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Alle UnternehmerInnen kennen es: Je vielschichtiger ein Team aufgestellt ist, desto besser funktioniert es auch in Ausnahmesituationen. An der Börse fahren die Kurse gerade Achterbahn. Die Schieflagen zweier Banken in den USA haben die Märkte so durcheinandergewirbelt, dass sie zeitweise schon im Juni sinkende Leitzinsen in den USA erwarten. Zuvor lag der Marktkonsens bei steigenden Zinsen bis ins vierte Quartal hinein.

Genauso, wie du als UnternehmerIn bei unvorhergesehenen Ereignissen einen kühlen Kopf bewahren musst, sollten auch AnlegerInnen unbedingt cool bleiben. Wie die Forschung zeigt, fällt das, Frauen besonders leicht.

Struktur, statt spontane Impulse

Untersuchungen, wie etwa von der National Association of Investors Corporation in den USA, zeigten schon vor Jahren, dass rein weibliche Investment-Clubs bessere Renditen erzielten, als männliche. Forschende aus dem Bereich der Verhaltensökonomie machen dafür die Selbstüberschätzung vieler Männer verantwortlich. Während Frauen der Börse mit nüchterner Distanz begegnen und sich fachlich intensiv mit den Märkten auseinandersetzen, agieren Männer oft impulsiv und voller Tatendrang. Anlegerinnen haben dagegen eher einen sorglosen Ruhestand und regelmäßige Erträge im Blick, wie eine Untersuchung der US-Bank J.P. Morgan aus dem Jahr 2021 zeigt, für die mit knapp 4.000 Frauen Interviews geführt wurden.

Dieser klare Fokus und eine gewisse rationale Distanz zum Geschehen an den Märkten führt erfahrungsgemäß dazu, dass Frauen eher regelbasiert anlegen, als Männer.

Meine Erfahrungen mit zahlreichen KlientInnen auf Börsenseminaren zeigen, dass Männer die Märkte eher impulsiv und sprunghaft begleiten, während Frauen zunächst eine Strategie entwickeln, um diese letztlich konsequent umzusetzen. Auch laut der Studie von J.P. Morgan haben rund 78 Prozent der Anlegerinnen eine Finanzplanung. Gerade dieser regelbasierte Ansatz sorgt dafür, dass bestimmte emotionale Fallstricke, wie sie gerade während stürmischer Börsenphasen auftauchen, geringer ins Gewicht fallen. Wer es gewohnt ist, eine Strategie umzusetzen, handelt weniger impulsiv und bleibt innerhalb des vorgegebenen Handlungsrahmens.

Gerade Männer brauchen eine Strategie

Eine langfristige Vermögensstrategie sollte beispielsweise feste Quoten für bestimmte Anlageklassen umfassen. Anlageklassen sind etwa Immobilien, Anleihen und Aktien. Langfristig hat es sich bewährt, wenn wir Vermögen über verschiedene Anlageklassen streuen und eine Anlageklasse nicht zu stark übergewichten. Während es Frauen leichter fällt, innerhalb eines festgelegten Handlungsrahmens zu bleiben, neigen Männer dazu, diesen Handlungsrahmen zu verlassen. Das beste Beispiel sind Anleger, die nach einigen Gewinnen am Aktienmarkt alles auf eine Karte setzen, um dann bei fallenden Kursen deutlich ins Minus zu rutschen. Wer dagegen zwischen Anlageklassen streut und auch für einzelne Aktien bestimmte Quoten nicht überschreitet, gibt sich selbst eine Struktur, die Risiken reduziert. Doch was bedeuten diese Erkenntnisse jetzt für AnlegerInnen?

Wohlwissend, dass es auch überlegte Anleger und ausgewiesene Hazardeurinnen am Markt gibt, sollten AnlegerInnen die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie unbedingt im Hinterkopf behalten. Es schadet nie, das eigene Handeln im Spiegel geschlechtsspezifischer Verhaltensmuster zu analysieren. Vor allem Männer können davon profitieren und sollten während hektischer Marktphasen, aber auch bei aufkeimender Euphorie, kurz auf die Bremse treten und Bauchentscheidungen rational hinterfragen. Auch bietet es sich an, das eigene Handeln an der Börse in eine Anlagestrategie zu überführen. Wer diese niederschreibt und sich fest vornimmt, diese Regeln zu beachten, dürfte langfristig ebenfalls profitieren.

Von Frauen lernen, heißt anlegen lernen

Frauen sollten durch die Erkenntnisse der Verhaltensökonomie ermutigt werden, den Schritt aufs Börsenparkett zu wagen – die geeignete Mentalität bringen die meisten Frauen bereits mit. Laut J.P. Morgan halten 64 Prozent der Nicht-Anlegerinnen Kapitalmarktanlagen für kompliziert. Unter den Frauen, die bereits an der Börse aktiv sind, sind es noch immer rund die Hälfte. Aus der Erfahrung mit zahlreichen SeminarbesucherInnen und KlientInnen kann ich aus Überzeugung sagen, dass diese Zurückhaltung Bürde und Chance zugleich ist.

Frauen, die deswegen den Märkten fernbleiben, entgeht die Chance auf eine solide Altersvorsorge und eine überdurchschnittliche Vermögensentwicklung. Frauen, die bereits an der Börse investieren, treffen dank dieser Zurückhaltung oft die besseren Entscheidungen. Letztlich tut es allen AnlegerInnen gut, den Vermögensaufbau regelbasiert und mit Demut anzugehen. Dann stellt sich auch Erfolg ein – spätestens auf der Langstrecke.

Ulrich Müller

Ulrich Müller hat fast 30 Jahre Börsenerfahrung und ist Gründer der bekannten Ulrich Müller Wealth Academy in Halstenbek bei Hamburg. Mit Gruppenseminaren und individuellen Coachings zu den Themen Investieren mit Strategie und Mental Coaching werden Teilnehmende dazu ausgebildet, ihr Geld erfolgreich an der Börse zu investieren. Vor der Gründung der UMWA war der studierte Finanzwirt 17 Jahre als Investmentberater tätig, dabei wurden seine Anlageentscheidungen von mehr als 10.000 Investmentberatern übernommen. Über viele Jahre entwickelte er seine eigenen Analyse- und Bewertungssysteme im Bereich Aktien & Optionen, die er nun in seiner Akademie an private Anleger & Trader weitergibt. Seit November 2021 ist er zudem Strategiegeber des Stillhalterfonds „UM Strategy Fund“.

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