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Die Ideenkraft der Mitarbeiter nutzen„…dann kam einer, der glaubte das nicht und hat’s gemacht.“ 1943 sagte Thomas Watson, der damalige Vorsitzende der IBM, voraus, dass es weltweit einen Markt für vielleicht 5 Computer gäbe. Entgegen den Erwartungen des erfahrenen Geschäftsmannes werden heute pro Sekunde 13 Computer verkauft – Smartphones und Tablets nicht mitgerechnet. Wo wären wir heute, wenn die damaligen Visionäre und Gründer solchen Fehlannahmen Glauben geschenkt hätten?

Menschen wie beispielsweise Steve Jobs haben dank ihrem Talent zur Realitätsverzerrung mit ihren Innovationen die Welt verändert. Neben solchen Erfolgsstories gibt es andererseits auch jede Menge Geschäftsideen, die über ihren Zenit hinaus von Unternehmern des Selbstzweckes wegen am Leben erhalten wurden und heute wie vom Erdboden verschluckt sind. Wie kann ein Gründer für sich erkennen, ob er an seiner Geschäftsidee festhalten oder aber von ihr ablassen sollte?

Die einfache Lösung

Das Problem ist, dass zwar manch schlechte Idee auch schlecht bleibt, aber viele doch noch zu etwas Grandiosem heranwachsen können. Ob etwas schlecht oder grandios ist, entscheiden letzten Endes die Käufer. Demnach müsste ein Gründer eigentlich nur herausfinden, ob er mit seiner Idee genügend Leuten Nutzen spendet, Bedürfnisse befriedigt und ob sich genügend Menschen vorstellen können, Geld dafür auszugeben. Doch genau das machen viele nicht. Sie nutzen weder die Marketingtools zur Marktforschung und Markterkundung, um herauszufinden, ob ein Bedarf besteht, noch nehmen sie Marketing-Beratungsförderungen oder Fachliteratur in Anspruch. Weswegen wird nicht von Anfang an Feedback zum Produkt eingeholt? Liegt es in der Angst vorm Ideen-Klau?

Die Angst vor dem (fehlenden) Markt

Das ist nur selten der Fall. Im Endeffekt gibt es nur wenige Geschäftsideen, die wirklich geschützt werden müssen.
Ideen werden vom Herzblut der Gründer getragen. Von Menschen, die für ihre Vision brennen und Leidenschaft entwickeln und deswegen auch die Höhen und Tiefen der Gründungsphase erfolgreich durchleben. Sie identifizieren sich mit ihrem Produkt, ihrer Unternehmung. Die Emotionen, die mit dem eigenen „Baby“ einhergehen, motivieren zu Höchstleistungen, können allerdings auch zu Feedbackresistenz führen, die in ungesundem Ausmaß negative Auswirkungen mit sich zieht.

Doch was, wenn die Markterkundung ergibt, dass es bereits eine bessere Lösung gibt, der Wettbewerb zu groß ist und die eigene Geschäftsidee gelinde gesagt für die Katz ist? Der ein oder andere Gründer hat sich womöglich schon jahrelang mit dem Thema beschäftigt, hat seine Idee von sämtlichen Seiten seinerseits beleuchtet, vielleicht gibt es sogar schon Prototypen. Vielleicht hat er sich schon seine eigene leuchtende Zukunft als Unternehmer vorgestellt und ausgemalt. In solch einem Fall negatives Feedback zu bekommen, welches monatelange Überlegungen zunichtemacht und so das eigene Unternehmer-Ego angreift, ist für manche Menschen äußerst beängstigend. Sie gehen dem Feedback einfach aus dem Weg – oft ohne es zu merken. Lieber noch ein wenig an der Idee festhalten und weiter daran feilen, anstatt negative Kritik in Kauf zu nehmen.

Die Balance zwischen Ignoranz und Feedbackfreudigkeit

Gründer, die neue Wege gehen und dennoch den Realitätscheck überleben, erkennen sich größtenteils in der folgenden Liste wieder.

Sie…

  • emanzipieren sich zu einem gesunden Grad von den Erwartungen Dritter.
  • haben ihre Vision, der sie soweit wie möglich treu bleiben.
  • haben das nötige Vertrauen in sich selbst, dass sie die Welt prägen können.
  • verbessern ihre Idee mit dem Feedback ihrer Umwelt, bis sie zum Schluss grandios ist.
  • recherchieren frühzeitig und nutzen evtl. sogar Technologie-Scoutings.
  • gehen proaktiv auf alle potentiellen Stakeholder (vor allem die künftigen Kunden) zu und holen sie frühzeitig an Bord.
  • haben gelernt (auch von Branchenfremden) Feedback anzunehmen.
  • bedanken sich für Feedback und stellen hierfür ihr Ego punktuell hinten an.

Mit einem festgelegten EXIT-Zeitpunkt lässt sich die eigene Motivation und die Feedbackfreudigkeit steigern. Wurden klare Ziele gesetzt, bis wann zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Produktanfragen eingegangen sein soll, können auch einfacher unternehmerische Konsequenzen gezogen werden. Für manche Gründer heißt das, in den sauren Apfel zu beißen, sich raus zu trauen und immer mehr Leuten das eigene Produkt zu zeigen. Für andere heißt es, immer wieder den Nutzen der eigenen Vision zu hinterfragen, sich selbst noch stärker zu vertrauen und mit engen Scheuklappen bei ihrer Sache zu bleiben.

Lernt man seine Kritiker lieben und sein eigenes Ego in den Hintergrund zu stellen, bieten sich anhaltend Möglichkeiten für persönliches Wachstum. Dann gibt es keine Fehler, sondern nur Lernerfahrungen. Für echte Gründerpersönlichkeiten wird es ohnehin nicht die letzte Idee gewesen sein.

(Bild: © Martin Green – Fotolia.de)

Andre Ottlik

Andre Ottlik ist Coach und Trainer für Berliner Freelancer und StartUps mit den Themenschwerpunkten Verkauf, Selbstmanagement und Unternehmenskommunikation. Auf seinem Video-Blog gibt er in Zusammenarbeit mit erfolgreichen Berliner Unternehmern Ratschläge zur Persönlichkeitsentwicklung von Gründern und Jungunternehmern.

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