Deutschlands Mittelstand steht vor einer dramatischen Nachfolge-Krise. Rund 231.000 mittelständische Unternehmer planen laut einer KfW-Umfrage, ihre Betriebe bis Ende dieses Jahres aufzugeben. Der Grund: Sie finden keine geeigneten Nachfolger für ihre Firmen. Die Zahl der betroffenen Unternehmen ist gegenüber dem Vorjahr um 67.500 gestiegen. Nie zuvor haben so viele kleine und mittlere Betriebe erwogen, ihre Geschäftstätigkeit einzustellen, wie KfW-Mittelstandsexperte Michael Schwartz betont. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt vor noch gravierenderen Folgen. DIHK-Präsident Peter Adrian befürchtet, dass bis zum Ende des Jahrzehnts mehr als eine Viertelmillion Unternehmen vor dem Aus stehen könnten. Gleichzeitig sei das Interesse an Unternehmensgründungen auf einem historischen Tiefstand.
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Demografischer Wandel verschärft die Krise
Der Hauptgrund für die Nachfolge-Problematik ist der demografische Wandel. Mehr als die Hälfte der Mittelständler ist heute über 55 Jahre alt. Vor zehn Jahren lag dieser Anteil noch bei nur 20 Prozent. Die Überalterung der Unternehmensführung schreitet schneller voran als in der Gesamtbevölkerung. 39 Prozent der Mittelstandschefs sind bereits 60 Jahre oder älter, während es in der deutschen Gesamtbevölkerung nur 30 Prozent sind. Damit sind die Chefetagen überproportional älter.
Das Durchschnittsalter der Unternehmer, die ihre Betriebe übergeben wollen, stieg auf 63 Jahre. Gleichzeitig verschärft der Fachkräftemangel die Situation zusätzlich. Es fehlen qualifizierte Kandidaten für Führungspositionen, während größere Unternehmen mit attraktiveren Gehaltspaketen um die wenigen verfügbaren Talente konkurrieren.
Wirtschaftliche Folgen für Deutschland
Die Nachfolge-Krise bedroht nicht nur Arbeitsplätze, sondern schwächt Deutschlands gesamte Wirtschaftsposition, warnt Marc S. Tenbieg vom DMB Mittelstandsverband. Der Mittelstand erwirtschaftet mehr als die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung und stellt fast 60 Prozent aller Arbeitsplätze. Die fehlende Nachfolgeplanung führt zu massiven Investitionsrückständen. Carsten Brzeski von ING verweist auf Studien, die einen Investitionsstau von 400 bis 600 Millionen Euro in den letzten zehn Jahren belegen. Unternehmer halten Investitionen zurück, wenn die Zukunft ihrer Betriebe ungeklärt ist. Besonders problematisch: Fast alle größeren Firmen sind auf kleine Zulieferbetriebe angewiesen, die kaum zu ersetzen wären. Mit jedem kleinen Unternehmen, das verschwindet, wird das Fundament der deutschen Wirtschaft fragiler.
Konkrete Beispiele zeigen das Dilemma
Rudolf Kiessling steht exemplarisch für das Problem vieler Mittelständler. Der 62-jährige Inhaber eines Heizungs- und Klimatechnikbetriebs findet keinen Nachfolger für sein Unternehmen. Sein Sohn hat sich beruflich anders orientiert, und potenzielle Mitarbeiter scheuen die Verantwortung. Die psychologischen Hürden beim Unternehmensverkauf sind erheblich. Holger Wassermann, Experte für Unternehmensnachfolgen, erklärt, dass Psychologie mindestens zwei Drittel der Überlegungen bei Mittelstandsverkäufen ausmacht. Für viele Unternehmer fühle sich ihre Firma wie ein Körperteil an – sie zu verkaufen sei wie einen Arm zu verlieren. Umfragen zeigen, dass junge Menschen zwar durchaus über eine Tätigkeit als Selbständige nachdenken – doch nur die wenigsten setzen diese Überlegungen in die Praxis um. Oft stellen vor allem wirtschaftliche Unsicherheiten und Bedenken die größte Hürde dar.
Lösungsansätze und politische Forderungen
DIHK-Präsident Peter Adrian fordert von der Bundesregierung dringende Maßnahmen zur Rettung des Mittelstands. Die neue Regierung müsse den Weg in die Selbstständigkeit deutlich attraktiver gestalten. Adrian verlangt raschen und spürbaren Bürokratieabbau sowie Erleichterungen auf breiter Front. Konkret nennt der DIHK-Chef Entlastungen bei Energie- und Arbeitskosten sowie Steuersenkungen.
Kritik kommt von der Kommission für Unternehmensnachfolge des BVMW. Deren Vorsitzender Benno Packi bemängelt, dass im Koalitionsvertrag der neuen Regierung der Begriff „Unternehmensnachfolge“ gar nicht vorkomme. Die Kommission hatte vor der Wahl Steueranreize für Betriebsübergaben und bessere Finanzierungsbedingungen empfohlen. Das Wirtschaftsministerium verweist wiederum auf bestehende Unterstützungsmaßnahmen wie die kostenlose Vermittlungsplattform nexxt-change.org und zinsvergünstigte Kredite.
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