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Unter Fermi-Fragen versteht man ein Problem, welches ohne weitere Informationen zu lösen ist. Es ist also eine Aufgabe, die ohne wirklichen Ansatz bearbeitet werden muss.

Der Name stammt vom Kernphysiker Enrico Fermi: Er konnte spontan gute Abschätzungen liefern, obwohl weitere Informationen gefehlt haben. Außerdem war er bekannt dafür solche Fragen an seine Studenten zu stellen. Die bekannteste Frage von Enrico Fermi ist: „Wie viele Klavierstimmer gibt es in Chicago?“

Wer kann diese Fragen beantworten?

Um diese Art von Fragen beantworten zu können, hilft ein fundiertes Allgemeinwissen. Denn die Themen in diesen Aufgaben sind meist auf die Realität bezogen. Außerdem werden Kompetenzen wie das Erforschen, Überschlagen oder Argumentieren gefördert. Auch mathematische Kenntnisse sind wichtig: das Arbeiten mit großen Zahlen und Zahlenmengen, sowie das Umrechnen von Größen sind hierbei gefragt.

Merkmale der Fermi-Fragen

  1. Auf den ersten Blick scheint eine Fermi-Frage unlösbar zu sein. Das liegt an den mangelnden Informationen, ohne die man keinen Ansatz findet. Die oder der Befragte muss also offen genug sein, um sich auf das Problem einzulassen.
  2. Die Person muss die fehlenden Informationen mit Annahmen, Schätzungen oder Vermutungen ersetzen. Das logische Denken oder bekannte Alltagssituationen sind hierbei ein Ansatz.
  3. Oft sind die Fragen so allgemein gestellt, dass mit großen Zahlen gearbeitet werden muss. Vor Allem das Umrechnen ist hierbei eine wichtige Kenntnis, die die befragte Person haben sollte.
  4. Nicht die Lösung, sondern der begründete Lösungsweg ist wichtig. Es gibt keine eindeutigen Angaben, deshalb gibt es auch nicht nur eine Lösung. Die Antwort auf die Fermi-Frage muss nur plausibel begründet und erklärt werden.

Wofür sind Fermi-Fragen?

Fermi-Fragen werden oft in Einstellungsgesprächen gestellt, um die Kompetenzen der Bewerber zu testen. Es geht auch hier nicht darum, dass eine korrekte Lösung gefunden wird, sondern wie die Person an die Frage ran geht.

Beispiel: Wie viele Klavierstimmer gibt es in Chicago?

Wie bereits erwähnt ist diese Frage das klassische Beispiel für eine Fermi-Frage. Hierbei sind weder Zahlen, noch andere Ansatzmöglichkeiten gegeben. Und trotzdem kommt man durch Schätzungen und Allgemeinwissen zu einer Lösung:

  • In Chicago leben etwa drei Millionen Menschen.
  • Ein Haushalt besteht durchschnittlich aus zwei Personen.
  • Jeder zwanzigste Haushalt hat ein Klavier, das regelmäßig gestimmt wird.
  • Das passiert ca. einmal im Jahr.
  • Der Klavierstimmer braucht dafür ungefähr zwei Stunden.
  • Er arbeitet wahrscheinlich auch acht Stunden am Tag, fünf Tage die Woche und 40 Wochen im Jahr.

(3.000.000 Einwohner) / (2 Personen pro Haushalt) × (1 Klavier/20 Haushalte) × (1 Mal Stimmen pro Klavier und Jahr) = 75.000 Mal wird in Chicago pro Jahr ein Klavier gestimmt.

(40 Wochen pro Jahr) × (5 Tage pro Woche) × (8 Stunden pro Tag) / (2 Stunden pro Klavier) = 800 Klaviere stimmt ein Klavierstimmer pro Jahr.

(75.000 Aufträge) / (800 Möglichkeiten) = es gibt etwa 100 Klavierstimmer in Chicago.