Unsere Serie „Crash Kommunikation – Warum Piloten versagen und Manager Fehler machen“ zieht verblüffende Parallelen zwischen der internationalen Luftfahrt und dem Management großer Unternehmen. Peter Klaus Brandl stellt je einem verhängnisvollen Flugzeugcrash eine auf ihre Art ebenso gravierende Firmenpleite gegenüber und deckt auf, wie Kommunikation in herausfordernden Situationen funktioniert und wie die Verständigung zwischen Menschen spektakulär verbessert werden kann.
In Teil drei lesen Sie: „Landen bei schlechtem Wetter“ oder: „Wenn man auf sein Ziel fixiert ist“.
24. November 2001: Ein Crossair Jumbolino zerschellt im Anflug auf Zürich Kloten
Die Maschine steuert den Züricher Flughafen an, die Sicht ist schlecht und im Cockpit freut man sich bereits auf den Feierabend. Der Pilot entschließt sich zum zügigen Sichtanflug. Plötzlich streift die Maschine Bäume und stürzt ab. 24 von 33 Insassen sterben. Experten sprechen in so einem Fall von Zielfixierung: Starre Konzentration auf ein Ziel (jetzt landen!) führt zu extremem Leichtsinn. Selbst erfahrene Piloten ignorieren dann gängige Vorsichtsmaßnahmen und lassen sich auf riskante Manöver ein.
CRASH-WARNUNG: Niemals „Augen zu und durch“, sondern mit Blick auf das Ziel: Augen auf und volle Konzentration!
VW und der Vorstoß in die automobile Oberklasse
In Dresden wird seit 2001 der Phaeton gebaut, die VW-Edel-Limousine für rund 60.000 Euro und das Herzensprojekt des VW-Aufsichtsrats Ferdinand Piëch. Sein Ziel: der Konkurrenz aus Süddeutschland Paroli zu bieten. 20.000 Stück sollten pro Jahr abgesetzt werden, zeitweise waren es aber nur 5.000. In den USA wurden ganze 650 Exemplare verkauft. Warnsignale genug, um das ganze Projekt zu überdenken. Doch an einen Produktionsstopp denkt man bei Volkswagen nicht; im Gegenteil: Im Sommer 2009 plante man für 2010 eine neue Version, die mittlerweile auf dem Markt ist.
Flexibilität bewahren: Der Nutzen von Wendemarken
Sich Ziele zu setzen und diese zu verfolgen, gilt zu Recht als Tugend. Schlägt Zielorientierung aber in Zielfixierung um, wird es riskant. Gerade wenn unternehmerisches Neuland betreten wird, ist es sinnvoll und notwendig, im Vorfeld klare „Wendemarken“ zu definieren. Auf diese Weise verhindern Sie, dass Kosten aus dem Ruder laufen oder sich abzeichnende Flops weiter verfolgt werden. Wendemarken müssen vor Projektstart festgelegt werden, um zu verhindern, dass „unterwegs“ noch irrationale Momente wie die Aufwandsrechtfertigung greifen – etwa „Jetzt haben wir schon so viel investiert, jetzt können wir unmöglich noch aussteigen!“.
ANTI-CRASH-FORMEL: Je verführerischer ein Ziel ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Gefahren nicht sehen wollen. Prüfen Sie, inwieweit es sinnvoller ist, Ihr Vorhaben aufzugeben und umzukehren.
Weitere Artikel der Reihe „Crash-Kommunikation“:
„Vergessen, die Landeklappen auszufahren oder: Wenn der Stress die Regie übernimmt“ (Teil I)
„Wer kritisiert schon den Kapitän oder: Wenn der Chef das Problem ist“ (Teil II)
„Maschine unbemerkt im Sinkflug oder: Wenn man Wesentliches aus den Augen verliert“ (Teil IV)
„Ich dachte, Sie fliegen“ oder: „Wenn Zuständigkeiten verschwimmen“ (Teil V)
„Blame Culture“ oder: „Warum Fehler vertuscht werden“ (Teil VI)
„Crash Kommunikation“ oder: „Wenn Killerphrasen den Ton angeben“ (Teil VII)
(Bild: © James Thew – Fotolia.de)
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