Veränderungsprozesse sind heute allgegenwärtig und gehören zur Daueraufgabe von Führungskräften. Unternehmen müssen flexibel auf sich ändernde Marktbedingungen reagieren, neue Technologien integrieren und sich an den wachsenden Wettbewerb anpassen. Doch entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Veränderungsprojekte vor allem an der mangelnden Motivation der Belegschaft scheitern, zeigt die Praxis ein anderes Bild: Das Problem liegt oft in der Führungsetage. Veränderungsprojekte werden nicht durch Mitarbeiter blockiert, sondern durch Konflikte unter Führungskräften. Um erfolgreich zu sein, müssen Führungskräfte daher vor allem lernen, mit Macht umzugehen – gezielt und verantwortungsbewusst.
Die unterschätzte Dynamik horizontaler Konflikte
In vielen Unternehmen wird Change Management immer noch vorwiegend als vertikale Herausforderung betrachtet: Die Führungsebene gibt die Richtung vor, und die Mitarbeiter müssen mobilisiert werden, um den Wandel zu unterstützen. In diesem Modell liegt der Fokus darauf, mit der Belegschaft zu kommunizieren, Widerstände zu reduzieren und schließlich Akzeptanz für die geplanten Veränderungen zu schaffen. Alles richtig, doch diese Perspektive greift zu kurz. Heute entstehen die meisten Konflikte in Veränderungsprojekten nicht vertikal, sondern horizontal – das heißt zwischen den Führungskräften selbst.
Besonders bei Fusionen, Umstrukturierungen oder Sparmaßnahmen zeigt sich, dass das Management nicht nur darum kämpft, Strategien zum Wohle der Organisation durchzusetzen – sondern oft eher den eigenen Einfluss und die Position im Unternehmen. Diese horizontalen Konflikte sind häufig intensiver als jene zwischen Führungskräften und Mitarbeitern, denn sie berühren persönliche Karriereziele, Machtansprüche, ja und auch den schieren Erhalt des eigenen Arbeitsplatzes. Die Gefahr besteht darin, dass solche Konflikte den gesamten Veränderungsprozess blockieren. Statt gemeinsam an der Umsetzung des Wandels zu arbeiten, stehen Führungskräfte einander im Weg und verhindern Fortschritt.
Macht ist kein Tabu
Der Begriff „Macht“ hat im Unternehmenskontext oft einen negativen Beigeschmack. Viele assoziieren ihn mit Unterdrückung, Egoismus oder autoritärem Führungsverhalten. Doch diese Sichtweise verkennt die bedeutende Rolle, die Macht für den Erfolg von Veränderungsprojekten spielt. Wer Wandel gestalten will, muss Macht nicht nur akzeptieren, sondern gezielt einsetzen. Denn Veränderungsprozesse führen zwangsläufig zu Machtverschiebungen: Einige Führungskräfte gewinnen an Einfluss, andere verlieren. Diese Dynamik ist unvermeidlich, und es wäre ein Fehler, sie zu ignorieren oder zu verdrängen. Stattdessen müssen Unternehmen lernen, sie konstruktiv zu managen.
Die Kunst besteht darin, Konflikte als produktive Kraft zu verstehen und sie in die richtige Richtung zu lenken. Wenn Führungskräfte bereit sind, ihre Macht verantwortungsbewusst zu nutzen, können sie den Wandel vorantreiben oder sogar beschleunigen und den Weg für klare Entscheidungen ebnen.
Ein weiteres zentrales Problem in vielen Veränderungsprozessen ist, dass Führungskräfte zu passiv agieren. Sie neigen dazu, Entscheidungen hinauszuzögern oder versuchen, erst alle Beteiligten zu überzeugen, bevor sie handeln. Diese Strategie führt jedoch oft zu endlosen Diskussionen und Verzögerungen. Vielmehr erfordert Wandel Entschlossenheit. Vor allem müssen Führungskräfte lernen, Entscheidungen auch dann zu treffen, wenn nicht alle damit einverstanden sind. Dabei geht es nicht darum, autoritär zu handeln oder Mitarbeiter zu übergehen, sondern darum, Klarheit zu schaffen.
Macht produktiv einsetzen
Manchmal sind Konflikte auf der Führungsebene so tiefgreifend, dass sie intern nur schwer zu lösen sind. In solchen Fällen können externe Berater eine wertvolle Unterstützung sein. Sie bringen eine unabhängige Perspektive ein, sind nicht in die internen Machtstrukturen verstrickt und können Konflikte frühzeitig erkennen und moderieren. Allerdings sollte die Verantwortung nie komplett an Berater abgegeben werden. Die Führungskräfte müssen weiterhin die Kontrolle über den Prozess behalten.
Für eine erfolgreiche Veränderung müssen Führungskräfte also umdenken: Macht darf nicht länger als etwas Negatives betrachtet werden. Sie ist ein notwendiges Instrument, um Wandel zu gestalten und Konflikte zu lösen. Führungskräfte müssen lernen, Macht funktional einzusetzen, um Klarheit zu schaffen und Entscheidungen durchzusetzen. Wenn sie ihre Verantwortung übernehmen und den Mut haben, Konflikte aktiv zu managen, kann Macht zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor für den Wandel werden.
Denn ohne Macht gibt es keinen Fortschritt – und ohne klare Entscheidungen keinen erfolgreichen Change. Schließlich bedeutet Veränderung immer, bestehende Strukturen und Gewohnheiten aufzubrechen. Die Herausforderung für Führungskräfte besteht nun darin, diese aktiv zu lösen. Die dabei eingesetzte Macht darf dabei aber nie als Selbstzweck verstanden werden, sondern muss immer im Dienst der Veränderung und dem Wohl der Organisation stehen.
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