Skip to main content

Überstunden gehören für über 4,6 Millionen Beschäftigte zum völlig normalen Alltag – das ergab eine Befragung des Statistischen Bundesamts in 2024. 7,5 Prozent leisten sogar mehr als 48 Stunden pro Woche, wobei Männer fast doppelt so häufig wie Frauen die 48-Stunden-Grenze überschritten. Doch gut fühlt sich wohl kaum einer damit. Überstunden können auslaugen, den Kopf leer machen und den Rücken schmerzen lassen. Vor allem in der Finanz- und Versicherungsbranche sei der Anteil laut Statistischem Bundesamt besonders hoch, dicht gefolgt von der Energieversorgung. Eine Studie aus Südkorea zeigt: Langfristig können Überstunden die Gehirnstruktur verändern. Welche Konsequenzen das konkret haben kann, ist bisher unklar – doch die ersten Interpretationen verheißen nichts Gutes.

Auch spannend für dich:

Was fanden die Forscher in der Studie heraus?

Forscher der südkoreanischen Universitäten Yonsei, Chung-Ang und Pusan haben erstmals untersucht, wie Arbeitszeit das menschliche Gehirn beeinflussen kann – und sind dabei auch bahnbrechend Ergebnisse gestoßen. Ziel der Forschung war es, der Frage nachzugehen, wie sich Überstunden auf die kognitiven und emotionalen Gehirnstrukturen auswirken. Dafür erstellten sie Bilder von Gehirnen von 110 Pflegekräften mittels Magnetresonanztomografie und analysierten diese.

In Südkorea ist die gesetzlich festgelegte Wochenarbeitszeit mit 52 möglichen Stunden vergleichsweise hoch. Dennoch haben 32 der 110 Pflegekräfte sogar noch mehr Stunden darüber hinaus gearbeitet. Bei ihren Untersuchungen stellten die Wissenschaftler fest, dass bestimmte Hirnareale der Vielarbeitenden sich erheblich vergrößert hatten. Vor allem die Bereiche, die für das Treffen von Entscheidungen oder die Steuerung von Emotionen und Empathie wichtig sind.

Langzeit-Folgen sind bisher unklar

Antworten darauf, was für Auswirkungen Überstunden langfristig auf die Gehirnstruktur haben können, haben die Forscher bisher noch nicht. In der Studie weisen sie allerdings darauf hin, dass schon vorherige Studien belegt haben, dass Veränderungen im Gehirn in einem solchen Ausmaß potenzielle Gesundheitsrisiken bergen können. Dazu zählen unter anderem Probleme bei der Emotionsregulation, kognitive Schwierigkeiten sowie psychische Erkrankungen – darunter auch Depressionen und Angst.

Die Forscher mahnen allerdings, dass solche Schlüsse nicht zu voreilig gezogen werden sollten. Eine andere Lesart der Ergebnisse lässt auch die Schlussfolgerung zu, dass die Gehirne lediglich versuchen, sich an die neuen Bedingungen anzupassen. Für ein abschließendes Urteil brauche es daher vor allem nachfolgende Langzeitstudien. Dabei müssten auch andere Faktoren wie der Lebensstil mit einbezogen werden, um ein klareres Bild zu erhalten. Bei der Forschung stehe man noch immer am Anfang, so die Wissenschaftler.

Überstunden erschöpfen – doch bestimmte Faktoren helfen

Überarbeitung durch zu viele Überstunden kann auch zu akuten Erschöpfungszuständen führen, wie auch eine Untersuchung des IW Köln zeigt. Bei rund 12 Prozent der Beschäftigten mit mehr als 48 Stunden pro Woche sind solche Fälle deutlich häufiger aufgetreten als bei Personen mit weniger Wochenstunden. Das heißt allerdings nicht, dass Überstunden an sich schon schädlich sind: Die Studie zeigt auch, dass Faktoren wie der Handlungsspielraum eine wichtige Rolle beim Ausmaß der Symptome spielen.

Das könnte bedeuten, dass die Arbeitsweise einen ebenso großen Einfluss auf die Gesundheit hat wie die Anzahl der Arbeitsstunden selbst. Soll heißen: Wer seine Arbeit einigermaßen nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten kann, der könnte dabei durchaus belastbarer sein als andere, die nur nach fremden Anweisungen agieren dürfen. Fakt ist: Autonomie ist ein ganz wesentlicher Faktor für intrinsische Motivation – je freier wir arbeiten, desto besser geht es uns gesundheitlich.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply