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In Deutschland verdienen Frauen rund ein Sechstel weniger als Männer: Die Gender Pay Gap klafft derzeit noch immer weit auseinander. Arbeitnehmerinnen verdienen im Durchschnitt etwa 16 Prozent weniger als Männer. Auf auf EU-Ebene, für die bis 2022 Daten vorliegen, bleibt Deutschland weiterhin eines der Schlusslichter. Der EU-Durchschnitt liegt derzeit bei 12,7 Prozent. Doch die Lücke betrifft nicht nur Arbeitnehmerinnen, sondern auch Gründerinnen von Startups. Eine Studie von EY, die der Nachrichtenagentur dpa vorliegt, zeigt, dass die Schere zwischen den Geschlechtern sich bei Startups sogar weitet. Der bisher ohnehin schon geringe Anteil an Gründungen durch Frauen hat sich im vergangenen Jahr nochmals halbiert.

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Gender Pay Gap wird bei Startups größer

Noch 2023 gingen knapp zwei Prozent des Risikokapitals an Startups, die ausschließlich Gründerinnen hatten. 2024 fiel der Anteil unter ein Prozent. Den Berechnungen von EY zufolge waren es im vergangenen Jahr nur noch rund 43 Millionen Euro, die in die Projekte von Gründerinnen flossen. Zum Vergleich: Startups mit ausschließlich männlichen Teams erhielten 2024 Wagniskapital in Höhe von 6,2 Milliarden Euro. Damit erhielten sie 1,3 Milliarden Euro mehr als 2023 und machen mittlerweile 88 Prozent aller Startups aus. Gemischte Teams hingegen erhielten rund 834 Millionen Euro (knapp zwölf Prozent) des Risikokapitals. Damit wird die Startup-Kultur wieder vermehrt zu einem männlich dominierten Phänomen. Thomas Prüver, Partner bei EY, spricht von einem „Rückschritt statt Fortschritt“. Das sei enttäuschend, denn 2024 konnte der Markt sich nach den insbesondere für Jungunternehmen herausfordernden letzten Jahren endlich wieder stabilisieren.

Frauen sind im Tech-Bereich unterrepräsentiert

Deutlicher wird die Lage, wenn man sich vor allem die großen Summen anschaut: Den Zahlen von EY zufolge lag der Frauenanteil an Startups, die 2024 Geld erhielten, bei insgesamt 10,6 Prozent. Bei den Startups, die eine Finanzierung von mindestens 50 Millionen Euro bekamen, betrug der Frauenanteil in Gründungsteams nur noch 7,1 Prozent. Dabei ist die Beteiligung ohnehin gering – höhere Anteile sind vor allem in den Sektoren Agrar-Tech (25 Prozent), E-Commerce (23 Prozent) und Bildung (21,6 Prozent) konzentriert. In den Sektoren Software & Analytics (7,4 Prozent), Finanzen/Versicherungen (4,5 Prozent), Energie (3,2 Prozent) und Hardware (2,9 Prozent) ist der Frauenanteil extrem gering. Dabei sind es auch diese Sektoren, die das meiste Kapital einstreichen. Das sieht auch Prüver: „Bei Technologie-Startups, die aktuell sehr viel Kapital einsammeln und der wichtigste Wachstumsmotor der Szene sind, sind Frauen nur sehr selten in den Gründungsteams vertreten.“

Hürden für Gründerinnen müssen abgebaut werden

Gründe für die Gender Pay Gap und die geringe Beteiligung an Frauen bei Startups sind laut Franziska Teubert, Geschäftsführerin beim Startup-Verband, vor allem strukturelle Hürden. „Sei es im Bereich Vereinbarkeit von Unternehmertum und Familie, dem Zugang zu Netzwerken oder Kapital. Dabei sind Investoren, Startup-Ökosystem und Politik gleichermaßen gefordert, Hürden abzubauen und Gründerinnen zu fördern. Wir brauchen eine diverse Gründerlandschaft, um die besten Lösungen und Produkte zu entwickeln.“ Für Teubert sind die sinkenden Zahlen ein Zeichen, dass das tatsächliche Potenzial weiblicher Startups bisher einfach noch ungenutzt bleibt. Bis es eine adäquate Förderung gibt, dürfte jedoch eher eine weitere Abwanderung von Frauen aus der Gründerszene zu erwarten sein.

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