Wen suchen sich Arbeitgeber aus, wenn eine neue Bewerberrunde ansteht? Richtig, denjenigen mit dem größten Wissen. Und das kommt, wenn es immer brandaktuell sein soll, noch am besten durch Fortbildungen zustande. Bloß: Auch beim eigenen Mitarbeiterkreis können solche Maßnahmen extrem viel nutzen – wenn der Arbeitgeber einiges beachtet.
Check 1: Reflektiere dein Meinung zu Fortbildungen
Viele Chefs machen zwei Denkfehler: Erstens sehen sie Fortbildung der Mitarbeiter nur als etwas an, was diesen bei der Bewerbung nutzen könnte – und verhalten sich gemäß der Vogelstrauß-Taktik:
„Warum sollte ich etwas finanzieren, das anderen zugutekommt?“
Dieser Denkfehler ist zwar teilweise verständlich, denn praktisch jeder Fortbildungs-Ratgeber erklärt, dass solches Zusatzwissen vornehmlich bei der Jobsuche hilft. Doch zusammen mit dem zweiten Denkfehler wird daraus ein kapitaler Bumerang und oft genug Schaden fürs Unternehmen:
Check 2: Weshalb Straight-Inhouse nicht ausreicht
Zufälligerweise glauben nämlich solche Chefs auch, dass sämtliche relevanten Fortbildungsmaßnahmen im eigenen Haus stattfinden können – frei nach dem Motto:
„Jemand schnappt irgendwo was auf und gibt es an die anderen weiter.“
Ja, ein solches Vorgehen mag tatsächlich funktionieren, wenn es darum geht etwas Einfaches wie eine neue Windows-Version zu erklären – dann reicht in der Tat der hausinterne IT’ler – aber sobald es um wirklich komplexe Neuerungen geht, müssen die Fortbildungen durch sowohl in der Materie als auch in der Didaktik geschulte Profis entstehen – sonst versteht nämlich die eine Hälfte der Untergebenen nur die Hälfte und die andere gar nichts.
Gründe für Inhouse-Weiterbildungen
Inhouse-Weiterbildungen haben allerdings durchaus ihre Berechtigungen:
- Es besteht nicht die Gefahr, dass Betriebsinterna nach außen getragen werden.
- Im kollegialen Umfeld herrscht meist eine entspannte Atmosphäre.
Allerdings muss eine solche Maßnahme richtig geplant und durchgeführt werden, doch dazu später mehr.
Check 3: Sind deine Mitarbeiter am Puls der Zeit?
Zunächst muss nämlich noch ein weiteres Problem betrachtet werden: Wer lange in einem Unternehmen arbeitet, wird „betriebsblind“. Er achtet nur noch auf die Themenfelder, die für ihn von Bedeutung sind und übersieht so Neuerungen im „großen Ganzen“, die ihn vielleicht nicht kurz – aber mittelfristig betreffen werden.
Ein Praxisbeispiel: Branchenwissen ist wichtig
Natürlich hat die Technik von Elektrofahrzeugen für eine Werkstatt, die sich nur auf Reifen- und Bremsenwechsel sowie Inspektionen spezialisiert hat, zunächst kaum Bedeutung – dabei unterscheiden sich Elektroautos nicht von „normalen“ Fahrzeugen. Doch mit solchen Autos kommen auch Techniken wie Bremsanlagen, die die entstehende Bremswärme in Strom umwandeln – und wer davon keine Ahnung hat, kann beim kleinsten Bremsbelagwechsel mächtige Fehler produzieren.
Externe Fortbildungen können derartiges „frisches Wissen“ in die Büroräume spülen und dafür sorgen, dass der Kollegenkreis am Ball der Zeit bleibt – auch wenn ein Teil des Wissens vielleicht in absehbarer Zeit keine Bewandtnis hat. Doch bedenke man: Vor 40 Jahren war auch das Bedienen eines Computers noch absolutes Spezialwissen.
Check 4: Investiere in deine Mitarbeiter
Fortbildungen geben zudem auch ein starkes Signal:
„Uns ist wichtig, dass Ihr auf dem neuesten Stand seid, damit Ihr mit allen Anforderungen zurechtkommt“.
Es ist ein Zeichen, dass das Unternehmen von seinen Arbeitnehmern mehr will, als nur deren Arbeitskraft abzuschöpfen und sich ansonsten keine Gedanken macht.
Fortbildungen sind mehr als Wissensvermittlung
Es ist ein Signal, dass die Firma nach vorne schaut. Wer in Weiterbildung investiert – die ja gewisse Summen kostet – zeigt seinem Team, dass es dem Unternehmen gut geht – auch wenn das sicherlich nicht die Haupt-Intention des Chefs ist.
Fortbildungen führen zu positiven Effekten:
- Stärkerer Identifikation mit dem Unternehmen
- Besserer Mitarbeiterbindung
- Größere Innovationsfreude
- Höhere Kundenzufriedenheit
Doch welche Fortbildungs-Form hat welche Vor- und Nachteile?
Check 5: Finde die geeignete Fortbildungsform
1. Fortbildungsform: Inhouse-Weiterbildung
Wie bereits erwähnt, hat Inhouse-Weiterbildung seine Berechtigung – wenn es richtig ausgeführt wird. Die gängigste Form ist es, sich Hilfe durch externe Anbieter zu holen. Ein solches Inhouse-Training erfordert dann allerdings, dass die betreffenden Mitarbeiter einen oder mehrere Tage, je nach Dauer, nicht für die Arbeit verfügbar sind – und natürlich einen dementsprechend ausgestatteten Raum.
Vorteile von Inhouse-Weiterbildung:
- Vergleichsweise kostengünstig
- Effektive Weitergabe von Wissen
- Sehr direkt
- Mitarbeiter im Notfall greifbar
Nachteile von Inhouse-Weiterbildung:
- Kein „Blick über den Tellerrand“ möglich
- Kann ganze Abteilungen für die Dauer stilllegen
2. Fortbildungsform: Externes Seminar
Einzelne Mitarbeiter werden freigestellt und zu einem externen Bildungsträger geschickt, bei dem die Seminare stattfinden. Die Vielfalt der Themengebiet ist hier ähnlich groß. Der Trend geht aber zum Blended Learning, eine erweiterte Form des klassischen Seminars, bei dem sich die betreffenden Mitarbeiter zunächst Online vorbereiten, dann das Seminar besuchen und anschließend Online nachbereiten. Die Vorteile des externen Seminars sind jedoch immer gleich
Vorteile eines Externen Seminars:
- Nur einzelne Mitarbeiter werden abgestellt
- Effektive Weitergabe von Wissen
- Hohes Potenzial zum Austausch mit anderen und den daraus resultierenden Vorteilen
Nachteile eines Externen Seminars:
- Betroffene Mitarbeiter sind mehrere Tage nicht im Haus
- Wissen wird nur an Einzelne weitergegeben
- Gefahr, dass Betriebsinterna offengelegt werden
3. Fortbildungsform: Mentoring
Mit diesem Begriff bezeichnet man die Weitergabe von Wissen innerhalb des Betriebs. Und genau hier liegt die beste Verbindung zwischen Inhouse-Schulung und externem Seminar. Nämlich dann, wenn ein Mitarbeiter extern fortgebildet wird und dann sein gelerntes Wissen im Unternehmen weitergibt.
Dadurch ergeben sich zwar die gleichen Vor- und Nachteile wie bei diesen Formen, aber auch weitere. Denn prinzipiell steht und fällt alles damit, dass derjenige, der erst geschult wird und dann schulen soll, auch die entsprechenden Softskills aufweist: Wer keine rhetorischen Fähigkeiten hat oder sehr schüchtern ist, kann selbst das umfangreichste Wissen nicht weitergeben.
Vorteile von Mentoring:
- Kostengünstiger Multiplikator-Effekt
- Mentor kann tatsächlich unnötiges Wissen herausfiltern
- Besserer Lerneffekt weil der Lehrende ein Kollege ist
Nachteile von Mentoring:
- Funktioniert nur bei rhetorisch fähigen Mitarbeitern
- Gefahr, dass im Seminar falsch Verstandenes weitergegeben wird
4. Fortbildungsform: Fernunterricht
Ein Seminar aus der Distanz – das ist der Fernunterricht (nicht zu verwechseln mit dem Fernstudium). Damit nimmt er eine Position zwischen den Stühlen ein. Denn er vereinbart die Vorteile des externen Seminars damit, dass der betreffende Mitarbeiter nicht ausfällt – solche Schulungen finden nämlich oft nach Feierabend oder an Wochenenden statt. Und hier liegt freilich auch der Nachteil: Es muss schon ein motivierter Mitarbeiter sein, der seine Freizeit dafür opfert.
Vorteile des Fernunterrichts:
- Kein Mitarbeiterausfall
- Keine Reisezeiten
- (Begrenzter) Austausch mit anderen möglich
Nachteile des Fernunterrichts:
- Oft in der Freizeit
- Gefahr, dass Fragen unbeantwortet bleiben
- Überlastung des Mitarbeiters
5. Fortbildungsform: Eigenweiterbildung
Die letzte gängige Form besteht darin, als Entscheider selbst Schulungsunterlagen zusammenzustellen und diese an die Mitarbeiter weiterzureichen. In der Theorie ist das mit ähnlichen Vorteilen wie das Mentoring verbunden – ohne dass jedoch damit ein Mitarbeiter eingebunden wird. In der Praxis steht dem Erfolg jedoch leider allzu oft die menschliche Natur im Weg.
Vorteile der Eigenweiterbildung:
- Ähnliches Wissenslevel wie beim Mentoring
- Tatsächlich unnötiges Wissen kann herausgefiltert werden
- Mitarbeiter können sich die Lernzeit frei einteilen
Nachteile der Eigenweiterbildung:
- Findet auf der Arbeit statt: Mitarbeiter also mit Lernen beschäftigt
- Findet in der Freizeit statt: Keine Gewährleistung, dass konsequent gelernt wird
Check 6: Verschaffe dir einen Wissensüberblick
Bis hierhin befasste sich der Artikel mit den Warums und Wies – wie bei einer „echten“ Fortbildung soll jedoch auch hier ein allgemeiner Wissensteil die Abrundung darstellen.
1. Interessensschwerpunkt aus Sicht des Arbeitgebers:
Bildungsmaßnahmen – und nichts anderes sind Fort- und Weiterbildungen – werden rechtlich als Mittel von überwiegend beruflichem Interesse angesehen.
Das bedeutet: Ihr Interessensschwerpunkt liegt ganz klar in der Sicht des Arbeitgebers – er profitiert ja schließlich vom gesteigerten Wissen der Mitarbeiter. Als solche dürfen sie in aller Regel nicht als steuerpflichtiger Arbeitslohn angerechnet werden. Je nach Art der Weiterbildung ist auch eine, zumindest teilweise, Anrechnung auf die Arbeitszeit Usus.
2. Keine Rückforderung der Fortbildungskosten:
Sofern Mitarbeiter nicht unmittelbar nach der Fortbildungsmaßnahme ihre Stelle kündigen, dürfen Arbeitgeber die Kosten für die Maßnahme nicht zurückfordern. Das ergab ein Gerichtsurteil, dem eine Klage einer ehemaligen Apothekenhelferin vorausgegangen war.
3. Anspruch auf Bildungsurlaub:
Je nach Bundesland haben Mitarbeiter sogar einen Anspruch auf einen mehrtägigen Bildungsurlaub. Das bedeutet: In diesen Bundesländern müssen Angestellte für Fortbildungen freigestellt werden – selbst wenn diese nicht von der Firma angeordnet werden.
4. Übernahme der Kosten durch Arbeitgeber:
Wenn die Initiative zur Fortbildung vom Arbeitgeber ausgeht, muss dieser in jedem Fall auch sämtliche entstehenden Kosten dafür übernehmen.
5. Der steuerliche Aspekt:
Wenn der Arbeitgeber eine Fortbildung anordnet und auch deren Kosten übernimmt, so vergütet der Staat dies und erlaubt ihm, diese Ausgaben von Steuern und Abgaben zu befreien. Allerdings ebenfalls nur unter der Prämisse, dass die Fortbildung im ganz überwiegenden betrieblichen Interesse durchgeführt wird.
6. Abziehbare und nichtabziehbare Betriebsausgaben:
Verbindet der Arbeitnehmer die von seinem Chef angeordnete externe Weiterbildung mit Urlaub (also bspw. ein einwöchiges Seminar in Hamburg und anschließend eine weitere Woche vor Ort im gleichen Hotel), so müssen die Übernachtungs- sowie Reisekosten in abziehbare und nichtabziehbare Betriebsausgaben getrennt werden.
7. Vermittlung positiver Gefühle:
Ein weiterer Tipp, der weniger offiziell ist: Ein Arbeitgeber, der seinen Leuten eine Fortbildung verordnet, zeigt sich auch ganz abseits von beruflichen Belangen als guter Chef.
Denn – auch für Erwachsene hat jede Fortbildung – ob nun Inhouse oder extern – auch bei aller Professionalität immer noch ein klein wenig den Reiz von Klassenfahrten aus früheren Tagen. Und gute Gefühle, die man mit dem eigenen Unternehmen verbindet, sind durch nichts zu ersetzen.
Fazit: Zukunft des Unternehmens im Fokus
Wer in seine Mitarbeiter investiert, der investiert ohne Umwege auch in die Zukunft seines Unternehmens. Nur durch Fortbildungen können die eigenen Leute am Puls der Zeit gehalten werden, vor allem in Anbetracht der immer kürzeren Entwicklungszyklen. Davon profitiert natürlich zwar das Portfolio der einzelnen Mitarbeiter, sofern sie aber nicht am Tag nach der Fortbildung kündigen ist jeder Cent bares Geld fürs eigene Unternehmen.
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