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Offene Rechnung? Ein Kunde, der nicht zahlt, ist kein Kunde

Mahnfristen: Was tun, wenn der Kunde nicht pünktlich zahlt?

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Welcher Unternehmer hat keine offene Rechnung? Hast du auch Rechnungen, die noch nicht bezahlt sind? Es dürfte kaum einen Unternehmer geben, dem es nicht so geht. Aber machen wir uns nichts vor: Das Einziehen von Forderungen gehört in den seltensten Fällen zur Kernkompetenz deines Unternehmens.

Allerdings wird Gutmütigkeit beim Forderungseinzug bestraft, sei es durch Verwirkung, Verjährung oder den Umstand, dass Zuwarten deine Rechtsposition verschlechtert (z.B. Beweisvereitelung). Wir geben Tipps, wie du diese Situation vermeidest und damit umgehst, wenn der Kunde nicht zahlt.

1. Unsicherheiten beim Vertragsabschluss vermeiden

Aus Anwaltssicht werden oft im Vorfeld Unsicherheiten gesetzt. Das Stichwort heißt hier Vertragssicherheit oder besser gesagt, VERTRAGSUNSICHERHEIT. Deshalb hier ein paar Anwaltstipps, damit du nicht die gleichen Fehler machst, wie viele andere vor dir.

Eine Forderung ist nämlich immer nur so gut, wie sie dann auch beim Gericht durchgesetzt werden kann. Die Juristen sprechen davon, dass eine Forderung dargelegt und bewiesen werden muss.

Zur Verdeutlichung ein paar Beispiele:

Dein Außendienstmitarbeiter lässt im Rahmen einer Kaltaquise einen Vertrag beim Kunden privat zu Hause unterschreiben. Das gesetzliche Widerrufsrecht wird nicht erwähnt. Hier steht und fällt die Forderung mit der Frage, ob der Kunde den Vertrag widerruft, oder nicht. Da er nicht belehrt worden ist, kann dieser Widerruf auch noch wesentlich später erfolgen, z.B. wenn du dich bereits im Gerichtsverfahren befindest.

Du sagst dem Kunden, dass die Ausführung der Reparatur, so wie er diese wünscht, keinen Wert hat. Der Kunde besteht trotzdem darauf. Im Gerichtsverfahren will der Kunde nichts mehr davon wissen. Du kannst nicht nachweisen, dass deinerseits auf die Bedenken hingewiesen worden ist und verlierst den Prozess.

Dein Vertragspartner, eine GmbH, erkennt die Forderung am Telefon an, unterschreibt aber keine Anerkenntnis. Im Prozess wird die Forderung bestritten.

Anwaltstipp: Hier wäre es einfach gewesen, dem Vertragspartner per Fax eine Bestätigung folgenden Inhalts zu senden: „Wir bestätigen das Telefonat von heute, in welchem Sie die Forderung anerkannt haben und zugesagt haben, diese bis zum ……… zu bezahlen.“ Kommt hier kein Widerspruch, kann man die Grundsätze des kaufmännischen Bestätigungsschreibens zu Grunde legen und den Prozess ohne Weiteres gewinnen.

Besser ein schlechter Scheck, als eine schlechte Beweislage: Auch ein Scheck, der nicht gedeckt ist, kann wertvolle Hilfe bei der Durchsetzung einer Forderung leisten. Sie können dann nämlich im Urkundenprozess aus dem geplatzten Scheck vorgehen und wesentlich schneller zu einem Urteil kommen.

Das sind nur ein paar Beispiele dafür, wie man seine Forderung rechtssicher machen kann. Das Schlimmste was passieren kann ist jedoch, dass du entsprechende Vorleistungen erbracht hast und dann bei der Durchsetzung deiner Forderung daran scheiterst, dass diese nicht rechtssicher ist.

EXTRA: Wie entstehen Schulden? 7 Wege direkt in die Schuldenfalle

Die Durchsetzung von offenen Forderungen steht und fällt oftmals mit der Wirksamkeit von Vertragsklauseln in den AGB. Dabei wird oft verkannt, dass es hier unzählige Gerichtsurteile gibt, wodurch einzelne Klauseln in AGB immer wieder gekippt werden.

2. Wenn die Rechnung geschrieben ist

Wenn die Rechnung einmal geschrieben ist, lassen viele Unternehmer diese einfach liegen, nach dem Motto: Ich muss mich jetzt um „laufende Baustellen“ kümmern. Vielleicht sollte man da einmal über den Spruch nachdenken:

Ein Kunde, der nicht zahlt, ist kein Kunde.“

Die Mahnung

Dass eine Rechnung mindestens dreimal angemahnt werden muss, gehört ebenfalls in die Welt der Fabeln. Eine Mahnung reicht und dann befindet sich der Kunde in Zahlungsverzug.

Du bist nicht die Bank des Kunden

Oft werden dann die Zinsen vergessen oder man weiß nicht, was Zinsen in Höhe von 5 Prozentpunkten über dem jeweiligen Basiszinssatz genau bedeuten. Dann freut sich dein Kunde, denn günstiger bekommt er nirgendwo einen Kredit.

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Vollstreckung und Frust

In der Vollstreckung werden nicht nur von Unternehmern Fehler gemacht, sondern auch von Anwälten. Es ist eben nicht damit getan, den Gerichtsvollzieher auf die Reise zu schicken. Durch die Reform von Vorschriften kann ein Schuldner heute die Zahlung länger herauszögern als früher.

Erfolgreiche Vollstreckung setzt eine umfassende Vorprüfung voraus, an welcher Auskunfteien, Detekteien und Anwälte beteiligt sein müssen. Dann wird die Vollstreckung effektiv. Die Auskünfte der Auskunfteien werden wie ein Raster übereinander gelegt. Der Detektiv gibt seine Informationen dazu und der Anwalt sucht die richtige Möglichkeit aus, um die Forderung effektiv durchzusetzen. (z.B. vorläufiges Zahlungsverbot)

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