptiert wird. Auf dieser Karrierestufe ist es sinnvoll, sich mit anderen Vorgesetzten zu verbinden.

Die letzte große Herausforderung besteht darin, dass man ab sofort eigentlich immer zwischen den Stühlen sitzt. „Setz‘ dich durch“ ist ein Satz, den man so oder so ähnlich jetzt von zwei Seiten hört: Die Mitarbeitenden erwarten, dass man sich für sie und ihre Wünsche einsetzt, der eigene Vorgesetzte hat die Erwartung, dass man die vereinbarten Zielvorgaben beim Team durchbringt. Und dazu hat man meistens selbst auch noch so seine Vorstellungen, was man in der neuen Rolle umsetzen möchte. Auf einmal muss man sich nach allen Seiten behaupten. „Everybody‘s Darling“ funktioniert ab sofort nicht mehr. Wer eine harmonieorientierte Persönlichkeit hat, sollte diese Herausforderung nicht unterschätzen.

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Welche neuen Chancen bietet die Führungsrolle?

Gudrun Happich: Wer sein eigenes Team übernimmt, hat schon einen Vorteil: Das Wissen um die besonderen Stärken und Macken aller Teammitglieder. Außerdem hat man die Welt schon einmal mit den gleichen Augen wie sie betrachtet. Wünsche der Ex-Kolleginnen und Kollegen sind so leichter zu verstehen, und man kann viel schneller beurteilen, ob sie wirklich sinnvoll oder machbar sind. Und jetzt endlich kann man selbst Position beziehen – muss es sogar. Man kann seine eigene Richtung einschlagen und Ideen umsetzen. Denn man ist weder Erfüllungsgehilfe des Teams noch des Vorgesetzten.

Der Vorgesetzte ist ein Partner, mit dem klare Ziele vereinbart werden, die man dann mit dem eigenen Team umsetzt. Ein falscher Ehrgeiz nach dem Motto „Ich mache alles anders oder viel schneller“ kann verhängnisvoll werden. Ziele müssen erreichbar sein. Weder ein zu hoher, noch ein zu geringer Anspruch sind hier förderlich.

Wie gelingt es bestmöglich, der neuen Rolle gerecht zu werden und im wahren Sinne des Wortes gut anzukommen?

Gudrun Happich: Der Mensch bleibt gleich. Das sollte uns bewusst sein. Was sich ändert sind vor allem die Spielregeln, die mit der neuen Rolle einhergehen. Wer darüber offen mit seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen spricht, bekommt von ihnen auch die Zeit, sich in die neue Rolle einzufinden. Und wer bei der neuen Verantwortung menschlich auf Augenhöhe bleibt, kann problemlos gemeinsam mit der Mannschaft die gewünschten Ergebnisse erreichen und wie ein Dirigent die Intelligenz des Teams so moderieren, dass ein wunderbares Konzert herauskommt.

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