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Forensisches Interview: Kriminalistische Gesprächskompetenz für Unternehmer! (VIII)

Forensisches Interview: Kriminalistische Gesprächskompetenz für UnternehmerDer erste Schritt bei der Gesprächspartnerwahrnehmung muss immer der sein, dessen Normalverhalten festzustellen. Hiermit ist gemeint, dass der Gesprächsführer möglichst schnell die wichtigsten Kommunikationskanäle seines Gesprächspartners im Normalzustand analysieren muss, um darauf aufbauend gezielte Glaubhaftigkeitsbeurteilungen und taktische Gesprächssteuerungen durchführen zu können. Hierbei werden beispielsweise Sprechgeschwindigkeit, Sprechdauer, Tonlage und nonverbale Körpersprache erfasst und analysiert.

Im nächsten Schritt wird auf Abweichungen vom Normalzustand geachtet, wenn es dann in das eigentliche Gespräch geht. Der Normalzustand wird bereits im Vorgespräch bzw. Smalltalkgespräch analysiert.

Im Gespräch selbst sind mehrere Wahrnehmungsfelder entscheidend, auf die geachtet werden muss.

Diese sind insbesondere die Folgenden

Es kommt darauf an, die einzelnen Wahrnehmungsfelder sowohl einzeln als auch im Gesamtkontext wahrzunehmen, zu analysieren, auszuwerten und in die gesamte Fragetaktik miteinfließen zu lassen, bzw. diese auf die jeweiligen Ergebnisse der Gesamtwahrnehmung auszurichten. Dies kann nicht allein dadurch erfolgen, dass man sich theoretisches Wissen aneignet, sondern hier ist ein geeigneter Lehrer vonnöten, der das Wissen durch praxisnahe Übungen vermittelt, vorzugsweise durch Rollenspiele mit unterschiedlichem bzw. steigendem Anforderungsgrad.

Viele Menschen unterliegen der falschen Annahme, dass es bei der Wahrnehmung des Gesprächspartners nur auf die nonverbale Körpersprache ankommt. Diese Annahme ist jedoch falsch. Die nonverbale Körpersprache ist nur ein Teil des Marco-Löw-Befragungssystems. Richtig ist natürlich, dass es vereinzelt Seminarleiter gibt, welche nur die nonverbale Körpersprache zur Glaubhaftigkeitseinschätzung unterrichten. Je nach Betrachtungsweise kann man eine solche Vorgehensweise als unvollständig oder als Methode betrachten. An ein funktionales System zur fundierten Glaubwürdigkeitsbeurteilung sind höhere Anforderungen zu stellen.

Richtet man seinen Wahrnehmungsfokus ausschließlich auf die nonverbale Körpersprache seines Gegenübers aus, so bleibt man von Wahrnehmungsschatten zwangsläufig nicht verschont. Hinzu kommt noch, dass dem Gesprächspartner so genügend Täuschungsmöglichkeiten verbleiben, die bei einem solchen unvollständigem Wahrnehmungsfokus unnötig unentdeckt bleiben. Die nonverbale Körpersprache ist ohne Zweifel eines von mehreren wichtigen Wahrnehmungsfeldern zur Glaubhaftigkeitsüberprüfung, aber nicht die Einzige.

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(Bild: © Petr Vaclavek – Fotolia.com)

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