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Für viele deutsche Arbeitgeber sind die gestiegenen Krankschreibungen ihrer Beschäftigten ein Ärgernis.  „Steigende Kosten für Lohnfortzahlungen sind ein erheblicher Ballast, der den Weg raus aus der Rezession erschwert“, sagte Arbeitgeberpräsident Dulger. Die Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) fordert von der künftigen Bundesregierung Entlastungen bei der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Milliardenhöhe. Der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) zufolge will die BDA gegen ungerechtfertigte Krankschreibungen durch Arztpraxen und Onlineanbieter vorgehen. Bisher sind bis zu sechs Wochen je Krankheitsfall möglich.

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Summe der Ausgaben übertrifft Verteidigungshaushalt

„Steigende Kosten für Lohnfortzahlungen sind ein erheblicher Ballast, der den Weg raus aus der Rezession erschwert“, so Arbeitgeberpräsident Dulger angesichts der Ergebnisse der Sondierungsgespräche zwischen Union und SPD. Eine Entlastung der Arbeitgeber bei den Kosten durch Krankschreibungen sieht die neue GroKo bisher nicht vor. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die deutschen Arbeitnehmer im Schnitt etwa 15 Tage pro Jahr krankgeschrieben – daraus resultieren laut Dulger etwa 77 Milliarden Euro, die die Unternehmen für die Lohnfortzahlungen ihrer Angestellten ausgeben. Die Summe übertreffe den Verteidigungshaushalt und die gesamten Ausgaben der Pflegeversicherung. Damit sind die Lohnfortzahlungen die höchste Sozialleistung, die Arbeitgeber alleine finanzieren müssen. Im Hinblick auf die ohnehin gestiegenen Lohnzusatzkosten müsse man diese Ausgaben in den Griff bekommen, so der Arbeitgeberpräsident.

Unzulässige Krankschreibungen häufen sich

Besonders eine Änderung der letzten Jahre ist der BDA ein Dorn im Auge: „Die telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist ein Einfallstor für Missbrauch und gehört abgeschafft“, erläuterte Dulger mit Verweis auf einen neuen Forderungskatalog der BDA und eine noch unveröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa. Laut dieser hätten 14 Prozent der abhängig Beschäftigten, die sich 2024 wegen einer Atemwegserkrankung krank schreiben ließen, keinerlei Arztkontakt. Stattdessen sei die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung von einer Arzthelferin per E-Mail oder Telefonat geregelt worden.

Die BDA kritisierte dieses Vorgehen scharf und verwies darauf, dass eine solche Praxis nicht zulässig sei. Selbst eine telefonische Krankschreibung nach einer ärztlich durchgeführten Anamnese dürfe nur erfolgen, wenn es keine Gelegenheit für eine Videosprechstunde gebe. Doch da die meisten Arbeitnehmer über einen Internetzugang verfügen, müsste diese eigentlich immer möglich sein. Deshalb sei es zwingend notwendig, die „missbrauchsanfällige telefonische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung“ aus der Corona-Zeit vollständig abzuschaffen, so die BDA: „Mit ihr macht man es sogenannten Blaumachern viel zu einfach.“

BDA findet Lohnfortzahlungen zu großzügig

Das der FAZ vorliegende Verbandspapier verlangt zudem, Krankschreibungen über Internetplattformen generell zu verbieten. Diese würden häufig von Ärzten stammen, die nicht bei der deutschen Ärztekammer gemeldet seien und fiktive Praxisadressen angäben. Dadurch würden jedes Jahr etwa 700.000 dieser ungerechtfertigten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen entstehen. „Dieser Praxis muss ein Riegel vorgeschoben werden“, so die BDA. Noch zu Jahresbeginn forderte Allianz-Chef Oliver Bärte eine Streichung der Lohnfortzahlung am ersten Krankheitstag. Diese Forderung schaffte es allerdings offenbar nicht in den neuen Katalog der BDA. Die Forderung orientiert sich an einem Modell aus Schweden: Dort ist der erste Krankheitstag ebenfalls unbezahlt. Zudem erhalten schwedische Arbeitnehmer nur zwei Wochen lang 80 Prozent statt sechs Wochen lang 100 Prozent. Das zeigt offenbar Wirkung: 2022 hätten die Skandinavier im Schnitt nur 11,4 bezahlte Krankheitstage gehabt. Die BDA sieht eine zu großzügige Lohnfortzahlung dabei als Anreiz für „Blaumacher“.

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