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Manchmal treten wir mit dem Wind im Rücken in neue Kapitel der Führung ein, bereit, „die Dinge auf die nächste Ebene zu bringen“. Viel öfter aber steht man im Gegenwind, wo unsere Fähigkeiten, unsere Geduld und Zähigkeit auf die Probe gestellt werden. Eine zehnjährigen Studie über den Wechsel von Führungskräften ergab, dass mehr als 50 Prozent der Führungskräfte innerhalb der ersten 18 Monate scheiterten.

Wenn eine Führungskraft ein von anderen geschaffenes Durcheinander auf die Schultern nehmen muss, insbesondere wenn sie als „Außenseiter“ ankommt, kann sich die Situation zerbrechlich anfühlen. Allerdings gibt es 5 bewährte Strategien, um ein Scheitern angesichts großer Herausforderungen zu vermeiden.

1. Verfüge über ein persönliches Unterstützungssystem

Es steht außer Frage, dass Situationen, in denen du vor großen Herausforderungen stehst, deine emotionalen Ressourcen erschöpfen können: von überstrapazierten Nerven über den Verlust des Selbstvertrauens bis hin zur blanken Ungeduld. Für viele Führungspersönlichkeiten sollte daher die Selbstfürsorge oberste Priorität haben. Eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf sowie Routineübungen sind für Führungspersönlichkeiten, die mit hartem Gegenwind konfrontiert werden, ein wichtiger Faktor – ebenso wie ein sicherer Ort, an dem man sich zurückziehen und ausruhen kann.

2. Lass dich nicht zu emotionaler Distanz verleiten

Schwierige und ungewohnte Umstände können dazu führen, dass sich Führungskräfte verletzlich fühlen. Um ihre Ängste zu bekämpfen, vermeiden sie es aktiv, in das Chaos verwickelt zu werden. Das kann sich schon in der Sprache bemerkbar machen, wenn beispielsweise von der Organisation immer wieder in der dritten Person gesprochen wird – sie, jene, diese Leute, usw. Oftmals steckt dahinter allerdings nur der Versuch, sich emotional von dem Trümmerhaufen zu distanzieren – und damit auch von der Angst, die Erwartungen nicht erfüllen zu können.

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Um das Vertrauen derer zu gewinnen, die ebenso wie du mit den Veränderungen leben müssen, musst du als ein Teil und nicht getrennt von ihnen agieren. Je schneller du deinen „Außenseiter“-Status loswirst, indem du zum Beispiel eine integrative Sprache („wir“, „uns“, usw.) verwendest, desto offener werden alle für die nötigen Veränderungen sein und diese gemeinsam meistern können.

3. Gib niemals deinen Vorgängern die Schuld

Es ist eine natürliche Abwehrreaktion, dem alten Regime die Schuld zu geben, wenn man in Organisationen eintritt, die in Unordnung sind. Man denkt insgeheim: „Was zum Teufel hat er sich dabei gedacht?“ Nun ist es aber so, dass „er“ nicht mehr da ist – das restliche Team hingegen schon. Niemand weiß besser als sie über das Chaos Bescheid, in dem sie sich befinden, geschweige denn, wie es dazu kam. Du tust in jedem Fall gut daran, wenn du Hinweise auf Entscheidungen oder Handlungen, die vor deiner Ankunft getroffen wurden, komplett unterlässt. Anstatt die Schuld auf Vergangenes zu schieben, solltest du den Blick wieder auf die Zukunft richten, indem du beispielsweise sagst:

„Wir können nicht ändern, was damals geschehen ist, aber wir können die Zukunft ändern.“

4. Kenne den Unterschied zwischen Selbstdarstellung und echter Hilfe

Menschen in einer geschädigten Organisation, die um ihr eigenes Überleben fürchten, werden sich sehr lange dafür einsetzen, ihren Wert zu beweisen. Ein Beispiel: Mitarbeiter belagern ihre Führungskraft förmlich mit neuen Ideen. Sie sind begierig, ihre Unterstützung anzubieten, und noch begieriger, als Schlüsselakteure in der Zukunft gesehen zu werden.

Nun liegt der Führungskraft natürlich der Gedanke nahe: „Einerseits sind einige Ideen wirklich gut, andererseits sind sie so sehr darauf ausgerichtet, mich davon zu überzeugen, wie unverzichtbar sie sind, dass sie die Objektivität darüber verloren haben, was machbar ist und was nicht.“ Die Führungskraft fühlt sich infolgedessen verpflichtet, alle Ideen anzuhören und wertzuschätzen, zögerte jedoch, Kritik zu üben – aus Angst, für andere Ideen als ihre eigenen unzugänglich zu erscheinen.

Was also tun? Sie schafft einen transparenten Prozess, der es ermöglicht, Ideen nach ihrer potenziellen Wirkung zu beurteilen, also nicht danach, wer sie eingebracht hat. Auf diese Weise entsteht eine Reihe von Kriterien, die zukünftige Lösungen erfüllen mussten, und alle Ideen werden dem gesamten Team präsentiert, nicht nur ihr. Darüber hinaus verlangt sie von allen, die Vorschläge vorbringen, auch Gründe und Argumente, warum ausgerechnet diese Ideen angenommen werden sollte. Dies stärkt nicht nur das Vertrauen zwischen Führungskraft und Team, sondern gewährleistet auch, dass sich nur die besten Ideen durchsetzen.

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5. Teste die Zuverlässigkeit deiner Daten

Ungeschminkte Daten sind bei hartem Gegenwind ohnehin schon schwer zu beschaffen, und es wird noch schwieriger, wenn jeder unschuldig und wichtig erscheinen will, wenn die Menschen befürchten, für die Wahrheit zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wenn vorgelegte Daten in Frage gestellt werden, werden die Leute in die Defensive gedrängt. Eine fragt zum Beispiel: „Nennen Sie mich eine Lügnerin?“ Andere machen vielleicht die Technik dafür verantwortlich, zuverlässige Berichte zu erstellen.

Anstatt sich zum alleinigen Schiedsrichter der Tatsachen zu machen, ist es ratsam, sich im ganzen Team zusammenzusetzen und Beispiele aufzuzeigen, wo deiner Meinung nach Diskrepanzen zu erkennen sind. Du kannst beispielsweise sagen: „Jede Hoffnung, dahin zu kommen, wohin wir wollen, wird auf einer wahrheitsgemäßen Einschätzung unserer Lage beruhen, wie schmerzhaft das auch sein mag. Deshalb bitte ich Sie, mit mir zusammenzuarbeiten und mir ehrlich zu sagen, wo wir stehen.“ Sinnvoll können übrigens auch mehrere unabhängige Prüfungen von extern sein.


Dieser Artikel wurde von Ron Carucci auf Englisch verfasst und am 10.02.2020 auf www.forbes.com veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.

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