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Stell dir vor, du erhältst einen Anruf von einem begeisterten Personalvermittler: „Ich bin auf dein Profil gestoßen, du hast einen grandiosen Werdegang. Du wärst ein perfekter Kandidat für unser Unternehmen.“ Auf das Gespräch folgen eine Reihe von Interviews, zuerst per Video und anschließend vor Ort. Dafür hast du bei deinem jetzigen Arbeitgeber extra Urlaub beantragt. Gegen Ende des letzten Treffens führt dich die freundliche Personalreferentin durch das Büro und deutet an, wo du beim Eintritt ins Unternehmen sitzen würdest. Du hast Emotionen und Zeit investiert und kannst dir vorstellen, ein Teil des Unternehmens zu werden.

Bis zum Ende der Woche rechnest du mit einer Zusage – doch der Freitag kommt und geht, die nächsten zwei Wochen verstreichen. Deine E-Mails und Mailbox-Nachrichten wurden nicht beantwortet. Einen Monat später erfährst du per Zufall durch Social Media, dass jemand anderes die Stelle bekommen hat. Wie ist das passiert?

Gewinnen und Verlieren, Akzeptanz und Ablehnung sind zwei Seiten derselben Medaille. Das Problem ist hier nicht das fehlende Angebot, sondern die mangelhafte Rekrutierung. Dabei läuft so einiges schief. Wir stellen dir die „Sieben Todsünden des Rekrutierens“ vor.

1. Bewerbungen komplett ignorieren

„Wir hatten ein ungewöhnlich hohes Interesse. Ich arbeite alleine und es gibt nicht genug Stunden am Tag. Ich werde nur antworten, wenn ich auch wirklich muss….“

Ein guter Recruiter muss diese inneren Stimmen, die seine mangelnde Reaktionsfähigkeit rechtfertigt, ignorieren.

Ironischerweise kostet es viel weniger Zeit, sich einen Kandidaten anzusehen, als mental mit sich selbst zu ringen, wie man das vermeiden kann. Denke daran, dass ein Bewerber auch gut für eine andere Position geeignet sein könnte und/oder eine wertvolle Empfehlung im eigenen Bekanntenkreis aussprechen könnte.

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2. Stereotypisierung von Bewerbern

Einen Kandidaten abzulehnen, weil er keine Top-Schule besucht hat, die Kommunikationsfähigkeiten von jemandem anhand seines Akzents zu beurteilen, jemanden aufgrund seiner Kleidung zu verurteilen oder einen introvertierten Bewerber fälschlicherweise für einen Menschen zu halten, dem es an Ideen mangelt: All das sind Beispiele für Stereotypen und voreingenommene Wahrnehmungen. Die Verurteilung eines Menschen vor einer gründlichen Prüfung seiner Persönlichkeit ist einer der schwerwiegendsten Fehler, die ein Personaler machen kann und führt oftmals zum Verlust von großartigen Kandidaten.

3. Interesse zeigen und anschließend ignorieren

Viel zu viele Bewerber müssen das durchmachen: Bei der Personalbeschaffung geht es nicht darum, eine Lücke zu schließen, sondern Beziehungen aufzubauen. Betrachte es als eine Investition, die dir längerfristige Renditen einbringt – eine positive Beziehung lässt Türen für die Zukunft offen. Stell dir vor, du möchtest einem Bewerber zusagen und dieser weigert sich, eine Woche vor dem vereinbarten Starttermin loszulegen. Wenn du aber die Tür für den Zweitplatzierten geöffnet lässt, wird dieser stattdessen die Position besetzen.

4. Zu engstirnig sein, was Anforderungen angeht

Manche Unternehmen möchten nur Kandidaten von bestimmten Schulen und haben noch viele anderen Einschränkungen. Auf die Frage, wie beispielsweise der Besuch einer bestimmten Schule beim Job helfen würde, haben die meisten Personalvermittler keine gute Antwort. Wenn wir es mit Anforderungen übertreiben, filtern wir großartige Kandidaten mit außergewöhnlicher Erfahrung heraus.

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5. Für die Bedürfnisse von heute einstellen

Wenn du für heute einstellst, hast du für gestern eingestellt, ehe das Morgen beginnt. Ein Lebenslauf ist nur ein Korridor in die Vergangenheit. Ein Personalvermittler muss nach Toren in die Zukunft suchen. Halte nach Kandidaten Ausschau, die agil sind und ihre Komfortzonen verlassen. Wenn sich die Technologie verändert, brauchst du genau solche Kandidaten, die sich nahtlos an diese Veränderungen anpassen und den nächsten Schritt nach vorne wagen.

6. Nicht effektive Vertretung der Unternehmensmarke

Folgender Fall ist wirklich so passiert: Ein Recruiter kam 25 Minuten zu spät und ließ den Kandidaten warten. Ohne Entschuldigung startete er direkt mit der Fragerei. Sein Wecker klingelte und erinnerte ihn an sein nächstes Meeting. Er blickte immer wieder auf seine Uhr, so viel mehr auf seinen Zeitplan fokussiert als auf den Kandidaten vor ihm. Während einer Antwort gähnte er und sagte dann: „Ich habe meinen Kaffee noch nicht getrunken.“ Das Ende vom Lied: Der Kandidat nahm das Angebot eines anderen Unternehmens an und zog sich aus dem Bewerbungsverfahren zurück. Der Recruiter vertrat das Gesicht des Unternehmens und erweckte den Eindruck, dass das Unternehmen unorganisiert war und seine Mitarbeiter nicht gut behandelte.

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7. Unglaubwürdigkeit

Während du die positiven Aspekte hervorhebst, die das Unternehmen zu bieten hat, darfst du nicht vergessen zu erwähnen, ob es demnächst verkauft werden soll oder ob sich demnächst der Personalchef ändern könnte. Egal ob die Fakten gut oder schlecht sind, ein Recruiter muss das große Ganze präsentieren, damit der Bewerber eine fundierte Entscheidung treffen kann.

Recruiting ist dein bester Markenbotschafter.

Es öffnet Wege für Unternehmen, um ihre zukünftigen Supertalente zu treffen. Durch die Vermeidung dieser Fallstricke können Unternehmen eine erfolgreiche Talentmarke aufbauen und sich im Wettbewerb behaupten.

Dieser Artikel wurde von Vineet Gambhir auf Englisch verfasst und am 5. Dezember 2019 auf forbes.com veröffentlicht. Wir haben ihn für euch übersetzt, damit wir uns mit unseren Lesern zu relevanten Themen austauschen können.

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