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Mit der Ausbildung in Teilzeit bieten viele Unternehmen nun mittlerweile ein neues Arbeitsmodell an, dass dem Fachkräftemangel den Kampf ansagt. Es ist vor allem ein Ansatz, um junge Menschen für den Arbeitsmarkt zu gewinnen. Denn das scheitert oft nicht an mangelndem Interesse an Ausbildungsplätzen, sondern vor allem an den Lebensentwürfen junger Menschen, die sich mit der Zeit wieder gewandelt haben. Vor allem junge Frauen mit Kindern können sich für das Modell begeistern. Bisher beträgt der Anteil an Azubis, die eine Ausbildung in Teilzeit machen, bundesweit nur 0,5 Prozent. Doch die Maßnahme ist wichtig – denn laut dem 2024 veröffentlichten Report des Bundesinstituts für Berufsbildung haben derzeit fast drei Millionen Frauen und Männer zwischen 20 und 34 Jahren keinen Berufsabschluss. Das entspricht einem Anteil von etwa 19 Prozent der Altersgruppe.

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Ausbildung in Teilzeit fördert vor allem junge Mütter

Ein großer Anteil junger Menschen ohne jeglichen Berufsabschluss – die Folgen für die Wirtschaft und Gesellschaft sind naheliegend: Ohne eine Ausbildung drohen Arbeitslosigkeit, Armut und Perspektivlosigkeit. Als Gegenmaßnahme testen derzeit viele Unternehmen die Ausbildung in Teilzeit. Sie versprechen sich von dieser, mehr junge Menschen mit unkonventionellen Lebensläufen und -entwürfen zu erreichen. Diesen soll mit der Ausbildung der Eintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert werden.

Ein gutes Beispiel findet sich in einer „Welt“-Reportage zum Thema: Die heute 27-Jährige Nicole Ferreira ist jung Mutter geworden, eine Ausbildung zur Krankenpflegerin musste sie abbrechen. Beruflich und privat hat sich Ferreira zwischenzeitlich neu orientiert. Mittlerweile macht sie eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation: Wie andere Auszubildende geht sie zwei Tage die Woche in die Berufsschule, die restlichen Tage lässt sie sich in ihrem Unternehmen ausbilden. Statt acht Stunden pro Tag arbeitet sie allerdings nur sechs Stunden – ein Umstand, der ihr dabei hilft, ihren beruflichen und familiären Alltag parallel zu meistern.

Auch ihre Ausbilderinnen wissen das Modell zu schätzen. „Bei uns absolvieren meist junge Mütter die Ausbildung in Teilzeit. Und wir merken, dass sie anders im Leben stehen, sehr viel mehr Verantwortung empfinden und übernehmen“, heißt es etwa von der Referentin Franziska Wernicke. Die Inhalte und Prüfungen in der Ausbildung bleiben natürlich für alle Auszubildenden gleich, ganz egal ob in Voll- oder Teilzeit.

Servicecenter Teilzeitausbildung fördert junge Menschen

Neben Müttern ist die Ausbildung auch für Menschen interessant, die etwa Angehörige pflegen, selbst an einer Erkrankung leiden, nebenbei eine weitere Erwerbstätigkeit ausführen oder einen Sprachkurs absolvieren. Diese Gruppen haben es auf dem klassischen Arbeitsmarkt in der Regel schwerer. Daher ist die Ausbildung in Teilzeit eine praktische Alternative, die denen hilft, eine Ausbildung abzuschließen, die dies sonst nicht schaffen würden. Neben der Agentur für Arbeit fördert auch das Servicecenter Teilzeitausbildung diese Menschen dabei, den richtigen Ausbildungsplatz zu finden und die Ausbildung auf ihre Bedürfnisse, Qualifikationen, Stärken und Schwächen abzustimmen. Das Servicecenter unterstützt auch bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, der Anerkennung von Abschlüssen, der Kinderbetreuung und bei finanziellen Problemen. Im Idealfall führt diese Rundumbetreuung dann zu einem Vorstellungsgespräch – und anschließend zum Ausbildungsvertrag. Das Servicecenter bleibt auch darüber hinaus Ansprechpartner für die Teilzeit-Azubis, um Abbrüchen vorzubeugen.

Diese Vorteile bringen Ausbildungen in Teilzeit Unternehmen

Und wie hilft das den Unternehmen? Tatsächlich gibt es mehrere positive Aspekte: Zum einen öffnet sich so ein größerer Bewerberpool. Das ist von Vorteil, da auch außergewöhnliche und sehr vielversprechende Talente unter den jungen Menschen sind, die ohne eine Ausbildung in Teilzeit nie auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen würden. Zudem sind die Teilzeitauszubildenden häufig enorm motiviert, sich in ihrer Ausbildung ins Zeug zu legen. Teilzeitstellen sind selten – wer eine findet, muss sich daher umso mehr bemühen, diese behalten zu können. Auch die Diversität im Unternehmen kann potenziell zunehmen, da Ausbildungen in Teilzeit vor allem von strukturell Benachteiligten in Anspruch genommen werden. Je größer die Vielfalt, desto mehr Perspektiven können zum Ausdruck gebracht werden. Damit steigt auch die Innovationskraft.

Was muss bei der Umsetzung im Betrieb beachtet werden?

Voraussetzung für eine Ausbildung in Teilzeit ist allerdings die Klärung der innerbetrieblichen Rahmenbedingungen. So müssen etwa die wöchentlichen Arbeitszeiten im Betrieb und die Anrechnung der Berufsschulzeiten abgesprochen werden. Eine Hürde gibt es leider noch: Die Handelskammer verlängert die Ausbildungszeit von Auszubildenden in Teilzeit. Je nach Alter und Vorbildung kann diese zwar verkürzt werden, dies würde allerdings eine individuelle Prüfung und Bewertung erfordern. Das ist besonders für die Auszubildenden eine Herausforderung. Daher sollten die Betriebe sich bemühen, die Teilzeit-Azubis zu fördern und ihnen entgegenzukommen.

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