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Ein bisschen stolz seien sie schon, wenn sie ihre knallbunten Socken auf der Straße unter der ein oder anderen Hose hervorblitzen sehen, sagt Lucas Pulkert, einer der Gründer des jungen Sockenlabelsvon Jungfeld“ aus Mannheim.

Dabei klingt „Socken“ zunächst nicht nach der innovativsten Geschäftsidee, aber mit coolen Farben, modernem Design und vielen kreativen Ideen machten die beiden Gründer und Jungunternehmer daraus ein richtiges Lifestyle-Produkt.

Im Interview mit unternehmer.de verraten sie uns, was es braucht, um als Start-Up erfolgreich zu sein und was Klaus Wowereit von ihren roten Socken hält!

Den typischen Kunden gibt es nicht! Bunte Socken kann jeder tragen!

unternehmer.de: Hi Lucas, wärst du so lieb und stellst dich und dein Start-Up zunächst einmal kurz vor?

Lucas Pulkert: Na klar! Mein Name ist Lucas Pulkert, ich bin 31 Jahre alt und zusammen mit meiner Kollegin Maria Pentschev Gründer und Geschäftsführer der stilfaser GmbH, die hinter dem Modelabel ‚von Jungfeld’ steht- einem Label für farbige (Männer-)Socken und Strümpfe.

Socken klingen tatsächlich erst einmal nicht besonders spannend, aber dadurch, dass wir großen Wert auf Stil und Design, Qualität und soziale Verantwortung legen (wir produzieren zu 100 Prozent in Deutschland) konnten wir aber sehr schnell eine Nische besetzen.

unternehmer.de: Seit wann gibt es euch?

Lucas Pulkert: Gegründet haben wir uns im Januar 2013. Vor acht Jahren sind wir zu zweit an den Start gegangen.

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unternehmer.de: Wow! Das klingt ja sehr vielversprechend! Aber wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen und gab es einen Schlüsselmoment, in dem ihr dachtet „Das machen wir jetzt einfach“?

Lucas Pulkert: Maria und ich haben uns im Mannheimer Kreativ-Viertel „Jungbusch“ kennengelernt. Sie hat an der Pop-Akademie studiert und ich war an der Uni. Gemeinsam haben wir kleinere Musikevents organisiert und dabei festgestellt, dass wir als Team perfekt zusammenarbeiten und uns ergänzen. Da haben wir entschieden, dass wir gemeinsam etwas gründen wollen. Die Idee mit den Socken kam also erst in einem zweiten Schritt.

unternehmer.de: Gibt es denn überhaupt so etwas wie den typischen „von-Jungfeld- Kunden“?

Lucas Pulkert: ‚von Jungfeld’ ist ein Männerlabel. Dabei ist es irrelevant wie alt oder aus welcher Branche unsere Träger kommen. Jeden Lebensweg finden wir beachtenswert und aus jedem Charakter kann man sich Anregung und Inspiration ziehen. Das versuchen wir auch durch unsere Imagebilder zu transportieren. Wir haben dort keine Models sondern interessante Personen in ihrer eigenen Umgebung abgelichtet.

Umso mehr freut es uns, dass diese Überlegung aufgeht: Unsere Käufer sind zwischen 16 und 87. ‚von Jungfeld’ findest du im Sneaker-Shop, in der Szene-Boutique oder beim Maßschneider. Diese Verbindungen gefallen uns.

Wie kam es zu dem Namen von Jungfeld?

unternehmer.de: Spannend ist auch immer zu erfahren, wie der Name eines Start-Ups entstanden ist. Wie kam es zu eurem?

Lucas Pulkert: Die Domain jungfeld.de habe ich mir schon in jungen Jahren gemeinsam mit einem Freund gesichert. Damals wollten wir noch Journalisten werden und haben eine Plattform für journalistische Beiträge gebaut. Als Maria und ich in der Markenkonzeption waren, war „Jungfeld“ immer der Platzhalter.

Am Ende haben wir uns gesagt: unter einem anderen Namen können wir uns das nicht mehr vorstellen. Das ‚von’ haben wir dann noch vorangesetzt, damit sich dieses Spiel zwischen Tradition und Trend, Qualität und Fashion auch im Markennamen widerspiegelt.

Startup-Interview mit "von Jungfeld": Socken für echte Männer!
Den „typischen von Jungfeld Kunden“ gibt es nicht. Daher wurden für das Shooting „echte“ Menschen in ihrem Lebensumfeld abgelichtet

„Ohne Business Angel wären wir vielleicht in einer Sackgasse gelandet!“

unternehmer.de: Eine große Hürde für Start-Ups ist die Finanzierung. Wie habt ihr eure Existenzgründung finanziert?

Lucas Pulkert: Wir haben von Anfang an mit Investoren/Business Angel zusammengearbeitet. Wir können absolut verstehen, wenn Leute sagen: „Das ist meine Idee, die soll auch zu 100 Prozent mir gehören“. Uns war es in unserer Situation jedoch wichtiger, finanziell abgesichert zu sein. Eine Gründung kann immer schiefgehen und dann haben beide Parteien etwas verloren, was sie verkraften können: Der Investor/Die Investorin Geld und der Gründer/die Gründerin Zeit.

unternehmer.de: Wie haben euch die Business Angels konkret weitergeholfen?

Lucas Pulkert: Wir haben uns sofort nach der Ausarbeitung der Idee Business Angels gesucht und relativ schnell gefunden. Der finanzielle Part ist das eine, der kaufmännische das andere. Wir hatten beispielsweise keine Ahnung, wie wir eine UG gründen sollen, auf was wir achten sollten und wann der Zeitpunkt ist, auf eine GmbH umzuschwenken. Wir hätten viele Fehler gemacht und wären in viele Sackgassen geschlittert. Das konnten wir zum Glück vermeiden. Darüber sind wir im Nachhinein natürlich sehr froh!

unternehmer.de: Hattet ihr Ängste und Bedenken hinsichtlich der Unternehmensgründung? Und was hat euch dazu veranlasst, es trotzdem zu wagen?

Lucas Pulkert: Wirkliche Ängste hatten wir eigentlich nicht. Wir waren beide noch im Studium als wir gründeten, hatten beide keine Familie gegründet und keine Reichtümer, die wir verlieren konnten. Welcher Zeitpunkt sollte also besser sein, es einfach mal zu versuchen?

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Fremdes Geld einfach auszugeben mussten wir jedoch erst lernen. Ich erinnere mich, dass wir beide 10 Minuten vor dem PC saßen bevor wir die erste Bestellung von Verpackungsmaterial in Höhe von 50 Euro aufgaben. Inzwischen hat sich das natürlich ein bisschen geändert.

unternehmer.de: Gibt es Sachen, die ihr heute anders anpacken würdet?

Lucas Pulkert: Dadurch, dass es momentan bei uns recht gut läuft, würde ich es nicht wagen auch nur eine Schraube in der Vergangenheit zu verstellen. Aber natürlich gibt es Entscheidungen, zu denen wir schneller hätten kommen können. Das ist glaube ich der Punkt: Die meisten Entscheidungen hätten wir bestimmt wieder so getroffen, das nächste mal wären wir aber vielleicht noch schneller gewesen und das ist bei einer Gründung immer wichtig.

Tipps für die Gründung

unternehmer.de: Welche Tipps würdet ihr angehenden UnternehmerInnen geben, die sich momentan mit dem Gedanken beschäftigen, ein Start-Up zu gründen?

Lucas Pulkert:  Uns hat es sehr geholfen, dass wir zu zweit gegründet haben. So kann man sich gegenseitig immer Halt geben, wenn es mal schwierigere und langwierigere Phasen gibt. Das Team ist im Endeffekt das Wichtigste während der Gründung. Ein schlechtes Team kann eine gute Idee zerstören und ein gutes Team kann aus einer schlechten Idee noch das Beste rausholen.

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Der Clou: Die Socken haben innen eine andere Farbe und lassen sich umschlagen

unternehmer.de: Worauf seid ihr im Rückblick besonders stolz? Was waren eure größten Erfolge?

Lucas Pulkert: Wir haben zwar ein recht einfaches Produkt, aber es ist sichtbar, anfassbar.

Wenn wir durch die Stadt laufen und hin und wieder unsere Socken unter den Hosen hervorblitzen sehen, macht uns das schon ein wenig stolz.

Auch unsere Präsentation auf der Berlin Fashion Week war eine tolle Erfahrung.

Von Jungfeld: Die Gründungsgeschichte

unternehmer.de: Erzählt uns doch eine lustige Anekdote oder eine kuriose Begebenheit aus euer Gründungsgeschichte!

Lucas Pulkert: Die Sachen die wir machen, möchten wir richtig machen. Deswegen haben wir uns bei der Planung für unseren ersten Fashion Week Messe-Stand überlegt, dass wir anstatt irgendeiner komischen Kaffee-Pad-Maschine einen Barista mit einer Siebträgermaschine und handgeröstetem Kaffee als Hingucker bei uns auf den Stand stellen. Vor Ort kam es dann vor, dass einige Leute uns mit einer reinen Kaffeebar verwechselt haben. Unser Barista hat dann immer in recht gelangweilt-arrogantem Ton klargestellt, dass wir ein Label sind und keine Bar. Das hat er auch getan als Berlins ehemaliger OB Klaus Wowereit mit Presseanhang einen Espresso kaufen wollte. Den Kaffee haben wir ihm ausgegeben, auch wenn er den Witz mit den roten Socken nicht so lustig fand.

unternehmer.de: Welche Charaktereigenschaften sind eurer Meinung nach ein absolutes Muss, um sich als selbstständiger Unternehmer oder Unternehmerin behaupten zu können?

Lucas Pulkert: Ausdauer, Gelassenheit, Leidensfähigkeit, Selbstbewusstsein aber auch die Fähigkeit Kritik anzunehmen und andere Ideen zuzulassen.

unternehmer.de: Hattet ihr schon immer den Wunsch euch selbstständig zu machen?

Lucas Pulkert:  Ich glaube so einen gewissen Wunsch mal etwas Eigenes aufzubauen hatten wir beide schon immer. Natürlich muss aber auch die Situation passen und sich die Gelegenheit ergeben. Hätte ich Maria nicht kennengelernt, würde ich jetzt vermutlich meinen Master machen oder in irgendeinem Unternehmen arbeiten.

„Facebook und Co. sind für uns unglaublich wichtig!“

unternehmer.de: Wie bringt ihr euer Start-Up und euer sonstiges Leben unter einen Hut?

Lucas Pulkert: Wir arbeiten momentan schon sehr viel im Unternehmen. Im Vergleich zu drei Jahren Studium war das schon ein Bruch. Aber ich habe gemerkt, dass man einfach effizienter wird. Meine besten Noten im Studium habe ich geschrieben als ich bei „von Jungfeld“ schon voll eingespannt war. Im Grunde habe ich nur an Sachen eingespart, die zumindest in Maßen verkraftbar sind: Schlaf, Serienkonsum, Alkohol.

unternehmer.de: Klingt vernünftigt! Stichwort „Social Media“ und „Web 2.0“: Wie nutzt ihr soziale Netzwerke für eure Idee? Welche Strategie verfolgt ihr hier?

Lucas Pulkert: Da wir uns keine großen Werbe- und Imagekampagnen leisten können, nutzen wir die sozialen Netzwerke um unsere Marke weiter zu entwickeln und vorzustellen. Wir empfinden unsere Follower und Liker als Teil der von Jungfeld Familie. Deswegen holen wir uns hier Feedback ab, stellen neue Produkte vor und verteilen auch mal die ein oder andere Socke.

unternehmer.de: Eine letzte Frage: Ein Abendessen mit einem Begleiter oder einer Begleiterin eurer Wahl. Wer wäre das und was würdet ihr ihn/sie fragen?

Lucas Pulkert: Wir würden Christian Kracht in die Hagestolz Bar in Mannheim auf einen feinen Gin Tonic einladen. Da er der Einladung wahrscheinlich nur widerwillig gefolgt ist, würden wir ihn gar nichts fragen, sondern einfach nur reden lassen. Das ist meistens eh viel interessanter.

unternehmer.de: Wir drücken euch die Daumen, dass ihr dazu einmal die Gelegenheit bekommt und bedanken uns für die spannenden Einblicke in euer Start-Up!

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