Website-Icon unternehmer.de | Tipps für KMU und Startup

Wahrnehmungs- und Urteilsfehler bei der hybriden Zusammenarbeit vermeiden

Hybride Zusammenarbeit: Mehrere Personen reden während eines Online-Meetings.

Wahrnehmungs- und Urteilsfehler bei der hybriden Zusammenarbeit vermeiden - Foto: © Nuthawut - stock.adobe.com

Viele Probleme bei der hybriden und virtuellen Zusammenarbeit haben einen psychologischen Ursprung. Diesen sollte man kennen, um für sich selbst und andere die optimale Lern- und Arbeitsumgebung zu schaffen.

Eine typische Herausforderung bei der hybriden und virtuellen Zusammenarbeit ist der sogenannte Proximity Bias. Mit diesem Begriff wird eine Urteilsverzerrung des menschlichen Gehirns bezeichnet, die dazu führt, dass wir das zu bevorzugen, was uns räumlich näher ist. So mögen Menschen zum Beispiel Personen, die ihnen räumlich näher sind, tendenziell mehr als jene, die weiter entfernt von ihnen sind. Außerdem erachten sie ihre Meinungen sowie Wünsche und Bedürfnisse oft als wichtiger und beziehen sie eher in ihre Handlungen ein.

Räumliche Nähe kann Bevorzugung bewirken

Dieses psychologische Phänomen kann im Betriebsalltag unter anderem dazu führen, dass Mitarbeitende im Homeoffice

Wie verbreitet Proximity Bias ist, zeigt sich, wenn man mit Menschen spricht, die primär im Homeoffice oder fern der Unternehmenszentrale arbeiten. Dann äußern diese recht häufig den Eindruck oder Verdacht, dass im Betrieb Dinge besprochen und verabredet werden, von denen sie im Homeoffice nichts oder nur am Rande etwas mitbekommen. Unter anderem deshalb fühlen sich nicht selten außen vor gelassen.

Und selbst wenn ihre Vermutung unzutreffend ist, so zeugt die Tatsache, dass sie einen solchen Verdacht artikulieren, doch von einer persönlichen Verunsicherung. Auch dies ist eine Folge des psychologischen Wahrnehmungsphänomen Proximity Bias, das zu besagter Urteilsverzerrung des menschlichen Gehirns führt.

EXTRA: Homeoffice oder Coworking? Ideen für’s passende Büro!

Mitarbeiter im Homeoffice wollen Vertrauen spüren

In hybriden und virtuellen Arbeitsumgebungen kann der Proximity Bias außerdem zu der falschen Annahme führen, Mitarbeitende, die im Büro arbeiten, seien produktiver und loyaler als ihre weiter entfernt arbeitenden Teamkollegen. Wird dieses Phänomen ignoriert, riskieren Unternehmen, dass Mitarbeitende im Büro bereits aufgrund ihrer bloßen Anwesenheit ein höheres Vertrauen ihrer Führungskräfte genießen und deshalb zum Beispiel auch bessere (Aufstiegs-)Chancen haben. Das heißt, sie werden aufgrund der größeren Vertrautheit mit ihnen bei der Verteilung von Verantwortlichkeiten, Beförderungen und Belohnungen eher berücksichtigt. Das wirkt sich, sofern dies die Mitarbeitenden zum Beispiel im Homeoffice real registrieren oder auch nur befürchten, negativ auf deren Motivation aus.

Deshalb gilt es das Bewusstsein der Führungskräfte, aber auch Mitarbeitenden für dieses psychologische Phänomen zu schärfen, denn es spielt nicht nur in der Beziehung Führungskraft-Mitarbeiter, sondern auch in der Beziehung der Mitarbeitenden untereinander eine Rolle.

EXTRA: Homeoffice Gadgets: 5 Tipps für die Arbeit von Zuhause

Dem „Proximity Bias“ entgegenwirken

Wie kann man also diesem Phänomen entgegenwirken. Hier einige Tipps und Hinweise.

EXTRA: Effizient arbeiten & wohlfühlen: Tipps für die Homeoffice-Gestaltung

An die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden appellieren

Wichtig ist es aber auch, allen Teammitgliedern immer wieder zu vermitteln, dass sie auch selbst zumindest mitverantwortlich sind, wie sichtbar sie und Leistungen sind. Gerade Mitarbeitende im Homeoffice benötigen auch ein Bewusstsein dafür, dass sie zuweilen auch selbst die Initiative ergreifen müssen, um beim mobilen Arbeiten nicht in Vergessenheit zu geraten. Loben Sie deshalb in (Online-)Meetings als Führungskraft gezielt auch einzelne Mitarbeitende für ihre Initiativen mit Ihnen oder Kollegen in einen Dialog zu treten. Das wirkt sich auch auf das Verhalten der anderen Teammitglieder aus.

Die mobile Version verlassen