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Häufig wird die mangelnde Motivation der Mitarbeiter als Grund für viele unternehmerische Probleme benannt. Dann werden meist Motivationstrainer beauftragt und Führungsinstrumente eingeführt oder verändert in der Hoffnung, dass dies eine nachhaltige Veränderung herbeiführt.

Nicht selten erweisen sich alle Motivations- und Kontroll-Anstrengungen als Trugschluss. Seien die Berater auch noch so gut, am Ende zeigt sich der ganze Aufwand häufig als ein Strohfeuer von kurzer Dauer.

Und häufig unterbleibt eine tiefgehende Reflexion, die geeignet wäre, das wirklich zugrundeliegende Problem erfolgreich anzugehen.

Warum Motivation per Definition nicht zu einem nachhaltigen Erfolg führen kann, wird selten erkannt. Haben wir uns doch alle mehr oder weniger stark ausgeprägt daran gewöhnt, fremdbestimmt zu werden, so dass wir die Fremdbestimmung als solche häufig gar nicht mehr wahrnehmen.

Ich behaupte, kaum jemand hinterfragt, was es letztlich bedeutet, einen anderen Menschen motivieren zu wollen und was man sich selbst und ihm damit antut.

Motivation ist Fremdbestimmung

Der Begriff Motivation ist im Allgemeinen positiv besetzt und wird als legitimes und erwünschtes Instrument in nahezu allen Lebensbereichen akzeptiert.

Die Erziehung ist davon nicht ausgenommen. Und so lernen wir schon sehr früh, uns motivieren zu lassen und andere zu motivieren.

Doch bedeutet Motivation in letzter Konsequenz nichts anderes, als ein erwünschtes Verhalten in einem anderen Menschen auszulösen, das etwas bewirkt, an dem zuallererst man selbst interessiert ist.

Motivation dient nicht dem Interesse der Person, die motiviert werden soll, sondern dem eigenen. Motivation ist also etwas, das man mit einem anderen Menschen „macht“.

Motivation ist Fremdbestimmung. Und wer verfügt nicht über genügend Erfahrung, um für sich überprüfen zu können, wie kräftezehrend und auslaugend es ist, fremdbestimmt zu leben und zu arbeiten und wie sich das auf das eigene Wohlbefinden und die eigene Kreativität auswirkt.

Führungsinstrumente – eine Alternative?

Um es vorwegzunehmen: Führungsinstrumente sind keine Alternative. Hinter der Nutzung von Führungsinstrumenten steckt in letzter Konsequenz die Überzeugung, dass die Mitarbeiter nicht wissen, wie die Arbeit sinnvollerweise getan werden kann, weshalb man sich scheinbar geeigneter Werkzeuge bedient, die das gewünschte Verhalten nach sich ziehen sollen.

Es drängt sich die Metapher vom „Werkzeugkasten“ auf, aus dem man einen bunten Strauß diverser Instrumente auswählen kann wie Leistungsbeurteilungen, Personalentwicklungs-Programme, ISO-Auditierungen, 360-Grad-Feedback, Benchmarking, Zielvereinbarungen, Berater und vieles mehr.

Auf diese Weise sollen die Mitarbeiter an einem zuvor definierten Soll ausgerichtet werden.

Doch mit Werkzeugen bearbeitet man nicht nur das, was man verändern will, man hält es auch von sich fern. Man kann fast sagen, wer sich mit dem Menschen nicht auseinandersetzen will oder keinen Mut zur Auseinandersetzung hat, der greift zum Instrument. Instrumente sind somit Ersatz für den Kontakt auf der menschlichen Ebene.

Mit Führungsinstrumenten stellt man etwas zwischen sich selbst und den Mitarbeiter, das Distanz schafft, etwas, hinter dem man sich verstecken kann. Die Beziehung zum Menschen wird instrumentell definiert – über Instrumente.

Auch hier scheint es so, als hätten wir den Blick dafür verloren, was wir uns selbst und unseren Mitarbeitern damit antun. Wer sich klar macht, was das alles für die Qualität des zwischenmenschlichen Umgangs bedeutet, dürfte sich nicht länger über hohe krankheitsbedingte Fehlzeiten von Mitarbeitern, mangelnde Motivation und vieles mehr wundern.

Menschen, die inspiriert und begeistert sind, benötigen keine Motivation. Inspiration erzeugt eine nachhaltige Wirkung, denn sie ist die Kraft der Begeisterung und weckt die Leidenschaft für etwas, die innere Kraft.

Es gibt immer wieder Menschen, die gut bezahlte Jobs verlassen, in denen sie motiviert wurden, um in geringer bezahlten Positionen zu arbeiten, in denen sie inspiriert sind.

Führungspersönlichkeiten, die über die Fähigkeit zu inspirieren verfügen, sind nicht darauf bedacht, andere Menschen dazu zu bewegen, etwas fremdbestimmt zu tun. Sie sind in der Lage, andere kraft ihrer eigenen Persönlichkeit für ihre Visionen zu gewinnen – sie sind sozusagen magnetisch.

Sie sind und tun Dinge in einer Weise, die andere Menschen inspirieren, Ähnliches zu tun. Sie erkennen die Individualität und Einzigartigkeit im jeweils anderen an. Sie lassen Raum für Entfaltung – übrigens eine Voraussetzung für den Zugang zur Inspiration.

Äußere Führung durch innere Führung

Solche Führungspersönlichkeiten wissen sich selbst zu führen. Sich selbst zu führen und die Fähigkeit, andere Menschen zu führen, gehören untrennbar zusammen. Sie haben verstanden, dass andere zu führen nur in dem Maße möglich ist, in dem es gelingt, sich selbst zu führen. Sie wissen, Erfolg oder Misserfolg fängt bei ihnen selbst an.

Inspirierende Führungspersönlichkeiten sind leicht zu erkennen. Sie sind echt. Sie haben sich sozusagen mit ihren eigenen Untiefen befasst und sind bildlich gesprochen mit der Fackel mutig in den eigenen Keller hinabgestiegen, um Licht ins Dunkel ihrer eigenen Innenwelt zu bringen.

Sie sind sich ihrer selbst bewusst. Sie setzen sich aktiv mit ihren Stärken und Schwächen auseinander und unterlassen Projektionen.

Wer gelernt hat, sich selbst zu führen und mit sich selbst, seinen guten wie auch schlechten Seiten im Reinen ist, der entwickelt echte Führungsqualität.

Ein solcher Mensch hat schließlich gelernt, sich selbst und andere so anzunehmen, wie sie sind. Und dies öffnet die Türe zu einer Führungsqualität, die selten zu finden ist.

Solange man natürlich Angst hat, sich mit sich selbst auseinanderzusetzten, bleibt nur die Projektion, das sich verstricken in richtig und falsch und die Suche nach Schuldigen, die man verantwortlich machen kann.

Eine inspirierende Führungspersönlichkeit hat demgegenüber keine Angst mehr vor der menschlichen Begegnung und Auseinandersetzung mit sich selbst und anderen. Im Gegenteil: Sie erkennt alles als Bereicherung.

Sie heißt andere Ansichten und Andersartigkeit als Chance und Ergänzung zu den eigenen Fähigkeiten willkommen und weiß sie nutzbringend für den unternehmerischen Erfolg einzusetzen. Ohne fremdbestimmende Methoden erhält sie den von den Mitarbeitern frei gewählten und selbstbestimmten Response.

(Bild: © rolffimages – Fotolia.de)

Dr. Sanita Schröer

Dr. Sanita Schröer ist Beraterin von mittelständischen Unternehmern und Führungskräftetrainerin. Als Beraterin, Führungskräftetrainerin und Referentin vermittelt sie ihren werteorientierten Führungsansatz, der auf zeitlosen menschlichen Werten basiert. Die von ihr bevorzugte Unternehmens- und Mitarbeiterführung ist gekennzeichnet durch eine Atmosphäre gegenseitiger Achtung und hierarchischer Anerkennung. Sie fördert die Mitarbeiterloyalität und die Optimierung von Leistungspotenzialen.

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2 Comments

  • Arne Neuthor sagt:

    Ich finde den Kommentar von Hrn. Knitt wegen der Metaphern fast ‚greifbarer‘ als den eigentlichen Bericht, der mir so klingt wie ‚Da ist das Ziel, aber wie Sie dahin kommen, müssen Sie schon selbst sehen‘ …

    Damit der Unterschied noch noch klarer wird, spreche ich nur gerne bei der Bewertung von Arbeitsleistungen von ‚Job‘ und ‚Beruf‘ (denn letztlich kommt dies ja von ‚Berufung‘) … und man erkennt – mit einem gewissen Fundus an Erfahrugnswerten – auch recht schnell, ob jemand nur seinen Job macht oder eben einen Beruf ausübt.

    Der Weg zu einem Team aus reinen ‚Beruflern‘ – und eben nicht ‚Jobbern‘ – ist ein harter und mit Tiefschlägen verbundener Weg. Aber mit jedem Kollegen mehr wächst auch der Grad an Erfahrung eines eigenen.

    Ich bin froh, derzeit ausnahmslos ein Team von Beruflern zu haben. Selbst unsere ‚Jobber‘ (Aushilfen) arbeiten inspiriert und eigenständig und bringen ihre Ideen in unseren Betrieb ein.

    Das ist ein tolles Gefühl – und mit Abstrichen fast wichtiger als reine Umsatz- oder Wachstumszahlen.

    Ihr Metapher vom sich gegenseitig anfeuernden Fussball-Team (ich kenne das als Sponsor unseres Vereins sehr gut) werde ich kommende Woche aufgreifen – Vielen Dank.

  • Robert Knitt sagt:

    Wieder einmal ein herausragender Artikel. Vielen Dank dafür.

    Wir, bei der IMBEMA Consult GmbH, sehen es genau so. Motivieren muss ich dort, wo die Lust am Tun fehlt. Das Ziel ist Inspiration statt Motivation, doch die Frage ist: Wie?

    Immer noch viel zu viele Unternehmen unterschätzen die Macht einer attraktiven Unternehmensvision. Dabei wird es im Sport besonders deutlich wie stark gemeinsame Ziele vereinen.

    Da wird im Fussballverein bei Wind und Wetter hart trainiert. Da fährt man auf eigene Kosten zu Auswärtsspielen und am Wochenende setzt man seine „Knochen auf`s Spiel“.

    Genau diese Begeisterung und diesen Einsatz brauchen wir auch in den Unternehmen. Und genau darin bestehen die künftigen Herausforderungen der Personalabteilung und der Führungskräfte.

    Beim Mannschaftssport ist es klar. Da ist keiner auf dem Fußballplatz der lieber Golf spielen würde. Und wie ist es in den Unternehmen? Ist wirklich jeder Mitarbeiter die möglichst optimale Besetzung für die Aufgabe?

    Der Ursprung des Übels beginnt schon in der Kindheit. Anstatt die Kinder entsprechend ihrer Talente, Neigungen und Stärken zu fördern wird den jungen Menschen das für die Schulen bequeme Benotungssystem übergestülpt.

    Doch was bedeutet es wirklich gute Noten zu haben? Eine gute Note bedeutet, dass jemand erfolgreich theoretisches Wissen lehrerkonform wiedergegeben hat. Nicht mehr und auch nicht weniger. Für das richtige Leben ist dies eine nur sehr eingeschränkt nutzbare Erkenntnis – die jedoch gerne überbewertet wird.

    Kennen und Können unterscheidet sich auf den ersten Blick nur durch e und ö. Doch auch hier zeigt sich der wirkliche Unterschied im Sport. Es gewinnt selten der Kämpfer, der in Karate die meisten Bücher gelesen hat oder den Inhalt am besten rekapitulieren kann.

    Die richtigen Mitarbeiter für die richtigen Aufgaben gewinnen, dass ist mehr als Zeugnisnoten vergleichen. Gute Mitarbeiter sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren eines Unternehmens. Dass ist ein hoher Anspruch an die Menschenkenntnis eines Personalers und auch daran, sich eine eigene und unvoreingenommene Meinung bilden und vor allem diese auch vertreten zu können.

    Ein wertschätzender Umgang der Menschen im Unternehmen kommt oft zu kurz, da mancher Controller jeden Mitarbeiter vor allem als Kostenfaktor sieht.

    Doch ist ein gutes Betriebsklima eine wesentliche Voraussetzung um die Potentiale auch zu Leistungen werden zu lassen. Die Energie der Mitarbeiter gilt es in den Wettbewerb um die Kunden zu investieren.

    Hervorragende, aber mimosenhafte Einzelkämpfer reichen im Mannschaftssport meist nicht aus um besondere Leistungen zu erzielen. Ein gut eingespieltes Team ist eine wesentliche Voraussetzung für wirtschaftlichen Erfolg. Oft liegt hier noch enormes Potential im Unternehmen verborgen. Da es jedoch keine sichtbaren Kosten verursacht wird es oftmals nur unzureichend beachtet.

    Im Sport kennt es jeder. Hier ist es normal angefeuert zu werden und anzufeuern. Hier gehört es dazu Siege zu feiern und es gehört auch dazu mit Verlusten angemessen umzugehen. Wie oft geschieht dies in den Unternehmen?

    Dazu braucht es keine Vorgesetzten, nein, hierzu braucht es vorbildliche Führungskräfte. Wer führt, der kennt den Weg, der nimmt andere bei Bedarf an die Hand und der geht voraus. Soweit zur Theorie.

    Schön ist im Artikel auch das Thema Selbstbewusstsein dargestellt. Nur wer seine Stärken kennt und diese nutzt, jedoch auch seine Schwächen anerkennt und ehrlich dazu steht, der ist wirklich selbstbewusst. Besonders bei diesem Thema erkennen wir in der Praxis immer wieder, wie wichtig es Menschen mit mangelndem Selbstbewusstsein ist sich dies nicht anmerken zu lassen. Ein sehr anstrengendes Unterfangen, für den Praktizierenden wie auch für seine Mitmenschen.

    Inspiration fängt bei jedem Menschen bei sich selbst an. Wir wollen Ihnen hierzu Mut machen.

    Finden Sie Aufgaben die Ihnen Freude bereiten. Finden Sie einen Arbeitsort, wo Sie sein dürfen wie Sie sind.

    Verwechseln Sie bitte nicht Lebensstandard mit Lebensqualität. Halten Sie den Wechsel vom Beruf zur Berufung für möglich. Seien Sie bereit den Preis für ein Ihren Neigungen, Talenten und Fähigkeiten entsprechendes Leben zu akzeptieren. Und seien Sie gespannt was dann passiert. – Alle Gute, Ihr Robert Knitt

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