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Die totale Erschöpfung. Am Ende seiner Kräfte sein – das, was oft mit dem Begriff „Burnout“ beschrieben wird. Es scheint der Endpunkt eines Weges zu sein, an dem man sich endlich einmal zurückziehen und sozial akzeptiert sagen darf: „Nein, ich kann nicht mehr.“ Welche Rolle die Psyche spielt erfährst du hier.

Der allgemeine Konsens dahinter scheint der zu sein, dass die Erkrankten richtig viel geleistet haben müssen. Doch muss es wirklich erst so weit kommen, dass Krankheiten den Einzelnen und damit unsere Gesellschaft zu neuem Denken zwingen?

Gefühle sind ansteckend

Arnold B. Bakker widmet sich an der Erasmus Universität Rotterdam diesem Thema. Er stellte fest, dass es Lebenspartnern selbst bei großer Anstrengung nicht gelingt, ihre mit der Arbeit verbundenen Gefühle und Probleme von zu Hause fern zu halten.

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Auch Teams können sich gegenseitig negativ beeinflussen: Steht die Mehrheit eines Teams vor dem Burnout, korreliert das gesamte Burnout-Niveau mit den individuellen Burnout-Niveaus.

Zu viele Informationen machen krank

Aber Vorsicht vor zu viel Aufklärung: Ansteckend ist Burnout, weil er in aller Munde ist. Gerade durch die Sensibilisierung für das Thema geben wir ihm mehr Raum. Aufgrund der vermehrten Konfrontation mit der Burnout-Symptomatik ordnen Menschen viel eher kurzfristig erlebte Symptome in diese Richtung ein und bewerten dann Kopfschmerzen nicht mehr als Kopfschmerzen, sondern als Zeichen eines sich anbahnenden Burnouts.

Die psychologischen Hintergrundmechanismen

Geschlecht, eigene Erfahrungen und Empfänglichkeit variieren den Grad und die Leichtigkeit, mit der Gefühle und Symptome übernommen werden. Doch wie geschieht diese Übertragung?

1. Lebende Modelle

Andere Menschen fungieren wie Vorbilder. Symptome werden bemerkt und automatisch und unbewusst übernommen, so wie wir auch Gesten, Blicke oder Worte von anderen übernehmen.

2. Einfühlungsvermögen mit Nachteil

Gefühle können „aufgeschnappt werden“, indem versucht wird, sich in eine Situation hineinzuversetzen. Dabei werden ähnliche Situationen im eigenen Leben aktiviert und die Gefühle übernommen.

3. Mitgefühl

Bei der empathischen Identifikation stellen wir uns vor, wie wir uns an Stelle der anderen Person fühlen würden. Dies ist besonders bei Paaren und Familien verbreitet, wo „einer die Last des anderen“ ganz selbstverständlich trägt und es ungehörig scheint, sich gut zu fühlen, wenn es dem anderen schlecht geht.

4. Mediale Ansteckung

Unter dem Titel „Burn-out? Nein, danke. Ich hab schon“ veröffentlichten Charlotte Kraus und Simon Hahnzog ihre Studie zu der Frage, inwieweit Burnout durch die Präsenz in Umfeld und Medien zur Verstärkung eigener Symptom führt.

Neu ist, dass die Übertragung von negativen Gefühlen und Burnout-Symptomen keine Anwesenheit von Menschen braucht, sondern durch die mediale Präsenz des Themas zustande kommen kann. Wir hören, lesen, sehen immer öfter davon, und die gefühlte Burnout-Präsenz wächst unaufhörlich und beeinflusst die Einschätzung des eigenen Zustands.

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2 Praxistipps für ein Leben ohne Burnout

1. Ändere deine Haltung

Glück bedeutet, viele kleine tägliche Annehmlichkeiten und ein generelles Gefühl der Zufriedenheit mit dem Leben zu genießen, nicht seltene emotionale Highlights wie etwa eine Hochzeit. Also umgedacht und Augen auf!

2. Betreibe Gedankenhygiene

Du putzt doch auch regelmäßig deine Zähne, oder etwa nicht?. Yoga, Meditation und Achtsamkeitsübungen helfen dem Geist, sich zu beruhigen.

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Dr. Ilona Bürgel

Dipl. Psych. Dr. Ilona Bürgel ist eine führende Vertreterin der Positiven Psychologie. Wie ein roter Faden zieht sich die Einladung zu einem Perspektivwechsel durch ihre Arbeit – weg von der Fixierung auf äußere Bedingungen, hin zum guten Umgang mit sich selbst. Sie ist ständige Beraterin für Print, Radio und Fernsehen wie ARD und MDR. Die Vorbildunternehmerin des Ministeriums für Wirtschaft liebt Schokolade und lebt in Dresden. Ihr Hauptwerk im Bereich Wirtschaft: Die Kunst, die Arbeit zu genießen

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One Comment

  • Ulrike Winzer sagt:

    Liebe Ilona Bürgel,

    ich kann dem nur zustimmen. Speziell die Passage „… dass die Übertragung von negativen Gefühlen und Burnout-Symptomen keine Anwesenheit von Menschen braucht, sondern durch die mediale Präsenz des Themas zustande kommen kann.“ glaube ich sofort. Ich bin überzeugt, dass dies nicht nur für Burnout gilt, sondern auch für andere Krankheiten und ungesundem Verhalten. Je öfter wird darüber lesen, desto mehr Raum geben wir dem. Leider wird gerade das in den Medien nicht aufgegriffen. Daher danke für den Artikel.

    Herzliche Grüße, Ulrike Winzer

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