Heute umstellen, morgen überleben? Der SAP-Druck wächst. Ein Update ohne Upgrade endet bei S/4HANA oft im Chaos. Viele Unternehmen starten in die Cloud mit der Hoffnung auf Entlastung, Geschwindigkeit und Zukunftssicherheit. Doch die Annahme, dass ein Update auf SAP S/4HANA allein ausreicht, birgt die Gefahr, dass technische Rückschritte die Folge sind. Was heute als Transformation verkauft wird, endet oft in halbherzigen Projekten ohne echten Wandel. Der Grund liegt nicht in der Technik, sondern im Team.
Wenn Veränderung nur auf dem Papier stattfindet
Der Druck zur Digitalisierung ist allgegenwärtig. Kaum ein mittelständisches Unternehmen kommt aktuell am Thema SAP S/4HANA vorbei. Der Support für Altsysteme läuft aus, neue Funktionen sind nur noch cloudbasiert verfügbar, und der Markt fordert zukunftsfähige Lösungen.
Was auf dem Papier nach Fortschritt aussieht, ist in der Praxis häufig ein organisatorischer Rückschritt. Prozesse werden übertragen statt neu gestaltet Rollen bleiben unklar, Verantwortung wird nicht neu verteilt. Mitarbeitende fühlen sich übergangen oder überfordert. Die Cloud ist implementiert – doch niemand weiß, wie sie zielführend genutzt werden kann.
Fachkräftemangel oder Entscheidungsfehler?
Oft heißt es: Es lassen sich keine qualifizierten Personen für SAP-Projekte finden. Doch was bedeutet „qualifiziert“? Und wer legt das fest?
Viele Recruitingprozesse orientieren sich weiterhin an Zertifikaten, klassischen Lebensläufen und starren Anforderungen. Eine erfolgreiche Transformation erfordert jedoch mehr als technische Expertise. Benötigt werden Persönlichkeiten, die mitdenken, Entscheidungen hinterfragen und komplexe Zusammenhänge verstehen. Es braucht Menschen, die Brücken zwischen IT, Fachbereich und Geschäftsleitung schlagen. Und die Verantwortung übernehmen – auch ohne offizielle Rolle.
Solche Talente sind schwer zu finden, wenn die Suche standardisiert bleibt. Sie zeigen sich erst, wenn die Suche neu ausgerichtet wird und man den Mut hat, andere Fragen zu stellen.
Transformation ist kein Tool – sie beginnt mit Haltung
Wer SAP S/4HANA als Sprungbrett in die Zukunft nutzen will, muss die Transformation als kulturellen Prozess begreifen. Es reicht nicht, Systeme zu modernisieren. Es braucht ein neues Verständnis von Führung, Zusammenarbeit und Verantwortung. Das beginnt mit ehrlichen Fragen:
- Welche Haltung prägt das Unternehmen? Ist es geprägt von Offenheit und Beteiligung – oder von Kontrolle und Silo-Denken? Diese Haltung entscheidet, wie Veränderung aufgenommen wird.
- Wie geht das Unternehmen mit Fehlern um? Gibt es Raum für Lernprozesse, oder herrscht Angst vor Konsequenzen? Nur eine konstruktive Fehlerkultur ermöglicht Innovation.
- Wer darf Verantwortung übernehmen? Wird Verantwortung klar verteilt – oder bleibt sie nebulös? Eine echte Transformation gelingt nur, wenn Verantwortung geteilt und gelebt wird.
- Wo blockieren Machtstrukturen den Wandel? Verborgene Machtzentren und politische Dynamiken behindern Veränderung oft mehr als technische Hürden. Diese Strukturen sichtbar zu machen und neu zu denken, ist ein zentraler Schritt.
Ohne diese Reflexion bleibt jedes Projekt Stückwerk. Neue Tools bringen nichts, wenn alte Denkweisen bestehen bleiben. Der Druck wächst, der Frust steigt – und oft verlieren Unternehmen genau die Menschen, die für den Wandel wichtig gewesen wären.
Wer fehlt im Team?
Diese Frage sollte nicht am Ende, sondern am Anfang eines Projekts stehen. Denn das richtige Team entscheidet, ob eine echte Transformation gelingt – oder ob nur ein System-Update verwaltet wird. Fehlen kritische Perspektiven? Fehlt jemand, der die Sprache der Nutzerinnen und Nutzer spricht? Oder eine Person, die Veränderung emotional begleitet, statt sie nur zu organisieren?
Ein diverses Team ist kein Zusatznutzen, sondern eine Grundvoraussetzung für nachhaltige Transformation. Manchmal ist es nicht der nächste externe Berater, der das Projekt rettet – sondern eine mutige Persönlichkeit, die unbequeme Fragen stellt.
Cloud kann viel – aber nicht alles
Auch das beste System bleibt wirkungslos, wenn die Zusammenarbeit im Unternehmen nicht funktioniert. Wenn Entscheidungen verzögert werden, Zuständigkeiten unklar sind oder Verantwortung nach unten weitergereicht wird, hilft auch die modernste Cloud-Lösung nicht. S/4HANA ist kein Selbstläufer. Es ist ein Werkzeug – und Werkzeuge entfalten ihre Wirkung nur dann, wenn sie sinnvoll eingesetzt und durch Menschen getragen werden, die wissen, wofür sie stehen.
Fazit: Update reicht nicht – es braucht ein Upgrade der Teamkultur
Technologie ist kein Selbstzweck. Wer den Weg in die Cloud geht, muss auch bereit sein, die eigene Haltung zu hinterfragen. Nur dann wird aus einem Update eine echte Transformation. Nur dann gelingt es nicht nur Prozesse zu verändern, sondern auch das Denken im Unternehmen. Die entscheidende Frage ist nicht, wie die Umstellung erfolgt, sondern mit wem. Denn jedes System ist nur so stark wie die Menschen, die es gestalten.





Sehr spannender Beitrag! Besonders wichtig bei solchen Transformationsprojekten ist das Thema Change Management. Mitarbeitende sollten zu einem „Cloud-Mindset“ geführt werden, um sich vor der Transformation (auch mental) auf das Kommende vorzubereiten.