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(IT-)Projekte: Mit Feature-Teams für die gewünschte Flexibilität sorgen

Bei vielen größeren (IT-)Projekten verhindern starre Organisationsstrukturen und Projektpläne ein flexibles Reagieren auf neue Anforderungen. Eine häufige Folge: Der Kundennutzen bleibt auf der Strecke. Mit funktionsübergreifenden Feature-Teams gelingt der Spagat zwischen Sicherheit und Flexibilität.

Wer schon einmal in einem (IT-)Großprojekt gearbeitet hat, kennt vermutlich folgende Situation: Das Projektmanagement unternimmt alle denkbaren Anstrengungen, um sicher zu stellen, dass zum vorgegebenen Termin das vorgesehene Ergebnis im Rahmen des vorgegebenen Budgets geliefert wird. Entsprechend „straff“ ist der Projektplan. Dies hat zur Folge: Jede Änderung, sei sie noch so klein, jeder Fehler in der Konzeption und jede zu spät entdeckte Anforderung wird als Störung empfunden, weil sie das Einhalten des Projektplans gefährdet.

Also versucht das klassische Projektmanagement solche Störungen entweder zu eliminieren (Risikomanagement) oder in ein zusätzliches Budget umzuwandeln (Change Request Management). Hierbei bleibt leider meist ein entscheidendes Element auf der Strecke: der Kundennutzen. Für klassisch geplante Projekte gilt: Die Kunden erhalten oft

Kundennutzen gerät oft aus dem Blick

Bei größeren Projekten registriert man oft: Ihre Organisationsarchitektur spiegelt die hierarchische Struktur des Unternehmens wider. Sozusagen ganz oben befindet sich das Projektmanagement mit seinen Stabsstellen; darunter sind die funktionalen Einheiten wie zum Beispiel das Analyse-, das Architektur-, das Entwicklungs- und das Testteam angesiedelt.

Aus gruppendynamischer Sicht geschieht in einer solchen Organisationsstruktur folgendes: Jedes Team identifiziert sich primär mit seinen partiellen Zielen – so zum Beispiel das Analyseteam mit dem Ziel, Use-Case-Spezifikationen termingerecht abzuliefern. In den Hintergrund treten nach und nach die Bedürfnisse der benachbarten Teams und des übergeordneten Projektmanagements. Dies hat zur Folge: Startet zum Beispiel das Architekturteam die Anfrage, ein Review des Architekturdokuments durchzuführen, wird dies von den anderen Teams als Störung empfunden. „Sollen die sich doch selbst um ihre Qualität kümmern. Wir haben schließlich Termine, die wir einhalten müssen.“ Wo bleibt bei einem solchen Verhalten der Kundennutzen? Auf der Strecke!

Nachteile einer klassischen Projektarchitektur

Folgende Faktoren mindern bei einer klassischen Projektarchitektur oft den Kundennutzen:

Feature-Teams: Eine organisatorische Alternative

Ein höherer Kundennutzen als bei der klassischen Projektarchitektur entsteht in der Regel bei folgender Organisationsform: Mehrere Teams arbeiten parallel und liefern in Zeitintervallen von jeweils zwei bis vier Wochen Features der Software, die ein fachliches Bedürfnis befriedigen. Jedes dieser Feature-Teams ist funktionsübergreifend zusammengesetzt, und zwar so, dass die Mitglieder alle erforderlichen Fähigkeiten für die Analyse, Architektur, Entwicklung und den Test mitbringen. Die Teams können aus Generalisten bestehen, die alles beherrschen, oder aus Spezialisten, die sich gegenseitig ergänzen. In der Regel sind in den Teams aber beide Mitarbeiter-Typen vertreten.

Aus folgenden Gründen erzeugen solche funktionsübergreifenden Teams einen größeren Kundennutzen:

Voraussetzungen für Feature-Teams

Funktionsübergreifende Teams erfordern in traditionell aufgestellten Unternehmenskulturen eine nicht zu unterschätzende Veränderung. Was früher nach Spezialisierung organisiert wurde, muss zuerst aufgelöst und umgestellt werden. Dies gelingt nicht von heute auf morgen, sondern erfordert in erster Linie Zeit.

Die Planung stellt ebenfalls eine neue Herausforderung dar. Wo früher eine verrichtungsorientierte Planung („Architekturkonzept entwickeln“, „Spezifikation schreiben”, „Teststrategie entwickeln” etc.) im Vordergrund stand, erfordern funktionsübergreifende Teams eine Zerlegung der Gesamtfunktionalität in sinnvolle Produktfeatures. Die Planung muss sicherstellen, dass Features zu sinnvollen Zwischen-Releases gruppiert werden und die Realisierung der Features in einer fachlich und technisch sinnvollen Reihenfolge angegangen wird. Dazu müssen Projektleiter jedoch die Bereitschaft mitbringen, sich in die fachliche Themenstellung einzuarbeiten.

Alles in allem ist dies eine Aufgabe, die einiges von Projektleitern abverlangt. Sie müssen ihren Arbeitsschwerpunkt vom Managen auf das Führen verlagern. Und sie müssen liebgewonnene Methoden durch eine gehörige Portion gesunden Menschenverstand ersetzen.

(Bild: © endostock – Fotolia.com)

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