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unternehmer.de: Und wie können Sie helfen, diese Stolperfallen zu umgehen?

Dr. Muschiol: Die Praxis zeigt, dass viele Gründer sich im Vorfeld nicht ausreichend darüber informiert haben, was bei einer Existenzgründung alles beachtet werden muss. Deshalb empfehle ich immer den Besuch eines mehrtägigen Existenzgründungsseminars, um sich einen Überblick über die relevanten Themen zu verschaffen. Die Teilnahme sollte möglichst mit einem individuellen Gespräch zum konkreten Vorhaben gekoppelt sein und eine „Schwachstellenanalyse“ beinhalten.

Zudem wird oft unterschätzt, welche große Bedeutung die Erstellung eines Businessplans und der zugehörigen Finanzplanung für einen erfolgreichen Start in die Selbständigkeit hat. Und zwar nicht nur zur Vorlage bei unterschiedlichen Adressaten, wie beispielsweise bei der Agentur für Arbeit, dem JobCenter oder einer Bank, sondern für eine erfolgreiche Umsetzung des eigenen Gründungsvorhabens. Hier helfe ich z.B. bei der Recherche zum Themenkomplex Markt/Wettbewerb, bei der SWOT-Analyse (Stärken/Schwächen, Chancen/Risiken) oder bei der Erarbeitung des Geschäftsplans. Und ich gebe Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Finanzierungs-und/oder Fördermitteln.

unternehmer.de: Sie sind selbst KfW-Gründer-Coach und Start-up-Beraterin. Wie kann man Kontakt zu Ihnen oder anderen Coaches aufnehmen, wenn man sich beraten lassen möchte?

Dr. Muschiol: Ich denke, dass die Qualifikation des potentiellen Coachs, seine praktischen Erfahrungen und seine eventuell vorhandenen Branchenkenntnisse bei der Auswahl Priorität haben sollten. Entsprechende Hinweise und auch die Kontaktdaten von Gründungsberatern findet man z.B. in den Beraterprofilen der Beraterdatenbanken von KfW und BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle). Auch auf Empfehlungen von bereits erfolgreich gegründeten Unternehmer(n)/-innen kann hier zurückgegriffen werden. Zudem kann man sich im Internet die Webauftritte verschiedener Berater/innen bzw. Coachs ansehen und eine Auswahl treffen.

Darüber hinaus sollte die „Chemie“ zwischen Coach und Coachee „stimmen“. Deshalb sollte jeder Gründer/-in zunächst mit zwei bis drei Gründungsberatern ein – oft kostenfrei angebotenes – Erstgespräch führen und danach entscheiden, welcher Berater/-in am besten zum eigenen Gründungsvorhaben passt.

unternehmer.de: In welcher Phase der Gründung kann/sollte man sich um eine Beratung bemühen?

Dr. Muschiol: Eine Existenzgründung ist ein komplexer Vorgang mit vielfältigen Alternativen und auch Fehlerquellen. Deshalb sollten potentielle Gründer/-innen schon in der ersten Gründungsphase, in der es um das Orientieren und Analysieren einer möglichen Selbständigkeit geht, den Bedarf an Beratung klären, eruieren, wo konkreter Informationsbedarf besteht. Denn die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Gründung ist nachweislich deutlich größer, wenn bereits zu diesem Zeitpunkt individuelle Beratung bzw. ein Coaching in Anspruch genommen wird.

Zudem geht es neben der Frage, ob der Gründungswillige auch wirklich alle Voraussetzungen für eine selbständige Tätigkeit mitbringt, auch darum, frühzeitig von dritter Seite eine neutrale Beurteilung der Geschäftsidee zu erhalten, um so die Erfolgsaussichten besser einschätzen zu können.

unternehmer.de: Gibt es ein paar Tipps, die jeder Gründer beherzigen sollte?

Dr. Muschiol: Das A und O einer erfolgreichen Existenzgründung ist eine gute Vorbereitung. Dazu zählen u.a.:

  • Ein schlüssiges Unternehmenskonzept, das die Geschäftsidee verständlich und überzeugend darstellt, Markt/Wettbewerb/Kundenpotential analysiert und einschätzt, eine Standortanalyse vornimmt, die vorgesehene Marketingstrategie darlegt sowie Stärken/Schwächen und Chancen/Risiken erkennt und benennt
  • Eine realistische Umsatz-, Rentabilitäts- und Liquiditätsplanung
  • Eine gesicherte Finanzierung zu günstige Konditionen

Wichtige Voraussetzungen sind zudem:

  • Umfassende fachliche, branchenspezifische und kaufmännische Kenntnisse
  • Eine ausgeprägte Unternehmerpersönlichkeit
  • Kommunikationsfähigkeit und Verhandlungsgeschick
  • Ein ausgeprägtes Unternehmerbewusstsein, das Begeisterungsfähigkeit und Überzeugungskraft, eigenverantwortliches Handeln sowie gewissenhaftes und zuverlässiges Auftreten gegenüber Geschäftspartner einschließt

Und nicht zu vergessen: Die frühzeitige Einbeziehung eines Gründungsberaters für einen erfolgreichen und vor allem nachhaltigen Start in die Selbständigkeit.

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One Comment

  • Heike Lorenz sagt:

    Hallo,
    vielen Dank für diesen informativen Artikel.
    Auch in meiner beruflichen Praxis sehe ich häufig, dass der Business-Plan nur für’s „Amt“ geschrieben wird und nicht als unerlässliches Vorbereitungstool für den Start in die Selbständigkeit.
    „Das klappt dann schon irgendwie…“ – keine sehr unternehmerische Einstellung und die Konsequenzen sind leider oft fatal.

    Viele Grüße
    Heike Lorenz

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