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Businessplan, Controlling & Co. – Die 9 größten Fehler beim Start in die Selbstständigkeit

Businessplan, Controlling & Co.: Die 9 größten Fehler beim Start in die Selbstständigkeit Die Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW hat ermittelt, dass im Jahr 2012 rund eine Dreiviertelmillion Menschen den Sprung in die Selbstständigkeit wagten. Diese Zahl ist allerdings gegenüber den Vorjahren rückläufig. Der Grund liegt zum einen in der derzeit guten Arbeitsmarktsituation, zum anderen darin, dass eine Gründung eben nicht mehr „mal eben“ mit einem Kugelschreiber und einem Block Papier durchzuführen ist.

Die Anforderungen, die der Markt an die Existenzgründer stellt, sind gewachsen. Selbst mit einer noch so genialen Geschäftsidee braucht ein Gründer vor allem Geduld, Zielstrebigkeit und einen klaren Plan. Jeder Existenzgründer wird bereits in der Vorbereitungsphase auf die Selbstständigkeit feststellen, dass eine Unternehmensgründung mehr ist, als nur ein neues Produkt oder eine Dienstleistung am Markt zu platzieren. Die Ursachen für das Scheitern eines jungen Unternehmens in den ersten fünf Jahren sind branchenübergreifend meist in wenigen Punkten zu finden. Diese neun „Kardinalfehler“ lassen sich aber mit Weitsicht und konsequentem Handeln vermeiden.

1. Kein Gründerfahrplan, kein Berater

Jeder angehende Unternehmer wird sich im Vorfeld bei Verbänden, Kammern oder einfach im Internet über die Gründungsmöglichkeiten informieren. Die Gefahr der Informationsüberflutung ist allerdings groß. Mit einem qualifizierten Berater können relevante Fragen der anstehenden Gründung erörtert werden. Gemeinsam sollte ein Gründerfahrplan erarbeitet werden, der die wesentlichen Schritte der Umsetzung klar umreißt. Der Berater sorgt auch dafür, dass der Gründer bei seiner Kernkompetenz bleibt und sich nicht in anderen Nebensächlichkeiten verliert. Gerade in rechtlichen Fragen, zum Beispiel bei Wahl der Rechtsform des Unternehmens oder bei Ausarbeitung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen sind Berater unverzichtbar.

2. Die Geschäftsidee ist noch nicht ausgereift

Eine gute Idee allein macht noch kein erfolgreiches Unternehmen. Brancheninformationen müssen gesammelt und analysiert werden. Ein umfassender Blick auf die Geschäftstätigkeiten der möglichen Konkurrenz ist überlebenswichtig. Gegebenenfalls ist es nach erfolgter Marktforschung sinnvoller, von der Geschäftsidee ein Stück weit abzurücken und Nischen zu besetzen. Auch hier wird ein Berater unterstützend mitarbeiten.

3. Businessplan basiert auf falschen Fakten

Der Businessplan ist mehr, als das notwendige gedruckte Konzept, um Finanzierungen oder Fördermittel zu erhalten. Alle Zahlen und Fakten in diesem Plan müssen der Realität entsprechen. Hierzu gehört auch die Antwort auf die Frage, warum die Leistung des eigenen Unternehmens dem Kunden einen einzigartigen Vorteil bringt. Der Businessplan ist das Kernstück der Gründung und sollte auch so ernsthaft erstellt werden.

4. Kapitalbedarf ist falsch kalkuliert

Nur in den seltensten Fällen wird eine Gründung allein aus Eigenmitteln finanziert. Fremd- oder Fördermittel sind erforderlich. Bei der Berechnung der benötigten Mittel werden zu oft die Kosten für Mitarbeiter oder die eigene Lebenshaltung vernachlässigt. Auch diese Kosten sind als Anlaufkosten zu berücksichtigen. Gleichzeitig sollte bedacht werden, dass es eine bestimmte Zeit erfordert, bis die ersten Umsätze erzielt werden. Ein zu hoher Warenbestand ist ein häufiger Fehler und erfordert unnötigen Kapitalbedarf. Gleiches gilt für andere Investitionsgüter. Manchmal ist ein gebrauchtes Gerät zunächst sinnvoller. Dass das Thema „Startkapital“ grundsätzlich die größte Hürde bei einem Schritt in die Selbständigkeit darstellt, zeigt die folgende Meinungsumfrage.

Umfrage 2010: „Welche der folgenden Aspekte sind Ihrer Meinung nach Hürden für den Schritt in die Selbstständigkeit?“

5. Fehler in Marketing und Vertrieb

Marketing ist kein Buch mit sieben Siegeln. Dennoch wird dieser für den Absatz wichtige Bereich oft falsch eingeschätzt. Ein Übermaß an Werbung ist ebenso wenig eine Lösung, wie das gelegentliche Verteilen von Streuartikeln, zum Beispiel in Form von Kugelschreibern. Trotz überragender Produkte und Dienstleistungen liegt hier oft der Grund für mangelnde Absatzzahlen. Gerade in diesem Bereich sollten unerfahrene Gründer auf die Hilfe von Experten zurückgreifen.Vor allem, wenn es um das Finden der richtigen Zielgruppe geht. Gleiches gilt für den Vertrieb. Ein gut strukturierter Vertrieb wird nicht nur Kunden akquirieren, er wird auch Kunden halten, was häufig viel schwieriger ist. Das permanente Nachfassen ist Aufgabe eines guten Vertriebes. Das Zusammenspiel von Marketing und Vertrieb ist entscheidend für das erfolgreiche Positionieren am Markt.

6. Kunden werden nicht professionell behandelt

Eine gute Beziehung zu den Kunden ist wichtig, nur so werden diese eine Empfehlung an weitere Kunden aussprechen. Das Verhältnis sollte aber immer professionell und freundlich bleiben. Dies gilt ganz besonders für schwierige Kunden. Oftmals ist es allerdings besser, einen Kunden, der überhaupt nicht auf der eigenen Wellenlänge liegt, abzulehnen. Im schlimmsten Fall wird die negative Stimmung über diesen Kunden an Mitarbeitern oder anderen Kunden ausgelassen. Sorgfalt bei Auswahl und Behandlung der Kunden ist die Basis für Erfolg.

7. Unzureichendes Controlling

Sehr häufig werden von Gründern Fehler im Controlling begangen. Die richtige Kalkulation der Einkaufs- und Verkaufspreise benötigt Zeit und eine akribische Durchführung. Genauso bedeutend ist es, künftige unternehmerische Entscheidungen aus der Überprüfung der einzelnen Unternehmensbereiche abzuleiten. Diese wichtigen Aufgaben der Unternehmensführung – das regelmäßige Vergleichen der Ziele mit dem Erreichten und die Erarbeitung von Maßnahmen für die Verbesserung – werden oft vernachlässigt oder nicht intensiv genug betrieben.

8. Das Problem des Zeitmanagements

Kein Fehler wird von Existenzgründern häufiger begangen, als die mangelhafte zeitliche Einteilung des Tages. Der Blick für das Wesentliche fehlt häufig. Anstatt zu erkennen, welche Dinge zwingend erledigt werden müssen, um den Erfolg des Unternehmens nicht zu gefährden, werden Belanglosigkeiten tagesfüllend vorgezogen. Dieser Effekt ist nicht nur in der Anlaufphase der Existenzgründung zu beobachten, sondern bereits in der Vorbereitung auf den Start. Die Koordination von wichtigen Aufgaben, Ablauf- und Termintreue sind elementare Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Unternehmung.

9. Eigene Freiräume werden nicht eingeplant

Kein Unternehmer wird erfolgreich sein, wenn er sieben Tage die Woche rund um die Uhr arbeitet. Konsequentes Arbeiten braucht Kraft und neue Ideen. Diese Kraft muss in der Freizeit getankt werden. Diese Freiräume müssen geschaffen und flexibel eingeplant werden. Ein wohlorganisierter Arbeitsablauf ermöglicht dies, selbst wenn der Freiraum aufgrund von Termindruck einmal nach hinten verschoben werden muss.

Tipps für die Praxis

Der Facettenreichtum der Selbstständigkeit ist groß. Viele Existenzgründer unterschätzen dies. Kernkompetenz bleibt immer das oberste Gebot eines Gründers, für alles andere kann und sollte zunächst auf Hilfe und Erfahrung zurückgegriffen werden. Mit Geduld, den richtigen Beratern und dem Vermeiden beliebter „Anfängerfehler“ wird einer erfolgreichen Zukunft des Unternehmens nichts im Wege stehen.

(Bild: © Jürgen Buxmann)

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