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Sind Sabbaticals noch zeitgemäß? In Zeiten, in denen viele Unternehmen Freiräume lieber verkleinern und wirtschaftliche wie politische Krisen Druck auf Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausüben, scheinen Sabbaticals eher aus der Mode gekommen zu sein. Schließlich können diese auch zum Verlust des Jobs führen – und das kann sich in Zeiten wie diesen eben keiner mehr leisten. Sabbaticals sind damit ein absolutes Luxusgut. Doch das sollte nicht so sein. Denn eine berufliche Auszeit kann für viele Menschen ein genauso einschneidendes wie transformatives Erlebnis sein, wie es auch die Geburt eines Kindes ist. Warum Sabbaticals eine lebensverändernde Erfahrung sein können und wie auch Unternehmen von Auszeiten ihrer Arbeitnehmer profitieren können, verraten wir hier.

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Was genau sind Sabbaticals eigentlich?

Eine genaue, wissenschaftliche Definition für Sabbaticals gibt es nicht, da der Begriff eher lose definiert ist. Ein Sabbatical, auch „Sabbatjahr“ genannt, ist ein Arbeitszeitmodell, bei dem sich Arbeitnehmer einen längerfristigen unbezahlten Urlaub nehmen. Das Wort selbst leitet sich vom hebräischen „Sabbat“ ab und bezeichnet die vollständige Auszeit, die sich Gläubige während der Sabbatruhe nehmen dürfen. Im Prinzip funktioniert der berufliche Sabbatical ganz ähnlich, ist allerdings hierbei mehr mit einer Art Freistellung, Suspendierung oder – wenn man so will – auch mit einem Gap Year vergleichbar. Einige gehen während ihres Sabbaticals auch einfach in die Teilzeit, um sich so mehr Freizeit zu gönnen. Wichtig zu beachten ist unbedingt, dass ein Sabbatical in der Regel unbezahlt ist. Viele Sabbaticals haben gemeinsam, dass die Betroffenen danach in ihren früheren Beruf zurückkehren. Es geht für sie also dort weiter, wo sie aufgehört hatten.

So sieht es rechtlich mit Sabbaticals aus

Einen rechtlichen Anspruch auf Sabbaticals gibt es nicht. Wer also eine solche Auszeit plant, sollte das Thema unbedingt mit dem Arbeitgeber genau absprechen. Die einzige Ausnahme bilden Beamte sowie Angestellte des öffentlichen Dienstes. Einen vorgeschriebenen Zeitraum gibt es dementsprechend ebenfalls nicht. In der Regel spricht man allerdings auch von einem Sabbatjahr, da sich die Betroffenen auch gerne direkt ein ganzes Jahr freinehmen. Das ist allerdings kein Zwang – auch nur ein kurzer Sabbatical von einem Monat kann sich schon anbieten. Genauso lassen sich Sabbaticals allerdings auch auf bis zu fünf Jahre ausdehnen. Das ganze wird als unbezahlter Urlaub geplant – mit der Versicherung, dass man den Job nach der Auszeit auch wiederbekommt.

Warum Menschen ein Sabbatical planen

Dass ein Sabbatical in der heutigen Wirtschafts- und Arbeitswelt ein echter Luxus ist, sollte klar sein. Doch für Absolventen eines Sabbaticals kann die Auszeit ein transformatives Erlebnis sein – im positiven Sinne: „Unabhängig vom konkreten Ergebnis beschreiben die Absolventen eines Sabbaticals ihre Auszeit durchweg als einen Höhepunkt im Leben, der in seiner Bedeutung mit der Geburt eines Kindes, einer Heirat oder einem anderen lebensbestimmenden Ereignis gleichzusetzen ist“, sagt der Wissenschaftler DJ DiDonna, der als Dozent für Unternehmertum an der Harvard Business School lehrt. Mit mehr als 250 Personen hat er Interviews zum Thema Sabbatical geführt.

Die Gründe für einen Sabbatical sind individuell und variieren deutlich. Dennoch lassen sich einige allgemeine Gründe festhalten, die auf viele Sabbaticals zutreffen. Oft findet sich die Ursache eines Sabbaticals darin, dass die Betroffenen ihren Fokus von Arbeitsleben und Karriere wieder zurück auf sich selbst verschieben:

  • Weiterbildung oder Umschulung
  • Steigerung von Motivation und Kreativität
  • Neue Perspektiven finden
  • Leben verändern
  • Zeit für sich selbst oder die Familie
  • Reisen
  • Sprachen lernen
  • Vorbeugung eines Burnouts
  • Vorgezogener Ruhestand, also einer Altersteilzeitregelung

Aus diesen Gründen gehen drei konkrete Ziele eines Sabbaticals hervor:

  • Erholung und Heilung: Nach besonders intensiven Phasen in der Karriere oder nach persönlichen Krisen kann ein Sabbatical helfen, wieder mental und körperlich zu heilen.
  • Selbstfindung und Neuausrichtung: Viele der Befragten von DJ DiDonna nutzten ihre Auszeit, um sich beruflich und persönlich neu auszurichten und neue Wege im Leben einzuschlagen.
  • Erfüllung persönlicher Ziele: Sie wollten schon immer mal diese eine Reise ihres Lebens machen, hatten aber nie Zeit? Ein Sabbatical gibt die Möglichkeit, sich die innigsten Wünsche endlich zu erfüllen.

Loslassen und den Zwischenzustand genießen

Neben der Dauer, die wenige Monate bis zu Jahren einnehmen kann, ist für DiDonna aus seinen Beobachtungen ebenfalls hervorgegangen, dass die Fähigkeit, loszulassen, ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Sabbaticals ist. „Echte“ Sabbaticals, so DiDonna, benötigen eine völlige Trennung von allem, das Teil des alten Jobs ist oder diesem zumindest ähnelt. Andere Arten von Arbeit sind wiederum erlaubt: Als Software-Informatiker darf man etwa eine Küche umbauen oder einen Garten anlegen, nicht aber für Tech-Firmen beraten. Zudem sollten Sabbaticals nicht zur Suche nach dem nächsten Job genutzt werden. Denn genau das macht die Pause zu einer absichtlichen Auszeit – wer sich ein Sabbatical gönnen will, sollte sich daher auch dem sogenannten „Dazwischen“ verpflichten. Es ist ein andauernder Zwischenzustand, der nach allen Möglichkeiten erhalten werden sollte. Auch eine räumliche Trennung sollte, wenn möglich, die Arbeit und den Sabbatical voneinander abspalten. Im Idealfall bereist man dafür auch andere Länder.

Welche Typen nehmen Sabbaticals?

DiDonna fand in seinen Gesprächen mit Menschen, die sich bereits ein Sabbatical genommen hatten, heraus, dass es vor allem Führungskräfte und Manager, aber auch teilweise einfache Arbeitnehmer waren, die sich ein Sabbatical nahmen. Ausschlaggebender als der Beruf ist tatsächlich, dass die Personen jemanden kennen, der sich ein Sabbatical genommen hat. Zwei Drittel der Befragten gaben zudem an, dass sie durch persönliche Rückschläge wie plötzlich verstorbenen Verwandten oder Krankheiten in den Sabbatical gezwungen wurden. Das muss jedoch letztlich nicht immer heißen, dass der Sabbatical selbst eine negative Erfahrung war. Ganz im Gegenteil: Für viele entpuppen sich Sabbaticals als positive Chancen. DiDonna konnte drei Typen von Menschen ausmachen, die sich ein Sabbatical nehmen:

  • Die Macher: Nutzen den Sabbatical für produktive Projekte, schreiben Bücher, lernen eine Sprache oder setzten eine Idee um
  • Die Entdecker: Experimentieren während des Sabbaticals mit verschiedenen neuen Ideen und Lebensstilen
  • Die Ausgebrannten: Tanken durch ein Sabbatical neue Energie und erholen sich von einer stressigen Phase oder einem stressigen Job

Darum kann eine Auszeit auch dem Unternehmen helfen

Auch für Unternehmen sind Sabbaticals grundsätzlich positive Chancen: Der Arbeitnehmer muss während seiner Abwesenheit nicht bezahlt werden und die Position kann – befristet, wenn man den Arbeitnehmer behalten möchte – auch an jemand anderen übergeben werden, sollte dies zwingend nötig sein. Das Gute ist: Wenn der Arbeitnehmer zurückkehrt, hatte er die Chance, wieder seine Batterie aufzuladen und kann nun mit vollem Elan wieder loslegen. Zudem kommen die meisten aus Sabbaticals nicht nur mit mehr Energie, sondern auch frischen Ideen, Perspektiven und Konzepten zurück ins Unternehmen. Das sorgt für einen kräftigen Kreativitätsschub, der die Innovationskraft stärken kann.

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