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Wer mit seinem Mitgründer nicht auskommt, der riskiert, dass es zu (Rechts-)Streitigkeiten kommt – und diese können verheerende Folgen haben. Im schlimmsten Fall schließt das komplette Unternehmen, die Mitarbeiter müssen entlassen werden und die Investoren stehen plötzlich blank da. Solche Situationen sollte man unbedingt vermeiden. Nicht nur für das eigene (finanzielle) Wohlbefinden, sondern auch um Freundschaften und Geschäftsbeziehungen dauerhaft zu erhalten. Die beste Möglichkeit, jahrelangen finanziellen und emotionalen Schmerz zu vermeiden, besteht darin, direkt von Anfang an den richtigen Geschäftspartner zu wählen. Ähnlich wie in einer Ehe lassen sich Konflikte langfristig nicht vermeiden. Und wie hoher Druck sich auf Mitgründer auswirkt, kann man natürlich nicht vorhersagen. Doch es gibt durchaus einige Red Flags, auf die man bei der Wahl der Co-Founder achten sollte.

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Vorsicht vor freundschaftlichen und familiären Beziehungen

Vorsicht: Zwar mag es sehr verlockend sein, einfach mit seinem besten Freund oder seiner besten Freundin ein Startup zu gründen. Doch Untersuchungen zeigen, dass es tatsächlich Nachteile hat, wenn man ein Unternehmen gemeinsam mit Freunden oder mit der Familie führt. Diejenigen, die dabei Erfolg haben, so der Psychologe und Gründercoach Dr. Matthew Jones, sind die ihre „Augen weit offen halten und sich bewusst sind, dass sich dadurch einige Aspekte der Beziehung grundlegend ändern werden.“ Wer das Geschäftswachstum in den Vordergrund stellen will, der muss sich möglicherweise auch damit abfinden, berufliches Feedback zu geben oder zu erhalten, das einen auch auf persönlicher Ebene verletzen könnte.

Doch wenn man sich nicht vorstellen kann, ein solches Feedback zu einem Kindheitsfreund oder einem seiner Geschwister zu geben, der sollte eine solche Geschäftsbeziehung lieber noch einmal überdenken. Vermeidet man die Möglichkeit einer Veränderung, kann das auf Dauer sogar noch mehr Schmerz verursachen. So hätten einige von Jones‘ Kunden die Trennung als „unerträglich“ empfunden – denn sie mussten nicht nur den Verlust einer Geschäftsbeziehung betrauern, sondern gleichzeitig auch den einer Freundschaft.

Wer die Gründer-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ verfolgt, weiß, wie wichtig es ist, eine ausbalancierte und faire Geschäftsbeziehung zum Co-Founder zu haben. Mehr über DHDL kannst du übrigens auch hier nachlesen:

Egozentriker sorgen für Unmut in der Geschäftsbeziehung

Nicht immer muss man eine Geschäftsbeziehung beenden, wenn man mit jemandem ins Geschäft kommt, der eher egozentrisch eingestellt ist. Viel Lob zu brauchen und Status in den Vordergrund zu stellen, sind für Co-Founder nicht zwingend Red Flags. Doch Egozentriker können zum Problem werden, wenn die Beziehung anfängt, sich einseitig anzufühlen. Gibt es kein natürliches Geben und Nehmen, kann das die Beziehung zerrütten. Du merkst, dass die andere Person nicht bereit ist, wenig nachzugeben oder dir entgegenzukommen? Das ist ein Zeichen, dass dieses Problem mit der Zeit wahrscheinlich nur noch wächst.

Besonders besorgniserregend ist es, wenn Gründer es anderen immer recht machen wollen. „Es kann leicht passieren, dass man in diese Rolle verfällt und sie dann später als unglaublich einschränkend empfindet“, so Jones. Seiner Erfahrung nach sind sich Gründer in der Anfangsphase oft ähnlich. Doch nachdem etwas Zeit vergangen ist, tun sich dann häufig doch noch Abgründe auf. Während eine Person andauernd bemüht ist, den Frieden zu bewahren, nutzt die andere diese Machtdynamik immer mehr aus.

Nicht jeder kann mit Feedback umgehen

Wie bereits erwähnt kommt früher oder später immer der Zeitpunkt, an dem es nötig wird, Feedback zu geben. Insbesondere negatives Feedback trägt mit der Zeit zur Entwicklung des Unternehmens bei. „Wenn Mitgründer viel Abwehrhaltung bemerken, vor allem zu Beginn der Beziehung, ist das ein großes Warnsignal“, so Jones. „Das wird sich unter Druck noch verschlimmern.“ Doch wenn man das Unternehmen wirklich verbessern möchte, muss man negatives Feedback auch aushalten können. Das gilt für beide Seiten – doch wenn eine Seite das Feedback nicht aushält, zeigt das eine fehlende Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Das kann den Todesstoß für das Unternehmen bedeuten. „Diese Beziehung muss sich tatsächlich ändern“, so Jones. „Sie muss sich ändern, nicht nur einmal.“

Commitment der Gründer ist unterschiedlich hoch

Laut Jones sind Unstimmigkeiten im Commitment häufig eine Ursache für Konflikte. Oftmals hakt es dabei bei der Kommunikation und tatsächlich nicht bei der Arbeitsmoral. Ein Beispiel, das der Gründercoach häufig beobachtet: Besonders während der aufregenden Anfangsphase macht einer der Gründer grandiose Versprechungen – etwa, dass er über ein gutes Netzwerk verfüge, das die Mittelbeschaffung ganz leicht machen würde. Nur erwähnt er dabei nicht, dass er die Mittelbeschaffung nicht leitet, sondern lediglich Kontakte herstellen würde. Somit kommt es zum Konflikt.

Mitgründer können diese Konflikte vermeiden, „indem sie Commitment detailliert und spezifisch festlegen“, so der Ratschlag des Experten. Besonders Faktoren wie Work-Life-Balance sollten ausführlich besprochen werden. Denn wenn eine Person sich vollkommen auf das Geschäft konzentrieren möchte, während die andere lieber mehr Freizeit will, kommt es schon zu Diskrepanzen. Diese bedeuten ein Problem, wenn man noch nicht darüber gesprochen hat. Solche Gespräche bieten auch eine Möglichkeit, subtilere Red Flags beim Co-Founder festzustellen: Etwa einen generellen Mangel an Interesse – nicht nur an der Arbeit, sondern auch am Geschäftspartner.

Empfehlung: Macht ein gemeinsames Probeprojekt

Ein Unternehmen zu führen ist eine sehr spezifische Drucksituation: Sie kann je nach Eigenschaften der Gründer Kommunikationsschwächen und sehr unterschiedliche Reaktionen auf Stress hervorrufen. Daher empfiehlt Jones dringend einen Probelauf. Für diesen kann ein gemeinsames Probeprojekt gestaltet werden, das idealerweise ein paar Monate bis zu einem Quartal andauert und bei dem man sich über die Rollen und die Verantwortlichkeiten klar wird. „Die emotionale Achterbahnfahrt, die ein gemeinsames Startup durchläuft, lässt sich so nicht perfekt nachstellen“, so Jones. „Aber wenn man in der Lage ist, mit jemandem durch Höhen und Tiefen zu gehen, verrät das mehr über seinen tieferen Charakter als oberflächliche Nettigkeiten.“

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