Bis zu 20 Prozent von Belegschaften sind burnout-gefährdet. Führungstrainerin Petra Klein von der Steinbeis Beratung erklärt, was Führungskräfte tun können, um steigende Burnout-Quoten und negative Folgen fürs Unternehmen zu verhindern.
40 Prozent höhere Krankenstände, ein individueller Leistungsabfall bis zu 55 Prozent, destruktive oder reduzierte Kooperation in Arbeitsteams, fehlgeleitete Aktivitäten in Richtung Schuldzuweisungen oder Aggression. Die Folgen und Kosten, die durch Burnout entstehen, sind exorbitant. Nach Ansicht von Experten entstehen jährlich mehrere Milliarden Euro Kosten durch das Erschöpfungssyndrom, von dem allein in Deutschland rund neun Millionen Menschen betroffen sind. Tendenz, weiter steigend.
Das Burnout-Risiko wird sowohl von individuellen als auch von betrieblichen Faktoren beeinflusst. Die Führungskräfte in Unternehmen können daher wesentlich dazu beitragen, das Burnout-Risiko ihrer Mitarbeiter zu senken. Denn insbesondere die Belastungen am Arbeitsplatz wie Schichtarbeit, Zeitdruck und das Führungsverhalten beeinflussen das Burnout-Risiko. Das bestätigt eine Langzeitstudie der Bertelsmann-Stiftung und des Schweizer Instituts Sciencetransfer.
Führungskräfte stehen damit vor einer besonderen Herausforderung, denn sie müssen selbst einen Spagat bewältigen. Einerseits sollen sie eine potenzielle Überforderung bei ihren Mitarbeitenden erkennen und gegensteuern, andererseits müssen sie eigene starke Belastungen erfolgreich bewältigen.
Mehrfachnutzen von Mitarbeitergesprächen
Ein nachweislich sehr nützliches Instrument, das sich auch im Kontext von Burnout als erfolgreich erwiesen hat, ist das institutionalisierte Mitarbeitergespräch. Mitarbeiter-Gespräche ermöglichen Vorgesetzten zu erfahren, wie hoch die Belastungen und die Beanspruchungen an die Mitarbeiter sind. Werden Überforderungen deutlich, können Führungskraft und Mitarbeiter gemeinsam Möglichkeiten erarbeiten, um Belastungen zu reduzieren. Die Gespräche eignen sich zudem, um wechselseitig eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen, die es Mitarbeitern möglich macht, bei Bedarf die Führungskraft um Unterstützung zu bitten.
Außerdem kann über Weiterbildung oder zusätzliche Arbeitsinhalte gesprochen werden. Dadurch erweitern sich neben dem Know-how des Mitarbeiters und dessen Einsatzmöglichkeiten. Unterschiedliche Belastungen und Anforderungen wechseln dann, was dem Erschöpfungssyndrom vorbeugt. Gleiches gilt für Qualifizierungsmaßnahmen, da sie oftmals neue berufliche Perspektiven eröffnen, zudem ein Zeichen von Anerkennung und Wertschätzung der Mitarbeiter darstellen. Präventiv wirken des Weiteren eine nachhaltige Personalplanung sowie eine zielgruppenorientierte Urlaubs- und Pausengestaltung.
Angesichts der Verbreitung von Burnout ist Unternehmen zu raten, offen mit der Burnout-Thematik umzugehen. Dazu gehört etwa, einen Leitfaden zu entwickeln, wie innerbetrieblich mit Burnout umgegangen werden soll. Idealerweise sollte ein Netzwerk mit qualifizierten Kooperationspartner aufgebaut werden, damit Mitarbeitern im Bedarfsfall eine Soforthilfe angeboten werden kann.
Schichtarbeiter haben ein höheres Burnout-Risiko als Mitarbeiter, die nur tagsüber arbeiten. Das belegen Studien eindrucksvoll. Umso wichtiger sind Maßnahmen, die dazu beitragen, dass diese Mitarbeiter die mit der Schichtarbeit verbundenen Belastungen besser bewältigen können. Dazu gehören zum Beispiel Workshops zu den Themen Schlafhygiene und Ernährung, Konfliktmanagement und Work-Life-Balance, um individuelle Kompetenzen zu stärken.
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(Bild: © Eric Gevaert – Fotolia.com)
Hallo Frau Klein,
oft liegt die Quelle der Ignoranz des Problems wohl dort begründet, dass Führungskräfte einfach keine Idee haben, wie sie die Umstände ändern könnten. Was wiederum daran liegen könnte, dass diese Führungskräfte selbst so eingespannt sind und keine Zeit für die Lösungssuche finden.
Oder aber es ist einfach Betriebsblindheit, wenn schleichend die Überlastung steigt. Wird dann ein Vergleich der Belastung mit „früher“ angestellt, und der Zeitraum ist zu kurz, dann war die Belastung damals ja auch schon „so ähnlich“ und es wird kein Handlungsbedarf entdeckt.
Den Mitarbeitern selbst kann es eigentlich genau so gehen …
Mit besten Grüßen
Erhard