Gerade unerfahrene RednerInnen kennen nur zu gut das flaue Gefühl, wenn ein Vortrag ansteht. Die Panik vor dem Podium ist jedoch in der Regel unbegründet. Wir geben Tipps, die die Nervosität vor dem ersten Vortrag lindern.
Vorträge zu halten gehört in den wenigsten Berufen zum Alltagsgeschäft und kann ReferentInnen mit wenig Routine schnell schlaflose Nächte bereiten. Der Rhetorikratgeber ist durchforstet, die Unterlagen dreimal überprüft und ein tiefer Atemzug genommen – doch die Nervosität bleibt und die eigene Fantasie malt farbenfroh aus, was schiefgehen kann.
Dabei sind diese Schreckensszenarien nicht nur unwahrscheinlich. Sie können durch einfache Tricks auch schnell zerstreut werden. Positiver Nebeneffekt: Ohne Lampenfieber wird der Vortrag sowohl für die Rednerin bzw. den Redner als auch für das Publikum sehr viel angenehmer. Nachfolgend fünf typische AnfängerInnenängste und wie man dagegen vorgehen kann:
1. Vorbereitung wird überschätzt, improvisiere!
Die letzte Powerpointfolie erscheint an der Wand, doch die Uhr lässt sich Zeit und die ZuhörerInnen blicken dich erwartungsvoll an. Zu wenig vorbereitet zu haben, ist die Hauptsorge der meisten RednerInnen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass eher zu viel Material vorbereitet wird und der Vortrag zu detailreich ist oder gar das Zeitlimit überzieht. Bleibe also vor allem ruhig:
Du bist als Expertin bzw. Experte eingeladen und weißt meist sowieso mehr als dein Publikum. Was sogar du erst nachlesen musst, ist für deine ZuhörerInnen eher uninteressant.
Falls es doch einmal zu einer peinlichen Stille im Saal kommt, gibt es verschiedene Gegenstrategien. Blicke noch einmal zurück auf deinen Vortrag und fasse deine Kernaussagen kurz und knapp zusammen. Oder erzähle eine Anekdote zum Vortragsthema aus der Praxis und frage deine ZuhörerInnen nach ähnlichen Erlebnissen.
Fast schon ein Muss am Ende des Vortrags: Gib deinem Publikum die Gelegenheit, Fragen zu stellen und stelle selbst welche. Eine Ja-Nein-Frage am Anfang, über die du mit Handmeldung abstimmen lässt, bricht das Eis.
2. Hilfe, ExpertInnen! Nein, GesprächspartnerInnen.
Eine Fachfrau bzw. einen Fachmann zu deinem Vortragsthema unter den ZuhörerInnen ist kein Grund zur Panik. Freue dich lieber über dieses Kompliment und binde diese bei Gelegenheit in das Geschehen ein. Wenn du deren Arbeit in deinem Vortrag erwähnst, äußere ruhig deine Freude über deren Anwesenheit.
Sollte die Expertin bzw. der Experte dir komplexe Fragen stellen, antworte am besten kurz und sachlich. Bieten ihnen – aus Rücksicht auf die weniger spezialisierten TeilnehmerInnen – eine persönliche Diskussion nach dem Vortrag an. So hast du zugleich Gelegenheit, die Expertin bzw. den Experten persönlich kennenzulernen.
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3. Ruhe auf den billigen Plätzen!
Was tun, wenn im Publikum StörerInnen sitzen, die den eigenen Vortrag mit Zwischenrufen sabotieren oder die Aussagen in Frage stellen? Grundsätzlich gilt: Rechtfertige dich nicht. Stellen dich lieber auf die Seite deines Publikums. Frage, ob deine ZuhörerInnen der gleichen Ansicht sind wie der KritikerInnen. Falls ja, benötigt das Thema offensichtlich mehr Erläuterungen. Andernfalls kannst du den Einwand einfach ignorieren.
Auch unangenehmen ZwischenruferInnen kannst du so den Wind aus den Segeln nehmen. Bitte NörglerInnen, aufzustehen und das Gesagte nochmals deutlich zu wiederholen. Die meisten scheuen die plötzliche Öffentlichkeit und verhalten sich danach lieber ruhig.
4. Wohl fühlt man sich in seiner eigenen Haut
Jede Referentin und jeder Referent möchte bei ihrem bzw. seinem Vortrag sympathisch und kompetent wirken, dazu auch noch witzig sein und gut aussehen. Was hilft: Bleibe bei dir. Wer authentisch agiert, fühlt sich meistens am wohlsten. Denn für schauspielerische Experimente ist ein Vortrag der falsche Anlass.
Du musst dich auf zu viele Dinge konzentrieren, als dass du gleichzeitig auch noch eine Rolle spielen könntest. Gib dich also so, wie du bist.
Auch für Kleidung gilt: Ziehe dich dem Anlass entsprechend an, aber bleibe beim gewohnten Stil. Wenn du dich nicht wohlfühlst, wirst du dich unnatürlich bewegen oder vielleicht sogar an deiner Kleidung herumzupfen. Wähle deshalb besser einen Kompromiss zwischen Wohlfühlen und Dresscode. So hast du den Kopf frei für den Vortrag.
5. Zeigen anstatt reden
Es ist gar nicht so schwer, die Aufmerksamkeit deiner ZuhörerInnen zu fesseln. Konzentrieren dich bei deinem Vortrag auf die wesentlichen Kernaussagen und präsentiere diese möglichst lebendig. Und sorge für Unterhaltung. Natürlich nicht mit billigen oder krampfhaften Witzen.
Aber ehe du noch mehr Hintergrundfakten recherchierst, verwende die Zeit doch lieber für:
- eine anschauliche Grafik
- ein plakatives Beispiel
- einen interaktiven Einstieg
Das kommt beim Publikum nicht nur gut an, die Inhalte bleiben so auch besser hängen.
Verzichte dafür auf:
- umständliche Beweisführungen
- Detailanalysen
- komplexe Statistiken
Ein kleiner Verweis, wo deine ZuhörerInnen diese Details nachschlagen können, reicht vollkommen aus.
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Diese kurze Zusammenschau zeigt: Das flaue Gefühl vor dem ersten Vortrag ist meist unbegründet und angehende ReferentInnenen können ihre Nervosität mit einfachen Mitteln in den Griff bekommen.
Wenn du beim Gedanken an deinen Vortrag Panik aufsteigen spürst, frage dich zunächst, warum.
Erst wenn du die Ursache deiner Angst identifiziert hast, kannst du dagegen angehen. Am wichtigsten ist es, bei sich zu bleiben, die ZuhörerInnen als Verbündete zu sehen und sich auf die Kernausaussagen des Vortrags zu konzentrieren. So sind VortragsanfängerInnen auf dem besten Weg zu erfahrenen RednerInnen.
lasst bitte diese filmausschnitte weg.