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Vom Uni-Projekt zur Markt-Reife: Startup-Interview mit payever

Mit der steigenden Anzahl an Onlineshops steigt auch die Anzahl an Kunden, die diese nutzen. Nicht ohne Grund ist der eCommerce-Markt in Deutschland der schnellst wachsende. Doch wenn es um den Bezahlvorgang geht, sind die meisten Kunden sehr kritisch: Wenn die favorisierte Bezahlmethode nicht angeboten wird, findet auch kein Kauf statt. Dass das Angebot von Bezahloptionen die Kaufentscheidung enorm beeinflusst, war den Jungs von payever bewusst. Sie knöpften sich das Problem vor und die Idee für ihr Startup war geboren.

unternehmer.de: Wer seid Ihr und was macht Ihr?

Nikolas Fleschhut: Wir sind payever, ein Spin-Off der Universität Würzburg und bieten Käufern die Möglichkeit, überall im Netz einzukaufen und immer so bezahlen zu können, wie man sich das wünscht. Zu Beginn werden wir zwar „nur“ den Rechnungs- und Ratenkauf anbieten, werden unser Angebot 2014 aber auch um weitere Zahlungsarten erweitern.

Von der Idee zum Startup

unternehmer.de: Wie seid Ihr auf Eure Geschäftsidee gekommen und wann kam es zum Entschluss, tatsächlich ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen?

Fleschhut: Wie viele Kunden, vergleichen auch wir beim Onlineshopping vorab auf sogenannten Preissuchmaschinen. Ein entscheidendes Kriterium in welchem Shop man letztendlich einkauft sind dabei die vorhandenen Bezahloptionen des jeweiligen Händlers. Oft ist die gewünschte Bezahloption im Onlineshop mit dem günstigsten Preis nicht vorhanden, sodass man in der Regel den teureren Kaufpreis akzeptieren muss. Aus gemeinsamen Diskussionen hierzu entstand im Prinzip die Idee.

unternehmer.de: Was habt Ihr vorher gemacht und wie habt Ihr zueinander gefunden?

Fleschhut: Vor der Gründung haben alle Teammitglieder studiert. Viktor war gerade in der Vorbereitungsphase für seine Dissertation, Artur hatte während des Studiums bereits ein Unternehmen gegründet. Aus diesem Projekt kannte er bereits Karsten (CTO) und Martin (IT). Später kamen Nikolas (PR) und David (Marketing) hinzu.

unternehmer.de: Wie schafft Ihr es, Euch von der Konkurrenz abzuheben? Was macht Ihr anders?

Fleschhut: Unsere Wettbewerber arbeiten mit Bezahlmodulen, die die Händler in ihr Shopsystem einbinden müssen. Das ist aber auch immer mit Aufwand verbunden, den vor allem kleinere Shops oft nicht stemmen können und wollen. Außerdem verlangen andere Anbieter Gebühren sowohl für die Einrichtung des Moduls, als auch monatlich, verbunden mit langen Vertragslaufzeiten.

Das gibt es bei uns nicht. Zum Einen kann sich der Shopbetreiber, sollte er unzufrieden mit der Zusammenarbeit oder unserem Angebot sein, jederzeit abmelden und außerdem fallen keinerlei Gebühren an, außer er möchte die Transaktionsgebühren für seine Kunden übernehmen.

Man kann mit unserer Idee also Rechnungs- und Ratenzahlung in wenigen Minuten anbieten –„payment as a service“ sozusagen.

unternehmer.de: Wie finanziert Ihr Euch?

Fleschhut: Momentan werden wir durch das EXIST-Stipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie Seed-finanziert. Außerdem können wir auf einige Preisgelder etc. zurückgreifen und werden im Rahmen des ProSiebenSat1-Accelerators auch finanziell unterstützt.

Die Gründung im Rückblick

unternehmer.de: Wenn Ihr heute zurückblickt: Was waren die größten Fehler, die Ihr vor oder während Eurer Gründung begangen habt?

Fleschhut: Da Artur bereits vor payever zwei Unternehmen gegründet hat, konnten wir vielen Fehlern von Anfang an aus dem Weg gehen. So konnten wir sehr schnell eine Finanzierung finden und ein Team aufbauen, das die wichtigsten Kompetenzen innerhalb des Unternehmens abdeckt.

unternehmer.de: Jetzt zum Positiven! Worauf seid Ihr im Rückblick besonders stolz, was waren Eure größten Erfolge?

Fleschhut: Wir sind sehr stolz darauf, in relativ kurzer Zeit das Fundament für ein erfolgreiches Unternehmen gelegt zu haben.
Unsere größten Erfolge bisher sind die positiven Gespräche und Verhandlungen mit unseren Partner-Banken und die Teilnahme am ProSiebenSat1-Accelerator.

unternehmer.de: Welche Tipps würdet Ihr angehenden Existenzgründern geben? Was ist vor allem in der Gründungsphase und kurz danach besonders wichtig?

Fleschhut: Man sollte sich vor allem zu Beginn Tag und Nacht mit der Gründungsidee und dem angestrebten Produkt auseinandersetzen, im besten Falle bereits während des Studiums. Und Gründer müssen sich dessen bewusst sein, dass der Schritt in die Selbstständigkeit sehr arbeits- und risikointensiv ist. Man muss wirklich für sein Unternehmen leben.

unternehmer.de: Was fehlt Euch noch zum Glück (ein Mitarbeiter, ein Investor, …)?

Fleschhut: Momentan steht bei uns das Thema Markteintritt an oberster Stelle. In den letzte Wochen und Monaten haben wir die Banken von unserem Geschäftsmodell überzeugen und zu einer Zusammenarbeit bewegen können. Auch die Händler glauben an das Produkt und haben sich in Massen registriert. Nun müssen wir beweisen, dass auch die Kunden unser Angebot nutzen und die ganze Vorarbeit letztlich in Transaktionen mündet. Dieses letzte Puzzlestück für einen erfolgreichen Marktstart fehlt uns also noch.

Der Blick in die Zukunft

unternehmer.de: Wo steht Ihr heute in einem Jahr?

Fleschhut: Heute in einem Jahr möchten wir viele zufriedene Kunden haben und unsere neue Bezahlmethode in der gesamten DACH-Region anbieten, um im letzten Quartal 2014 optimal positioniert zu sein. Daraufhin werden wir auch nach Skandinavien und in weitere europäische Staaten expandieren.

unternehmer.de: Gibt es irgendeine lustige Anekdote oder kuriose Begebenheit aus Eurer Geschichte zu erzählen?

Fleschhut: Es gibt eine Anekdote, über die wir heute lachen können. Wir saßen damals, ganz am Anfang der Ideenentwicklung, mit einem Professor und Vorstand einer Bank zusammen und präsentierten ihm unsere Idee. Seine Reaktion darauf war ernüchternd. Er schaute uns verdutzt an und meinte, das würde so niemals funktionieren. Danach haben wir 2 Tage lang wirklich überlegt, das ganze Projekt an den Nagel zu hängen. Heute sind wir froh, dass wir das damals nicht gemacht haben.

unternehmer.de: Kurze Frage – kurze Antwort: Der Exit als Ziel. Ja? Nein? Vielleicht?

Fleschhut: Das kann man so kurz nicht beantworten. Wir sind momentan in einer Phase, in der es unser Ziel ist, ein stabiles Unternehmen aufzubauen. Da verschwenden wir noch keine Gedanken daran, ob ein Exit für uns interessant wäre oder nicht.

unternehmer.de: Wenn Ihr Euch für ein Geschäftsessen einen Gesprächspartner aussuchen könntet, egal ob real oder fiktional, lebend oder tot. Wen würdet Ihr wählen? Worüber würdet Ihr reden?

Fleschhut: Wir fänden es sehr spannend dazu Richard Branson, den Gründer von Virgin, einzuladen. Natürlich wäre es in erster Linie interessant für uns, mit ihm über die Gründung und den Aufbau eines internationalen Konzerns zu sprechen. Aber auch die Arbeit mit Größen wie den Sex Pistols, Atlantik- und Pazifiküberquerungen und sein soziales Engagement bieten Gesprächsstoff für ein langes Geschäftsessen.

unternehmer.de bedankt sich für das Interview und wünscht viel Glück und Erfolg in der Zukunft!

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