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Ob nun Käufer, Verkäufer oder alle Fachleute, die in der Immobilienbranche tätig sind – aktuell stellt sich die bange Frage, wie es mit dem Immobilienmarkt in Berlin weitergeht. Die Zinsen sind stark angestiegen und haben die potenzielle Rendite bei Immobilienkäufen deutlich geschmälert. Doch wie wirkt sich dies auf die Nachfrage aus? Kann die Branche weiterhin einen Boom verzeichnen oder schwächt sich das Wachstum erheblich ab? Lohnen sich somit auch gewerbliche Investments noch oder sollten Interessenten eher Abstand nehmen? In unserem Interview haben wir mit Sabrina Pretzel und Frank Schröter, der Geschäftsführung der BSK Immobilien GmbH, über den Immobilienmarkt in Berlin gesprochen.

Redaktion: Die Rahmenbedingungen für den deutschen Immobilienmarkt haben sich ja im Jahresverlauf erheblich verändert. Wie sehen diese im Detail aus?

Sabrina Pretzel: Dass wir vor völlig neuen Rahmenbedingungen stehen, ist zweifellos richtig. Die Zinsen für die Finanzierung von Immobilien haben erheblich angezogen. Im letzten Jahr waren Immobilienfinanzierungen noch zu deutlich niedrigeren Zinssätzen möglich. Dies betrifft häufig vor allem Privatkunden, die ihr Eigenheim finanzieren möchten.

In Bezug auf eine Immobilie kaufen als Investment für Unternehmen gibt es hingegen beim Neubau Probleme: Die weltpolitische Situation rund um den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Rohstoffprobleme sorgen für Knappheit bei Baumitteln. Im Zusammenspiel mit der Inflation kann dies die Situation am Immobilienmarkt durchaus verschärfen.

Redaktion: Angesichts dieser Vorzeichen könnte es doch durchaus zu einer Preisreduktion für Immobilien kommen. Lohnt sich jetzt also der Einstieg für Unternehmen?

Sabrina Pretzel: Der Immobilienmarkt reagiert aktuell sehr robust auf die neuen Rahmenbedingungen. Insbesondere in Berlin erleben wir aktuell eher weiteren Druck auf den Wohnungsmarkt und eine Stagnation der Angebotspreise – insbesondere bei Eigentumswohnungen. Laut Preiskompass liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis bei 5.171 Euro. Aus meiner Sicht sorgt dies weiterhin für spannende Investitionsmöglichkeiten.

Dazu kommt die Tatsache, dass in Berlin nach wie vor zu wenig in den Wohnungsbau investiert wird. Der Kampf um die Bestandsimmobilien sorgt gleichzeitig dafür, dass diese auch mittel- bis langfristig eine attraktive Wertentwicklung mitbringen. Daraus ergeben sich somit interessante Renditemöglichkeiten.

Redaktion: Was macht den Immobilienmarkt in Berlin so besonders?

Sabrina Pretzel: Die nach wie vor recht hohe Nachfrage nach Immobilien in Berlin hat vor allem zwei Gründe. Zum einen hat Berlin von allen Metropolen in Deutschland und Europa immer noch einen großen Nachholbedarf. Hier begann der Immobilienboom erst deutlich später und es ist zu beobachten, dass der Markt mittlerweile eine ähnliche Richtung einschlägt wie viele europäischen Metropolen.

Zum anderen gehört Berlin immer noch zu den Wachstumsregionen. Immer mehr Menschen möchten in der Metropolregion leben. So lag die Einwohnerzahl Ende 2021 wieder um 5.500 Personen höher als Ende 2020. Der Berliner Senat erwartet bis 2030 eine Bevölkerungszahl von ca. 3,9 Millionen Menschen. Mehr Einwohner brauchen mehr Wohnraum, sorgen aber auch für Nachfrage-Effekte, die die wirtschaftliche Dynamik erhöhen. Dieses Zusammenspiel aus verschiedenen Faktoren beschreibt die besondere Situation in Berlin sehr gut.

Redaktion: Der Immobilienmarkt in Berlin stellt nach wie vor eine interessante Möglichkeit für Investments dar. Doch was sollten Unternehmen beachten, die hier aktiv werden wollen?

Frank Schröter: Wer erfolgreich in den Immobilienmarkt in Berlin investieren möchte, sollte sich vorher mit den Besonderheiten der Hauptstadt beschäftigen. Berlin ist nicht eine Stadt, sondern besteht aus vielen verschiedenen Kiezen und Stadtteilen, die jeweils vollkommen unterschiedliche Rahmenbedingungen mit sich bringen. Das äußert sich auch in einem sehr differenzierten Preisniveau. Ohne eine gewisse Marktkenntnis – oder entsprechende Experten – dürfte es deutlich schwerer sein, in Berlin zu punkten.

Redaktion: Wo würden Sie aktuell nach interessanten Investments in Berlin suchen?

Frank Schröter: Ich würde mich zunächst nicht nur auf die Stadt selbst fokussieren. Berlin hat auch einen Speckgürtel mit sehr interessanten Immobilienlagen. Wenngleich die Märkte dort ebenfalls anzogen, liegt das Preisniveau noch etwas niedriger als in den beliebten Bezirken Berlin-Mitte, Wilmersdorf, Pankow und Charlottenburg. Dazu kommen die beliebten Szene-Kieze in Neukölln oder Wedding, die ihrerseits auch spannende Möglichkeiten bieten.

Redaktion: Bauen oder kaufen – was ist aktuell in Berlin die bessere Option?

Frank Schröter: Aufgrund der schwierigen Lage in Bezug auf Baustoffe und Fachkräftemangel ist es aktuell sicherlich einfacher, in Bestandsimmobilien zu investieren. Dies gilt vor allem dann, wenn ein solches Investment nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens gehört. Andernfalls kommt es immer auf den Einzelfall an: Einige Projekte lassen sich mitunter nur verwirklichen, wenn dafür ein entsprechendes Bauprojekt ins Leben gerufen wird. In diesem Fall sollte die Projektdauer jedoch von vornherein etwas großzügiger kalkuliert werden, um später keine bösen Überraschungen zu erleben.

Redaktion: Vielen Dank für das Interview!

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Hanna Kern

Hanna Kern ist Businesscoach und begleitet bereits seit zehn Jahren kleine und mittelständische Unternehmen. Sie analysiert Prozesse, deckt verborgene Potentiale auf und hilft, Teams zu bilden und sie voranzutreiben. Sie beschäftigt sich insbesondere auch mit der neuen Arbeitsrealität, die sich seit der Coronapandemie entwickelt hat.

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