Oft geben Angestellte ihren Job noch vor der offiziellen Kündigung auf. Innerlich nehmen sie eine resignierte Haltung ein – nicht selten aus verständlichen Gründen. Das besorgniserregende Phänomen nennt sich „Quiet Quitting“ und beeinflusst nicht nur die Performance der Betroffenen selbst, sondern auch die ihres Teams. Häufig gehen der innerlichen Kündigung enttäuschte Erwartungen an den Arbeitgeber voraus. Das Handelsblatt führte nun Gespräche mit Chefs, die die innere Resignation bereits selbst unter ihren Angestellten erlebt haben. Wir zeigen, wie es dazu kommt und mit welchen Mitteln Führungskräfte ihre Mitarbeiter wieder motivieren können.
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„Quiet Quitting“ – Ein Fallbeispiel
Lina Reuters*, ehemalige Mitarbeiterin war einst die Hoffnungs- und Leistungsträgerin des Teams – bis zu einem HR-Disput. Im Streit ging es dabei um ihre Elternzeit, bei der sie sich Gleitzeit wünschte. Dieser Wunsch wurde ihr nicht erfüllt. Die Beraterin verdiente dadurch netto weniger Gehalt – Leistung lohnte sich nun für sie nicht mehr. Daher entschied sich die einstige High Performerin, ihre Leistung herunterzuschrauben. Die Situation führte schließlich zur Kündigung. Doch bis dahin litten auch Chefin Reuter und ihr Team unter der Resignation. Denn dass ihre Mitarbeiterin unglücklich war, erkannte Reuter natürlich – doch dagegen tun konnte sie nichts, die Entscheidungsgewalt lag in diesem Fall allein bei der Personalabteilung. Dennoch musste sie lernen, damit umzugehen, dass sie ein vielversprechendes Talent verloren hatte.
Wie häufig kommt „Quiet Quitting“ vor?
Fälle wie den von Lina Reuters Mitarbeiterin gibt es viele. Das zeigt auch ein Bericht des Beratungsunternehmens Gallup. Etwa ein Fünftel aller befragten deutschen Arbeitnehmer gab dabei an, keinerlei emotionale Bindung zum Arbeitgeber zu haben. 2020 lag der Anteil der „Quiet Quitter“ bei 15 Prozent. Bei Reuters Mitarbeiterin endete das Arbeitsverhältnis mit der Kündigung. Die verschleppte diese allerdings eine ganze Weile. „Nachdem klar war, dass HR ihr nicht helfen wird, sagte sie sich: ‚Ihr verarscht mich, dann verarsche ich euch'“, so erzählt es Reuter. Doch das „Quiet Quitting“ muss nicht immer mit der Kündigung enden. Häufig gibt es Mittel und Wege, die Mitarbeiter wieder zu einer besseren Leistung anzuspornen. Das ist vielen Managern allerdings nicht klar – häufig fehlt die Nähe zu den Mitarbeitern, um zu erkennen, dass diese sich vom Job entfremden.
Wie holt man demotivierte Mitarbeiter aus ihrem Loch?
Nach einem Fall von „Quiet Quitting“ und der darauf folgenden Kündigung setzt sich im Kopf der zuständigen Führungskraft häufig die Einstellung fest, dass die betroffene Person selbst schuld sei. Frei nach dem Motto: Man hätte sich einfach früher melden müssen, dann wäre es nicht so weit gekommen. Doch genau diese Einstellung führt dazu, dass Manager offensichtliche Wünsche und Anliegen ihrer Mitarbeiter übergehen, weil sie nicht sehen, wie unglücklich diese sind. So gehört es beispielsweise zu den zentralen Aufgaben einer Führungskraft, ihren Angestellten Wege aufzuzeigen, wie sie sich weiterentwickeln und auf der Karriereleiter nach oben klettern können. Studien zeigen, dass Beförderungen eine der Hauptmöglichkeiten sind, Angestellte zu motivieren. Häufig hilft es auch, Wünschen entgegenzukommen und Wertschätzung für gute Leistungen zu zeigen.
Die hoffnungslosen Fälle
Doch leider gibt es unter den „Quiet Quittern“ auch immer wieder hoffnungslose Fälle. Häufig sind solche Mitarbeiter derart demotiviert, dass sie völlig überzeugt davon sind, dass sich ihre Arbeit nicht lohnt. Ist das der Fall, dann hängt es häufig an mehr als nur einem unerfüllten Wunsch. Da spielen dann auch ein geringes Selbstbewusstsein, frühere Erfahrungen im Beruf oder im Unternehmen und eine grundlegend verschobene Wahrnehmung der Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeiten eine Rolle. In der Regel hilft dann auch keine Förderung durch die Führungskraft mehr, sondern nur noch ein ehrliches Gespräch – und die Frage „Was machst du eigentlich noch hier?“.
*(Name von der Redaktion geändert)
Super, dass ihr über so ein aktuelles Thema berichtet.
Etwas älter, aber top Beitrag zum Thema modernes Webdesign :).
Ich denke, dass am Ende ein Mittelweg die Lösung sein muss. Reines Homeoffice finde ich als Mitarbeiter gar nicht mal…