Ein Softwareunternehmen aufzubauen, dessen Wachstum von Entwicklern abhängt, ist keine leichte Aufgabe. Häufig kommt es vor, dass die Gründer, die häufig selbst technikaffine Ingenieure sind, gerade in der Anfangszeit nicht technologische Schlüsselbereiche wie Marketing und Personalmanagement vernachlässigen, um die technologische Innovation voranzutreiben. Später kommen dann neue Manager mit mehr Geschäftserfahrung ins Unternehmen, die zu weit in die andere Richtung gehen und sich damit von den entwicklungsorientierten Wurzeln des Start-ups entfernen.
Wie es auch anders geht und welche Erfolgsfaktoren deinem Start-up dabei helfen, ein robustes, produktorientiertes Softwareunternehmen mit einer großen Entwickler-Community aufzubauen, davon möchte ich hier aus eigener Erfahrung berichten. Kurz zur besseren Einordnung: Das Unternehmen, für das ich arbeite, ist vollständig eigenfinanziert und zu hundert Prozent organisch gewachsen. Und obwohl wir zwei Secondary Investments hinter uns haben, stehen wir nicht unter dem Druck von Risikokapitalgebern. Möglicherweise hat dein Start-up bereits andere Entscheidungen getroffen oder hat einen anderen Werdegang und kann daher nicht alle Tipps umsetzen. Dennoch hoffe ich, dass unsere Erfahrungen dir vielleicht nützliche Denkanstöße liefern können.
Erfolgsfaktor #1: Ein schwieriges und wachsendes Problem angehen
Während sich einige unserer Strategien im Laufe der Zeit entwickelt haben, war unser Modell von Anfang an klar. Der Grund, warum es uns gibt, ist, dass unsere Gründer – Entwickler, die ihre eigene Beratungsfirma leiteten – nicht ständig den Code neu schreiben wollten, um die Bilder auf den Websites ihrer Kunden zu verwalten und zu optimieren. Also machten sie aus der Not eine Tugend und aus dem Code für das Bildmanagement ein Softwareprodukt, das diese Aufgaben automatisiert.
Vielleicht ist der Weg nicht immer so klar wie in unserem Fall, aber im Allgemeinen ist es hilfreich, ein schwieriges und gleichzeitig wachsendes Problem in Angriff zu nehmen. Dabei benötigst du natürlich auch etwas Glück. Wie in unserem Fall. Niemand hatte damit gerechnet, wie stark visuelle Inhalte wachsen würden und dass sich das Unternehmen sofort selbst tragen würde.
Erfolgsfaktor #2: ein breites Angebot an Entwicklertools anbieten
Neben der Produktsoftware sorgten die Gründer aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen auch dafür, dass von Anfang an eine umfassende und verständliche Dokumentation für die Nutzer zur Verfügung stand. Diese Inhalte dienten als Supportmaterial für die Entwickler und im Bereich der Suchmaschinenoptimierung auch zur Gewinnung neuer Nutzer. Einige der ersten Support-Posts werden noch heute als Referenz verwendet, um Fragen und Probleme von Neulingen zu beantworten.
Neben umfassender Dokumentation würde ich dir empfehlen, weitere Ressourcen für Entwickler anzubieten, wie Software Development Kits (SDKs) und Bibliotheken für die gängigsten Programmiersprachen für Front-End-, Back-End- und mobile Plattformen. Wir haben beispielsweise auch mehrere kostenlose Tools veröffentlicht, mit denen Entwickler die optimale Bildgröße berechnen oder den CO₂-Fußabdruck von Website-Bildern ermitteln können.
Erfolgsfaktor #3: Kundensupport von Anfang an wichtig nehmen
Diese Art von praktischem Ansatz und Engagement kann einen Unterschied ausmachen. Zum Beispiel war unser erste Mitarbeiter neben den Gründern ein Kundenbetreuer (der immer noch dabei ist und jetzt das Support-Team leitet). Der Grund dafür ist einfach: Ein Abonnement-Vertriebsmodell ist auf Folgegeschäfte von zufriedenen Kunden angewiesen.
Deshalb sollte dein Support-Team nicht nur vom Blatt ablesen, sondern über die notwendigen Qualifizierungen verfügen, um die Probleme von technischen Mitarbeitern wie VPs of Engineering zu lösen. Sie müssen glaubwürdig genug sein, um mit anderen Entwicklern auf Augenhöhe zu sprechen und sie bei der Lösungsfindung zu unterstützen.
Erfolgsfaktor #4: sowohl entwicklerorientiert als auch „vertriebsorientiert“ sein
Mit dem Wachstum unserer Unternehmenskunden stieg auch die Nachfrage nach neuen Lösungen und Verbesserungen. Diese erreichten schließlich auch unsere Freemium-Kunden. Wenn dieser bidirektionale Fluss stattfindet, kommen die Verbesserungen beiden Seiten zugute und verstärken einander.
Wichtig hier ist, dass du klar und deutlich vermittelst, was kostenlos oder als Open Source verfügbar ist und was in deinem kostenpflichtigen Produkt enthalten ist. Hier kann ein einander unterstützender Vertriebsansatz weiterhelfen, der sowohl entwicklerorientiert als auch „vertriebsorientiert“ ist – wobei das Erstere das Letztere antreiben sollte.
Last but not least: Eine coole Software allein reicht nicht aus, um aus deinem Start-up ein Erfolgsunternehmen zu machen. Dazu braucht es eine Strategie, die technische Innovation mit strategischen Geschäftsentscheidungen, Marktbewusstsein und nutzerorientierter Entwicklung in Einklang bringt.
Super, dass ihr über so ein aktuelles Thema berichtet.
Etwas älter, aber top Beitrag zum Thema modernes Webdesign :).
Ich denke, dass am Ende ein Mittelweg die Lösung sein muss. Reines Homeoffice finde ich als Mitarbeiter gar nicht mal…