Unsere Aufmerksamkeit galt in den letzten Wochen Frankreichs Fußballstadien: Die deutsche Nationalelf hatte das Halbfinale der europäischen Fußballmeisterschaft 2016 erreicht! Führungskräfte können sich dabei durchaus fürs Teamleading abseits des Rasens inspirieren lassen. Schon die WM 2014 zeigte uns, wie der DFB und Jogi Löw auf allen Ebenen für ein perfektes Teamgefüge und das richtige Betriebsklima sorgten.
Der Fußballfan Seumas Beathan brachte es auf den Punkt:
„Brasilien hat Neymar. Argentinien hat Messi. Portugal hat Ronaldo. Deutschland hat eine Mannschaft!“
Nur durch gemeinsame Ziele kann Erfolg entstehen
Wohngemeinschaften abseits des Trubels und jenseits der Vereinszugehörigkeit, Schafkopf-Runden und andere Freizeitaktivitäten sorgten für Zusammengehörigkeit. Bilder von historischen Siegen, geschickt integriert ins wohnliche Ambiente des Camps, unterstützten die Visualisierung gemeinsamer Ziele. Und diesen Zielen ordnete sich jeder bereitwillig unter.
Denn ein Turniererfolg wächst auf vielen Schultern, nicht auf dem Ruhm einzelner Spieler. Starallüren sind fehl am Platze. Stattdessen können wir auch bei dieser EM wieder beobachten, wie gut das deutsche Team sich als Mannschaft begreift, auf und abseits des Platzes.
Teamgeist und flexible Aufgabenverteilung
Zwar können einzelne High Performer ein Spiel oder eben eine Firmenpräsentation bestimmen, doch nicht ein ganzes Turnier bzw. die Performance einer Abteilung über einen längeren Zeitraum. Hier gewinnt jene Mannschaft, die jeden einzelnen Aufgaben entsprechend seiner Stärken übernehmen lässt.
Flexibilität ist dabei eines der Erfolgsgeheimnisse von Jogi Löw und seinen Jungs. Zuständigkeiten sind nicht in Stein gemeißelt, Positionen innerhalb des Teams können wechseln.
Kollegen, die auf Augenhöhe agieren
Der junge Joshua Kimmich durfte beim Spiel um den Gruppenersten zeigen, was er kann. Eigentlich gelernter defensiver Mittelfeldspieler kam Kimmich rechts in der Viererkette zum Einsatz – und zeigte herausragendes Engagement.
Nachdem sein erfahrener Teamkollege Benedikt Höwedes als Rechtsverteidiger in den vorherigen Spielen wenig Offensivität an den Tag legte, Kimmich sich hingegen beim Spiel gegen die Nordiren profiliert hatte, setzte Löw auf frischen Wind. Die Rechnung ging auf.
Und weil dieses Team eben ein authentisches Gefüge vieler starker Spieler ist, die gemeinsam nach dem Sieg streben, fand auch Höwedes nur lobende Worte für den jungen Kollegen:
„Jo hat ein Klassespiel gemacht. Es war die richtige Entscheidung vom Trainer. Wir müssen uns alle dem großen Ganzen unterordnen.“
Mitarbeiter begeistern & Zusammenhalt fördern
In einem funktionierenden Team, wo sich alle einem zuvor definierten Ziel verpflichtet fühlen und den Sinn im Handeln und Entscheiden ihres Chefs erkennen, liefert ein Verändern von Aufgaben und Positionen keinen Anlass
- zum Groll,
- Meutern oder
- gar zur innerlichen Kündigung.
Das große Ganze zählt mehr als die Befindlichkeit des Einzelnen. Kollektives, integratives Verhalten bringt das ganze Team weiter als Silodenken.
Je komplexer die Herausforderungen,
- desto variabler muss sich ein Team zeigen,
- desto vielfältigere Qualitäten sind gefragt.
Das zu bewältigen, funktioniert nur gemeinsam. Wem es gelingt, Zusammengehörigkeit zu schaffen und Ziele zu kreieren, die alle begeistern, der erntet ein starkes Team, mit der Erfolg kein Zufall, sondern die logische Konsequenz ist.
Die Zutaten des Löwschen Erfolgsrezepts:
Zutat Nr. 1: Kollektivität
Schon vor Beginn der EM sagte Joachim Löw, das Kollektiv sei wichtiger als jeder einzelne Spieler. Damit ließ er als Führungskraft alle wissen:
Wir kommen nur weiter, wenn wir an einem Strang ziehen.
Bereichsegoismen sind in Unternehmenshierarchien noch immer weit verbreitet. Doch angesichts sich immer schneller ändernder und komplexer Anforderungen sind diese Denkweisen und Haltungen überholt.
Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile
Unternehmen, die solchen Egoismus, der Abläufe und Synergieeffekte behindert, hinter sich lassen, haben die Nase vorn. Führungskräfte haben erheblichen Einfluss darauf, den kollektiven Geist ihrer Mitarbeiter zu wecken:
- Sie geben die Richtung vor,
- prägen den Umgang miteinander,
- leben Werte,
- schaffen Konsequenzen.
„Go the extra miles!“ – Die Siegermentalität leben
Oliver Bierhoff, Manager der Nationalelf, sagt:
„Egal, ob als Führungskraft einer Nationalmannschaft oder eines Industriekonzerns – ich muss die Siegermentalität vorleben. Ich muss vermitteln: »Go the extra miles!«, laufe also den einen oder anderen Kilometer mehr als die Konkurrenz. Und diesen Anspruch haben wir im Team verinnerlicht. Wir haben nicht nur eine gute Atmosphäre, sondern auch einen guten Umgang miteinander, in dem sich Respekt und Professionalität ausdrücken, Verständnis und eine große Portion Leistungsbereitschaft.“
Genau das spiegelt sich dann zum Beispiel in den Worten Höwedes wider, wenn er bereitwillig in die zweite Reihe zugunsten von Kimmich zurücktritt. Oder wenn Nationalspieler Emre Can auf Instagram postet: #JederFuerJeden #DieMannschaft.
Zutat Nr. 2: Stärkenorientierung
Je besser jeder Einzelne seine
- Stärken,
- Fähigkeiten,
- Talente und
- Ressourcen
für die Zielerreichung einsetzen kann, umso unschlagbarer wird ein Team. Als Führungskraft sollten Sie die vorhandenen individuellen Ressourcen der Mitarbeiter wahrnehmen und die Mitarbeiter entsprechend einsetzen. Mit anderen Worten: Für den Sieg brauchen Sie ebenso gute Abwehrspieler wie kluge Strategen und starke Stürmer. Share on X
Heben Sie den Schatz der Ressourcen!
Jeder Ihrer Mitarbeiter sollte seinen Teil zum gemeinsamen Erfolg beitragen können. Führen Sie deshalb stärkenorientiert statt nur nach persönlichen Schwächen zu suchen und diese zu beheben. Passen Sie die Aufgaben den Menschen an. Der Gallup Engagement Index besagt, dass ca. 80 Prozent der Arbeitnehmer nicht im Bereich ihrer Stärken arbeiten. Schade. Denn wenn ihre Stärken zum Tragen kommen, gehen Mitarbeiter mental gestärkt an Herausforderungen heran.
Von dieser mentalen Stärke profitiert das gesamte Team, insbesondere in Stresssituationen. Wer sich seines Selbstwertes bewusst ist, gerät weniger unter Druck. Die Einheit ist physisch und psychisch umso stabiler, je stärker Sie selbst als Führungskraft im Zusammenspiel mit Ihren Mitarbeitern sind.
Und wer als Teammitglied seine Stärken zum Ausdruck bringen darf, dabei gleichzeitig die Stärken seiner Teamkollegen anerkennt, der hat eben auch kein Problem damit, wenn Aufgaben kurzfristig neu geordnet werden, um die Stärke eines Einzelnen zugunsten des Teams für eine aktuelle Herausforderung zu nutzen.
Zutat Nr. 3: Eigenverantwortung
Wir sind, was wir tun. Eigenverantwortung ist eine Grundvoraussetzung für Weiterentwicklung. Das Arbeitsleben ist mittlerweile so rasant wie ein Fußballspiel. Es gilt,
- blitzschnell Entscheidungen zu treffen,
- sich immer wieder neu zu orientieren,
- auf veränderte Bedingungen zu reagieren,
- Chancen zu erkennen.
Je mehr Verantwortung dabei der Einzelne übernimmt, desto tragfähiger ist das gesamte Team. Die Eigenverantwortung habe, so Nationalelf-Manager Bierhoff, von Turnier zu Turnier an Bedeutung gewonnen. Dieses hätten Jogi Löw und der DFB gezielt gefördert.
Ob bei der Zimmerwahl in der WM-Wohngemeinschaft oder durch das selbstständige Erarbeiten verschiedener Standard-Spielsituationen – das Überlassen von Entscheidungen und der Verzicht auf Vorgaben haben die Spieler reifen und zusammenwachsen lassen.
Vertrauen & Mut als Schlüssel zum Erfolg
Zur Eigenverantwortung gehört, sich zu trauen. Sich selbst zuzutrauen, Entscheidungen treffen und richtig handeln zu können und anderen zuzutrauen, dass sie eben dieses können. Wer sich selbst vertraut, vertraut auch anderen.
Prüfen Sie sich kritisch: Wie gehen Sie mit Ihren Mitarbeitern um?
- Wie groß ist Ihr Vertrauen in sich selbst und wie groß in Ihre Mitarbeiter, in den Vorstand und weitere Führungsebenen, ins Unternehmen?
- Wie sehr vertrauen Sie Ihrem Umfeld, wie sehr den Maßnahmen, die Kollegen ergreifen?
- Halten Sie eigenverantwortliches Handeln auf Mitarbeiterseite aus?
- Fördern Sie dies oder limitieren Sie es regelmäßig?
Wohlgemerkt: Es geht nicht um blindes Vertrauen
Wichtige Kontrollinstanzen wie klare Vorgaben in entscheidenden Bereichen sind unverzichtbar. Aber wer sich wünscht, dass das Team Verantwortung übernimmt, sollte dafür auch bereit sein.
Fazit: Schießen Sie mit Ihrem Team auch Tore!
Joachim Löw und die DFB-Verantwortlichen haben für die Mannschaft den Rasen, auf dem Spitzenleistungen geboren werden, optimal getrimmt. Betrachten Sie es als Steilvorlage für Ihre eigene Performance – damit Sie mit Ihrem Team Tore schießen!
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ISBN-10: 3613508036
ISBN-13: 978-3613508033
Hier findest du weitere Informationen zum Buch.
(Einzelbildnachweise: bazzier, RBZst, pixfly, Beto Chagas © shutterstock.com)
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