„Ich mache mich als Coach selbstständig.“ Das beschließen viele Personen, die beruflich an einem Scheideweg stehen. Dies ist oft keine kluge Entscheidung. Denn mit Coaching seinen Lebensunterhalt zu verdienen, erweist sich meist als schwer.
„Ich mache mich als Coach selbstständig.“ Diesen Beschluss fassen häufig Frauen und Männer, die beruflich an einem Scheideweg stehen. Die Gründe sind vielfältig; zum Beispiel,
- weil ihnen eine berufliche Alternative fehlt. Oder,
- weil sie diesen Beruf als gut vereinbar mit der Kindererziehung erachten. Oder,
- weil man für eine solche Existenzgründung scheinbar nur ein Handy und einen Laptop braucht. Oder,
- weil man in Zeiten, in denen das Online-Coaching auf eine immer höhere Akzeptanz stößt, als Coach auch arbeiten kann, während man durch die Welt reist.
All dies sind Gründe, warum Personen ein selbstständiges Arbeiten als Coach erwägen. Ein weiterer Grund ist: Anbieter von Coaching-Ausbildungen suggerieren den Interessenten für ihre Ausbildungen oft, im Coaching-Bereich liegt das Geld auf der Straße und mit Coaching kann man leicht seinen Lebensunterhalt verdienen.
Das ist nicht der Fall. Unter anderem, weil es Coaches gleich welcher Couleur inzwischen wie Sand am Meer gibt. Bei den meisten Möchte-gern-Coaches sollte denn auch die Empfehlung lauten: Macht euch nicht als Coach selbstständig. Denn als Coaches könnt ihr bestenfalls ein Zubrot zu euren Lebensunterhalt verdienen. Dies den Adressaten zu vermitteln, ist jedoch meist schwer; auch weil man im Internet und in den Social Media zahlreiche Coaches findet, die in Dubai oder sonst wo angeblich ein luxuriöses Leben führen. Auffallend bei diesen „Erfolgs-Coaches“ ist jedoch: Sie offerieren angehenden Coaches eigentlich stets – gegen Bezahlung – eine Online-Beratung, wie sie so erfolgreich wie sie selbst werden.
Der Coaching-Markt ist kleiner als oft gedacht
Dass der Coachingmarkt kleiner ist als oft suggeriert, zeigt sich zum Beispiel, wenn man Personalverantwortliche von Unternehmen fragt, welche Rolle das Coaching in ihrer Organisation spielt. Dann lautet ihre Antwort meist „eine steigende“ und fügen dann hinzu: „Im Rahmen unserer Qualifizierungsmaßnahmen werden unsere Mitarbeiter zunehmend auch gecoacht.“ Das heißt: Die sogenannten Coachings sind faktisch Trainings-on-the-job. Deshalb erhalten diese Aufträge auch keine Coaches, sondern die Trainingsanbieter, die diese Qualifizierungsmaßnahmen durchführen.
Noch schwieriger als im B2B-Bereich ist der Markt im B2C-Bereich, in dem die Kunden Privatpersonen sind, die die Coachings aus eigener Tasche bezahlen müssen. Entsprechend zögerlich sind diese, egal wie hoch ihr Coaching-Bedarf ist, mit der Auftragserteilung. Und wenn sie sich hierfür entscheiden? Dann handelt es sich bei ihren Aufträgen aus unternehmerischer Sicht in der Regel um temporäre Kleinaufträge – also zum Beispiel drei, vier Coaching-Sitzungen á 100 Euro.
Das heißt für die Coaches: Sie sind sozusagen permanent mit der Auftragsakquise beschäftigt und müssen entsprechend viel Zeit (und Geld) in ihr Marketing investieren.
Coaching-Apps sind eine starke Konkurrenz
Diese Situation wird sich verschärfen, denn insbesondere den Life-Coaches erwächst zurzeit mit den Coaching-Apps eine sehr starke Konkurrenz. Denn wenn Privatpersonen vor der Frage stehen, zahle ich für eine Coachingsitzung 100 Euro oder versuche ich meinen Beratungsbedarf zunächst einmal mit einer App, die monatlich nur 10 oder 20 Euro kostet, zu befriedigen, entscheiden sich nicht wenige für Letzteres; speziell dann, wenn die App-Nutzung sogar kostenlos ist – so wie bei den Apps zu solchen Themen wie Stressmanagement und Selbstführung, die viele Krankenkassen heute schon anbieten. Auch von den Unternehmen werden Coaching-Apps zunehmend genutzt – zum Beispiel um ihre Mitarbeiter beim Bewahren ihrer Work-Life-Balance zu unterstützen. Das heißt, auch ihr Bedarf an Coaches mit einer entsprechenden Expertise sinkt.
Vom Coachen allein kann man selten leben
Wie schwer ist heute schon ist, rein als Coach seinen Lebensunterhalt zu verdienen, zeigt folgende Musterrechnung:
Angenommen ein Coach möchte monatlich einen Umsatz von 7500 Euro erzielen, wovon die Büro-, Werbekosten usw. sowie die private Altersvorsorge und Krankenversicherung ungefähr ein Drittel verschlingen. Angenommen zudem der Coach arbeitet 18 Tage pro Monat (30 Tage minus 8 Tage Wochenende und 4 Tage Feier-/Urlaubstage), wovon nochmals drei Tage auf Büro-, Akquisetätigkeiten usw. entfallen. Dann muss der Coach an den verbleibenden 15 Tagen, um den angestrebten Umsatz zu erzielen, 500 Euro pro Tag verdienen – an denen er jeweils 5 Coachingsitzungen á 100 Euro oder 4 Sitzungen á 125 Euro durchführt. Eine so hohe Auslastung haben nur wenige Life-Coaches.
Coaching-Ausbildungen rechnen sich deshalb wirtschaftlich meist nur für Trainer und Berater, die ihr Leistungsspektrum um Coachings erweitern möchten; außerdem für Personen, die in eher schlecht bezahlten therapeutischen Berufen arbeiten (wie Physio- und Ergotherapeuten) und sich ein zweites berufliches Standbein aufbauen möchten.
Attraktiv für „alte Hasen“ und „digitale Nomaden“
Noch für zwei weitere Personengruppe ist das Coach-sein oft attraktiv.
- Erstens: alternde Trainer und Berater, die ihre Schäfchen schon weitgehend im Trockenen haben und denen es wichtiger ist, weniger auf Achse zu sein als weiterhin einen Spitzen-Umsatz zu erzielen.
- Zweitens: Singles, die „frei“ sein und ein „Nomadenleben“ führen möchten und nur für ihren eigenen Lebensunterhalt sorgen müssen.
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