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Immer wieder stelle ich fest, wie schwierig es gerade für Mittelständler ist, zu entscheiden, wer bei einem bestimmten Problem am besten weiterhelfen kann.

„Berater, Trainer, Business Coach“, das steht auch auf meiner Visitenkarte und keiner dieser Begriffe ist für den Kunden irgendwo so eindeutig definiert, dass er klar abgrenzen könnte, wer nun in der aktuellen Situation für ihn und sein Unternehmen der richtige ist.

Vollkommen wird die Unklarheit meist spätestens, wenn auch noch Teamtraining und Team Coaching mit ins Spiel kommen. Schließlich kann bei Konflikten auch noch der Mediator der richtige Ansprechpartner sein.

Natürlich sind in der Praxis die Übergänge durchaus fließend und die eigene Erfahrung spielt eine wichtige Rolle. Dabei sind sowohl Lebens-, Management-, Führungs- und Krisenerfahrung je nach Rolle und Situation wichtig. Ein Rollenwechsel kann in der praktischen Arbeit immer wieder mal erforderlich sein, dennoch ist es im Sinne der Professionalität wichtig, dies klar anzusprechen und die Rollen für beide Seiten ganz bewusst zu wechseln. Wer alles kann und auch kreuz und quer anwendet, wird selten qualitativ hochwertige Arbeit abliefern.

Überrascht habe ich festgestellt, dass gerade auf der Beraterseite teilweise Bedenken gegen den Einsatz von Business Coaches bestehen. Hintergrund ist offenbar die Befürchtung, die Beratungsergebnisse könnten in der Reflexion mit dem Klienten wieder in Frage gestellt oder gar revidiert werden. Gerade diese Bedenken sind aber in der Regel unbegründet, schon aus den unterschiedlichen Betrachtungswinkeln heraus, wie nachfolgend dargestellt.

Tipp: Bevor Sie als Unternehmer einen Dritten rufen, überlegen Sie zunächst sorgfältig, was tatsächlich Ihr Thema bzw. Problem ist und wer Ihnen aus seiner Rolle heraus am besten weiterhelfen kann. So können Sie viel Geld sparen.

1. Möglichkeit: Berater

Berater setzen im Wesentlichen ihr eigenes Wissen und ihre eigenen Erfahrungen bzw. solche, die sie in anderen Beratungsaufgaben gewonnen haben, ein. Sie erarbeiten neue Strukturen oder Konzepte für das ganze oder Teile des Unternehmens.

Berater verfügen oft über hilfreiche Vergleichswerte und Analysetools, mit denen sie Ihr Unternehmen gut einordnen und Schwachstellen aufdecken können. Am Markt finden Sie alle Formen von Beratern, von großen international aufgestellten Unternehmen mit sehr vielen Mitarbeitern bis zu Einzelunternehmern, die sich oftmals in kleinen Beratungsnischen als Experten etabliert haben. Die Auswahl des für sie passenden Beraters dürfte in erster Linie von der entsprechende Branchenexpertise und ihren finanziellen Möglichkeiten abhängen, denn die Differenzen der Tagessätze sind ebenso heterogen, wie der gesamte Markt.

2. Möglichkeit: Trainer

Trainer vermitteln im Wesentlichen fremdes Wissen und Handlungskompetenzen. Dabei stehen vielfach Verkaufs- und Abschlusstechniken, Führungsinstrumente oder natürlich Sachthemen im Fordergrund. Zunehmend finden wir auch immer mehr „Training on the Job“, dabei begleitet der Trainer im konkreten Berufsalltag und gibt aus der unmittelbaren Beobachtung heraus Tipps zur Verbesserung. Am Markt gibt es eine sehr große Vielzahl von Trainern mit unterschiedlichsten Spezialisierungen.

Viele Experten sind dabei nur mit einem oder sehr wenigen Themen am Markt unterwegs, in denen Sie besonders gut sind. Leider erlebe ich dann aber immer wieder Show-Veranstaltungen, in denen ein Thema plakativ vermittelt wird, aber Nachhaltigkeit zweifelhaft ist. Auch reicht nach meiner Erfahrung die reine Wissensvermittlung gerade bei Führungsthemen oftmals nicht aus, um die auftretenden praktischen Problemstellungen zu lösen. Hier ist dann oftmals eine weitergehende Begleitung bzw. ein Folgetraining hilfreich.

3. Möglichkeit: Teamtraining

Viele Trainer arbeiten auch im Teamtraining, bei dem Wissen und Kompetenzen an ein ganzes Team vermittelt werden. Auch stehen hier oft Fragen der Teamentwicklung, also des Umgangs miteinander, der Rollenklärung im Team, der gegenseitigen Erwartungshaltungen oder der Aufgabenverteilung im Mittelpunkt. Auch hier finden sich je nach Aufgabenstellung vielfältigste Formen, vom Seminar bis zum extravaganten Outdoor-Erlebnis.

Trainer werden oftmals auch eingesetzt, um die durch Berater entwickelten Veränderungen im Unternehmen zu vermitteln, zu etablieren und die Menschen auf dem Veränderungsprozess zu begleiten. Dies gilt insbesondere, wenn mit vielen Menschen und großen Gruppen gearbeitet werden muss.

4. Möglichkeit: Business Coaching

Business Coaching grenzt sich von Beratung und Training noch einmal sehr deutlich ab. Business Coaching ist eine lösungsorientierte und personenbezogene Personalentwicklungsmaßnahme. Sie bietet verschiedene Techniken und Methoden an, die dem Coachingnehmer dazu dienen, seine individuellen Lösungen zu finden. Dabei werden unter anderem Fragetechniken, Mentaltechniken, Visualisierungen und Ressourcentechniken eingesetzt. Coaching findet in einem absolut geschützten Persönlichkeitsraum statt – Diskretion und Individualität stehen dabei an oberster Stelle.

Es ist professionelle Begleitung auf Zeit, die sich z.B. bei Veränderungen im beruflichen oder persönlichen Umfeld, zur beruflichen Positionierung (Was will ich eigentlich wirklich?), zur persönlichen Weiterentwicklung oder Neuorientierung, bei großen Stressbelastungen oder zur Verbesserung des eigenen Führungsverhaltens bzw. der eigenen Arbeitsorganisation einsetzen lässt. Der Coach arbeitet dabei zum Wohle seines Klienten, gleichzeitig aber auch zum Besten aller Beteiligten. Er leitet den Prozess, überlässt das Finden der Lösungen aber vollständig seinem Coachingnehmer. Coaching eignet sich somit ganz besonders zur Erarbeitung dauerhaft tragfähiger individueller Lösungen für einzelne Personen.

5. Möglichkeit: Teamcoaching

Hiervon nochmals abzugrenzen ist Teamcoaching. Dabei arbeiten ein oder mehrere Coachs mit einem ganzen Team und haben neben der Teamentwicklung auch stets das Befinden und die Entwicklung eines jeden einzelnen Teammitgliedes im Auge. Möglich sind dabei auch Kombinationen aus Einzelcoaching und Teamcoaching, wobei beide Formen sich teilweise sehr gut ergänzen und zu erfolgreichen Lösungen führen.

Der Markt ist auch hier sehr heterogen, sowohl was eine Vielzahl von Ausbildungen unterschiedlichster Qualität und Tiefe als auch die Vielzahl der Verbände angeht. Aufgrund der hohen Vertraulichkeit und der oft tiefgreifenden Themen, die in vielen Fällen auch ins Privatleben hineinspielen, ist außerdem eine „gemeinsame Wellenlänge“ zwischen Coach und Coachee von großer Bedeutung. Bei der Auswahl sollte also keinesfalls nur auf rein formale Qualifikationen geachtet werden.

6. Möglichkeit: Mediator

Schließlich bleibt noch der Mediator als allparteilicher Streitschlichter kurz anzusprechen. Mediation kann helfen, belastete Beziehungen wieder zu entkrampfen und zu stabilisieren. Oft können durch den Mediator auch teure gerichtliche Auseinandersetzungen vermieden werden. Mediatoren sind dabei bewusst all- und nicht unparteiisch und versuchen zu einer Win-Win-Lösung zu führen, die auf dauerhaft tragfähigen Kompromissen aufbaut und die vor Gericht leider vielfach unvermeidliche Verliererposition vermeidet. Mediation stellt hohe Anforderungen an Methodenwissen und persönliche Eigenschaften des Mediators und setzt außerdem allseits große Vertraulichkeit voraus.

Wen auch immer Sie für Unternehmen hinzuziehen wollen: Berater, Trainer, Coach, Mediator – die Auswahl ist nicht einfach. Die Rollen sind jetzt vielleicht etwas klarer geworden.

(Bild: © shoot4u – Fotolia.com)

Mario Porten

Mario Porten war 23 Jahre für verschiedene Banken tätig. Er war dabei 15 Jahre lang in leitender Position verantwortlich, davon acht Jahre als Vorstand. Als erfahrener Praktiker kennt er die Probleme des Mittelstandes. Heute arbeitet er als Berater, Trainer und Coach. Neben Themen rund um Strategie, Personal und Führung widmet er sich mit dem Beraternetzwerk www.bankperspektive.de speziell den Problemen des Mittelstandes rund um die Hausbank. Sein Buch „Banken-Coach für den Mittelstand“ ist 2010 erschienen.

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One Comment

  • Elke Kaiser sagt:

    Danke sehr für die klare Differenzierung!
    Besonders die Unterscheidung Berater (eigenes Wissen) und Trainer (fremdes Wissen weitergeben) war mir so nicht bewußt.
    Bisher war ich der Meinung, ein Berater gibt Einzelpersonen Wissen weiter, der Trainer einer Gruppe.
    Praktisch stelle ich es mir nicht leicht vor, nur und ausschließlich eigenes Wissen anzubringen. Irgendwann hat ja jeder mal was Fremdes gelernt – mir fällt schwer, zu glauben, dass jeder immer unterscheiden kann, was davon im Moment „aus dem Oberstübchen zur Verfügung gestellt“ wird.
    Sich „Trainer und Berater“ zu nennen, ist wahrscheinlich der ehrliche Weg.

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