Skip to main content

Du übernimmst bald eine neue Funktion? Man hat dir eine neue Verantwortung übertragen? Herzlichen Glückwunsch dazu! Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie du die neue Aufgabe strategisch angehst? Denn einer neuer Job bietet auch die Chance ein neues Image aufzubauen. Wie das funktioniert und warum die ersten 100 Tage dafür entscheidend sind, erfährst du hier.

Zwischen altem und neuem Job

Jeder berufliche Wechsel bedeutet einen Abschied von etwas Vertrautem und den Beginn von etwas Neuem.

Es sind gemischte Gefühle damit verbunden. Vor allem ist es aber eine neue Chance, nämlich die Möglichkeit, frühere Fehler zu vermeiden und sich in einem neuen Job und damit einem neuen Umfeld ein beabsichtigtes Image zu erarbeiten. Daher solltest du die Zwischenphase nutzen, einige Überlegungen anzustellen.

EXTRA: Jobwechsel? So gelingt der Abschied vom alten Unternehmen

Im letzten Job war man in bestimmten Verhaltensmustern gefangen und hat gelegentlich selbst verspürt, dass man in bestimmten Situation anders hätte handeln sollen. Eine ehrliche Selbstanalyse benötigt etwas Zeit, ist aber der Weg zu mehr Erfolg.

  • Was waren die Gemeinsamkeiten in diesen Situationen,
  • gab es ähnliche Auslöser zu dem ungünstigen Verhalten,
  • wie hätte man sich besser verhalten können?

Wenn du herausgefunden hast, in welchen anderen Situationen du aufgrund welcher Stärken souverän reagieren konntest, dann kannst du mental verankern, wie du in Zukunft auf erwünschte Weise handelst.

Neues Image aufbauen

In der letzten Funktion warst du vielleicht nicht immer zufrieden mit dem, was man dir nachgesagt hat. Dein letzter Vorgesetzter hatte eine Wahrnehmung von dir, die du gerne anders gesehen hätten. Nun kannst du dir in dem neuen Job ein neues Image verschaffen.

  • Was möchtest du, dass die Leute über dich sagen?
  • Welches Bild soll man von dir bekommen?
  • Welches Verhalten gehört zu diesem Bild?
  • Wie kannst du dieses Verhalten verstärken?

Wichtig ist, dass du dir deiner Stärken bewusst bist. Genau das alles wird dir wieder helfen, um im neuen Job noch erfolgreicher zu sein.

  • Was waren deine Erfolgsfaktoren in der bisherigen Tätigkeit?
  • Welche deiner Stärken konntest du besonders gut einsetzen?
  • Was ist dir besonders gut gelungen?
  • Wozu hast du positives Feedback erhalten?
  • Was hat man an dir geschätzt?

Die ersten einhundert Tage

Die berühmten ersten einhundert Tage sind entscheidend für den weiteren Verlauf in der neuen Funktion.

Das Umfeld hat dann ein besonderes Augenmerk auf dich und bildet sich rasch ein bleibendes Urteil.

Umgekehrt sieht man als Neuling noch vieles aus einer distanzierteren Position und erkennt starke und schwache Punkte leichter als diejenigen, die mit allem schon lange vertraut sind. So sollten die ersten einhundert Tage im neuen Job besonders genutzt werden, um das Image aufzubauen. Man kann sie in drei Phasen einteilen:

1. Kennenlernen und Bestandsaufnahme

Gib allen die Möglichkeit dich kennenzulernen und lernen auch du die neuen KollegInnen und MitarbeiterInnen erst einmal kennen. Erzähle, was dir wichtig ist. Baue Vertrauen auf. Höre gut zu, wenn dir die anderen sagen, wie sie denken und was sie machen. Zeige Wertschätzung und, dass dir alles sinnvoll erscheint. Bringe in Erfahrung, was dein neuer Vorgesetzter von dir erwartet.

Aber sei auf der Hut. Es gibt unter den KollegInnen und MitarbeiterInnen den einen oder anderen, der mit deinem Vorgänger entweder eine besonders gute oder schlechte Beziehung hatte. Nun möchten sie sich entweder gleich die alte Position wieder sichern oder eine bessere Beziehung schaffen. Versuche das richtig einzuschätzen, denn in beiden Fällen kann dein Vorgänger falsch gehandelt haben.

2. Analyse der Situation

Ziehe keine voreiligen Schlüsse.

Es kommt nie gut an, wenn der Neuling schon in den ersten Tagen äußert, was er alles nicht gut findet. Mach dir ein Bild über die Erfolgsfaktoren deiner neuen Organisationseinheit bzw. Abteilung.

  • Welches Budget steht zur Verfügung?
  • Welche Prozessschritte binden die höchsten Kosten?
  • Erscheinen dir alle Prozessschritte erforderlich und plausibel?
  • Wer sind die wichtigsten ProzesspartnerInnen, die für die Qualität der Ergebnisse entscheidend sind?
  • Wer beurteilt die Ergebnisse?
  • Welche Erwartungen gibt es an die Abteilung?
  • Wie zufrieden sind die MitarbeiterInnen?
  • Sind alle MitarbeiterInnen ihren Stärken entsprechend am richtigen Platz?

Während du weitere Informationen gewinnst, kannst du nach dem ersten Monat schon für dich anfangen, erste Schlussfolgerungen abzuleiten. Vielleicht hat dein Vorgänger monatlich einen detaillierten Leistungsbericht erstellen lassen, der viel Aufwand bedeutet hat und den du in dieser ausführlichen Form nicht benötigst. Finde heraus, ob dieser Bericht bisher für deinen neuen Vorgesetzten wichtig gewesen ist oder ob er sonst einen Sinn erfüllt. Wenn nicht, steht er auf deiner Liste der ersten Maßnahmen, die du im dritten Monat umsetzen wirst.

EXTRA: 8 Tipps, um sofort Kosten, Zeit und Nerven zu sparen

So kommen ganz sicher noch weitere Punkte auf deine Liste, wie zum Beispiel Routinebesprechungen, Informationsflüsse und Entscheidungsabläufe, die du effizienter gestalten möchten. Ein bestimmter Prozessschritt könnte vielleicht durch ein entsprechendes IT-Tool automatisch ablaufen. Eventuell sind auch einzelne Aufgaben nicht stärkenorientiert zugeordnet und entsprechende MitarbeiterInnen nicht optimal eingesetzt.

3. Erste Aktionen und Maßnahmen

Nun kannst du im dritten Monat die ersten Maßnahmen umsetzen. Stimme dich zuvor mit deiner Führungskraft ab. Sie weiß, wie es bei deinem Vorgänger gelaufen ist und kann Maßnahmen aus übergeordneter Sicht einschätzen. Evtl. sind bei Personalmaßnahmen noch die Personalabteilung und der Betriebsrat mit einzubeziehen. Bespreche Personalmaßnahmen zunächst mit den Betroffenen unter vier Augen. Gib deine Maßnahmen persönlich vor MitarbeiterInnen bekannt. Erläutere und begründe deine Entscheidungen, damit man nachvollziehen kann, wie du denkst. Nimm wahr, ob diese Maßnahmen erleichtert oder besorgt aufgenommen werden. Wie ist die Reaktion darauf?

Deine ersten Aktivitäten werden von deinen MitarbeiterInnen mit großer Aufmerksamkeit registriert und man leitet daraus dein zukünftiges Verhalten ab.

Fazit: Nutze deine Chance!

Eine neue Verantwortung ist eine große Chance. Diese Chance kann genutzt werden, wenn vor dem Wechsel eine selbstkritische Rückschau erfolgt und daraus persönliche Ziele für den neuen Job abgeleitet werden. In den ersten einhundert Tagen werden die Weichen für die Zukunft gestellt: Führungskräfte, KollegInnen und MitarbeiterInnen haben individuelle Erwartungen und prüfen in dieser Zeit, in wie weit der „Neuling“ ihnen entspricht. Daraus entsteht entweder Vertrauen oder Enttäuschung.

Jörg Kolitsch

Heinz Jörg Kolitsch war nach Beschäftigungen in der Chemiefaserindustrie und in der Reaktorsicherheitsforschung über dreißig Jahre als Führungskraft in der Entwicklung und im Aftersales bei der BMW AG in München tätig. Nach einer Ausbildung zum Strategie-Coach (Univ.) am Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer der Universität Augsburg arbeitet er nun freiberuflich als Coach und Berater.

Der Artikel hat dir gefallen? Gib uns einen Kaffee aus!

Leave a Reply