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Führung ist kein Spiel mit Kennzahlen und Diagrammen, sondern der direkte Umgang mit Menschen, ihren Stärken, Schwächen und Bedürfnissen. Oft wird in Unternehmen zu viel über Strategien und Prozesse geredet, während die eigentliche Frage unbeantwortet bleibt: „Wofür ziehen wir hier alle an einem Strang – und wie gehe ich mit den Menschen um, die das möglich machen?“ Wenn du Führung wirklich ernst nimmst, musst du dich mit den Menschen auseinandersetzen, nicht nur mit den Aufgaben. Denn ohne echte Wertschätzung bleibt dir nur ein Schein-Erfolg, der rasch verblasst.

Dabei ist „Menschen lieben“ kein Kitsch und auch keine weichgespülte Managementfloskel. Es heißt schlicht, dass du bereit sein musst, dein Team und jede Person darin wirklich zu verstehen und konsequent zum Erfolg zu führen – auch wenn das manchmal unangenehme Entscheidungen bedeutet.

Es ist eine bittere Wahrheit: die meisten Änderungsprozesse scheitern nicht an schlechten Konzepten und Strategien – sondern am schwachen Change-Management. Daran, dass Mitarbeiter schwach geführt werden.

Führen heißt Verantwortung für andere übernehmen, nicht Befehle zu erteilen

Verantwortung übernehmen heißt, Ergebnisse mitzutragen. Wenn etwas schiefläuft, reicht es nicht, auf die Zahlen zu verweisen oder auf „die da unten“. Zu führen bedeutet, das große Ganze zu sehen und in schwierigen Momenten vorn zu stehen. Menschen im Team wollen wissen, dass du den Kurs vorgibst und diesen auch bei Gegenwind hältst, indem du dich vor dein Team stellst.

Gleichzeitig darfst du nicht in blindes Durchregieren oder noch schlimmer ins Micromanagement verfallen.

Verantwortung haben bedeutet auch, Vertrauen zu geben. Auch Vertrauen an die Personen im Team. Wenn ich ihnen vertraue, wenn ich gute Leute im Team habe: warum soll ich sie dann im klein-klein führen? Warum soll ich sie mit Checklisten und kleinteiligen Freigaben kontrollieren? Micromanagement ist ein Zeichen von Angst oder Kontrollwahn – und beides sehr demotivierend für die, die es ertragen müssen.

Auch Druck allein bringt nur kurzfristige Ergebnisse und sorgt dafür, dass dein Team entweder in Abwehrhaltung geht oder bis zur Erschöpfung alles tut, was du sagst – ohne Eigeninitiative. Beides kann für eine Weile funktionieren, ist aber kein nachhaltiges Erfolgskonzept.

Du musst den Spagat meistern zwischen klarer Führung und dem Vertrauen, dass deine Leute selbst Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen können. Echtes Führen bedeutet, ihnen die Richtung zu zeigen und dann gezielt Raum zu lassen, damit sie sich entfalten. Das erfordert ein feines Gespür dafür, wann du eingreifen musst und wann du besser loslässt.

Bedenke: Harte Zahlen, harte Maßnahmen – das ist in brenzligen Situationen manchmal nötig. Doch genau dann wollen MitarbeiterInnen spüren, dass du die Entscheidung nicht leichtfertig triffst, sondern mit Blick auf die Menschen dahinter. Wer das verinnerlicht, wächst zu einer Leader-Persönlichkeit, der das Team gern folgt.

Konflikte und Klartext: Warum direkter Umgang die bessere Option ist

Viele Führungskräfte scheuen Konflikte, weil sie befürchten, das Team zu verunsichern oder sich selbst unbeliebt zu machen. Doch ohne Klartext kannst du keine echte Vertrauensbasis schaffen. Ein Team merkt schnell, wenn etwas nicht stimmt, und verliert Respekt vor einer Führung, die ausweicht oder Probleme schönredet.

Direkt zu sein bedeutet nicht, andere vor den Kopf zu stoßen. Es heißt, Unstimmigkeiten auszusprechen, bevor sie eskalieren. Wenn ein Mitarbeiter eine Aufgabe nicht bewältigt, solltest du das Thema nicht verschleppen. Hol ihn beiseite, frag nach den Gründen, biete Hilfe an – sei aber auch deutlich, dass dieses Problem nicht ignoriert werden kann. Das Gleiche gilt im umgekehrten Fall: Wenn jemand exzellente Arbeit leistet, sag das laut und deutlich, statt es im Rauschen des Arbeitsalltags untergehen zu lassen.

In meiner Erfahrung sind klare Entscheidungen und unverblümtes Feedback den meisten Menschen lieber als ein Herumlavieren, das verunsichert. Ob im Meeting oder im persönlichen Gespräch, dein Team erwartet, dass du Dinge benennst, wie sie sind, und gemeinsam konstruktive Lösungen suchst. So entsteht eine Kultur, in der niemand Angst haben muss, Fehler zuzugeben oder Verbesserungsvorschläge zu machen. Gleichzeitig weiß jede Person, woran sie ist und dass nicht unter den Teppich gekehrt wird, was nicht läuft.

Sicher kann es sein, dass manche Menschen mit dieser Offenheit nicht umgehen können. Doch wer in einem leistungsorientierten Umfeld agieren will, muss lernen, dass Klarheit nicht optional ist. Leistungsdruck kann dich ausbrennen, aber fehlende Orientierung führt zu Frust. Durch Klartext schaffst du Verbindlichkeit und Respekt – beides unverzichtbare Pfeiler einer starken Organisation.

Loyalität entsteht, wenn du zeigst, dass du an den Menschen interessiert bist

Du willst ein Team, das auch in Krisensituationen bereit ist, mit dir durch Feuer zu gehen? Dann schau nicht nur auf die beruflichen Funktionen, sondern auf den ganzen Menschen. Jeder in deinem Team hat ein privates Leben, Ziele, Ängste, manchmal auch Sorgen, die sich auf die Arbeit auswirken. Kein Mensch kann das vollständig ausblenden.

Führung bedeutet, dir Zeit zu nehmen, MitarbeiterInnen nicht als Nummern zu betrachten. Dazu gehört:

  • Echte Gespräche führen: Frag nach, was jemanden antreibt und wo jemand Unterstützung braucht. Versuche nicht zu kontrollieren, sondern zu verstehen.
  • Klare Aussagen: Besser direkt und deutlich – als weichgespült, aber missverstanden. Klar und direkt bedeutet dabei nicht schroff oder unhöflich!
  • Fehlerkultur etablieren: Sage klar, dass Fehler dazugehören. Wichtig ist, daraus zu lernen und sich nicht zu verstecken. Zeig, dass du Rückschläge nicht mit Strafen beantwortest, sondern mit Lösungen.
  • Wachstum fördern: Biete Weiterbildungen, Mentoring oder Projektverantwortung an. Wer spürt, dass er oder sie sich entwickeln kann, bleibt eher loyal.

Beachte aber: „Menschen lieben“ bedeutet nicht, dich zum Kumpel zu machen. Natürlich kannst du einen lockeren Umgang pflegen, aber am Ende des Tages erwartet das Team klare Führung. Du musst persönliche Nähe und autoritäre Distanz so ausbalancieren, dass du einerseits Vertrauen schaffst, andererseits keine Unklarheit über Rollen und Verantwortlichkeiten entsteht.

Manche verwechseln Wertschätzung mit einer „Alles-ist-super-Kultur“. Doch wahre Wertschätzung zeigt sich gerade in Momenten, in denen du auf Verbesserungen oder Fehlverhalten hinweisen musst. Wenn du das konstruktiv tust, vermittelst du: „Ich nehme dich und deine Arbeit ernst.“ Das Team spürt: „Hier geht es nicht um reine Nettigkeit, sondern darum, dass wir zusammen wachsen.“

Ein Team, das sich gesehen und gefordert fühlt, wird dir Loyalität zurückgeben. Dann gehen Leute nicht nur den Weg bis zur Ziellinie, sondern setzen sich auch für Unternehmensziele ein, die weiter in der Zukunft liegen. Loyalität ist kein Zufallsprodukt, sondern wächst aus echtem Interesse an den Menschen, klarer Orientierung und aus der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – für Erfolge wie für Misserfolge.

Fazit: Wenn du Menschen liebst, führst du mehr als ein Unternehmen

Am Ende geht es um mehr als Umsatz und Wachstumsraten. Wer Menschen liebt und führt, gestaltet eine Organisation, in der Vertrauen und Leistung einhergehen. Das zahlt sich auf allen Ebenen aus: Du behältst gute Leute im Team, ziehst neue Talente an und baust eine Kultur auf, in der niemand stehenbleibt, sondern sich zusammen mit dem Unternehmen weiterentwickelt.

Führung bedeutet nicht, beliebig zu sein oder Konflikte zu vermeiden, sondern Verantwortung für das Ganze zu übernehmen. Das Ganze umfasst die Strategie, die Prozesse – und vor allem die Menschen. Hast du das einmal verinnerlicht, wird dein Team bereit sein, für dich durchs Feuer zu gehen, weil es weiß: Hinter jedem harten Entschluss steht jemand, der mehr sieht als nur eine KPI, nämlich den Menschen selbst.

Hartwig Görtler

Hartwig Görtler ist ein international erfahrener Executive Interim Manager mit über 30 Jahren Berufserfahrung, spezialisiert auf Turnaround, Restrukturierung und Wachstum im Mittelstand. Seine Zeit als Offizier der Fallschirmjägertruppe und als Leistungssportler prägte seinen klaren, direkten Führungsstil: schnelles Erfassen, strategisches Handeln und kompromisslose Umsetzung. Als passionierter Jäger und Falkner setzt er sich aktiv für Artenvielfalt ein und wurde für sein Engagement mehrfach ausgezeichnet. BVMid Top Interim Manager 2024, Mitglied im Wirtschaftsbeirat Bayern und Experte im Club AMERITUM. Seine Credos: „Machen ist wie wollen. Nur krasser.“, „Probleme erkennen, Lösungen erarbeiten – und Platz für nachhaltige Entwicklung machen.“

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