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Offenbar hat sich jede Menge Ärger bei JP-Morgan-Chef Jamie Dimon angestaut. In einer Mitarbeiterversammlung hält dieser plötzlich eine Brandrede gegen das Homeoffice. „Erzählt mir nicht den Scheiß, dass es funktioniert, am Freitag von zu Hause aus zu arbeiten. Ich rufe freitags viele Leute an und nicht eine verdammte Person geht ran“, wettert Dimon. Die Arbeitsweise störe die Kreativität und beeinträchtigt die Effizienz der Mitarbeiter. Und ist die Corona-Pandemie nicht schon lange vorbei? Dann könnten doch eigentlich wieder alle ins Büro zurückkehren. Doch stimmen Dimons Behauptungen wirklich – beeinträchtigt das Homeoffice die Leistung der Mitarbeiter und den Erfolg des Unternehmens?

JP Morgan nicht alleine an der „Anti-Homeoffice-Front“

Dimon ist ein echtes Arbeitstier – eine dieser Personen, die leben, um zu arbeiten. Seit der Pandemie arbeite er sieben Tage „jede verdammte Woche“, komme dafür ins Büro und frage sich: „Wo sind alle anderen? Sie sind hier und da, und in Zoom-Meetings.“ Dass er fast immer allein im Büro sitzt, ärgert den 68-Jährigen offenbar schon seit längerem gewaltig. Bereits im Januar berichtete das Nachrichtenportal „Bloomberg“ über die Pläne der größten Bank der USA, seine Mitarbeiter für mindestens fünf Tage die Woche wieder zurück ins Büro zu holen. Die Arbeit am heimischen Schreibtisch will das Unternehmen nicht länger erdulden. Damit steht JP Morgan auch nicht allein: Bereits seit einer Weile beordern die US-amerikanischen Tech-Riesen ihre Mitarbeiter zurück ins Büro. Auch Meta, Google und Co. holen ihre Mitarbeiter wieder aus dem Homeoffice heraus.

Unternehmen planen das Ende vom Homeoffice schon seit langem

In einer Umfrage der Beratungsfirma „KPMG“ wurden im Jahr 2023 weltweit 1.325 CEOs großer Unternehmen zum Thema Homeoffice befragt, darunter 125 Firmenchefs aus Deutschland. Unter den deutschen Top-Entscheidern gingen 68 Prozent davon aus, dass ihre Angestellten bis 2026 wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren würden. International glaubten dies 64 Prozent der CEOs. Wie planten die Chefs, die Angestellten zur Arbeit im Büro zu motivieren? Laut der Umfrage konnten sich drei von vier deutschen CEOs (77 Prozent) vorstellen, Mitarbeitende zu befördern oder ihnen mehr Gehalt zu bezahlen, wenn sie häufiger ins Büro kommen. Im weltweiten Vergleich zeigt sich aber auch, dass sie damit zurückhaltender antworteten als ihre internationalen Kolleginnen und Kollegen (87 Prozent). 

Inwiefern diese Ideen in der Zeit seit der Befragung wirklich umgesetzt wurden, ist nicht bekannt. Fakt ist, dass nun auch deutsche Unternehmen ihre Mitarbeiter wieder ins Büro zwingen, statt sie mit Vorteilen zu locken. So führten unter anderem Deutsche Bank, SAP und Otto jeweils Homeoffice-Quoten ein. Der Wunsch, die Mitarbeiter wieder im Büro zu sehen, ist nachvollziehbar – doch wie reagieren die Mitarbeiter auf den Büro-Zwang? Hilft die Quote wirklich, die Produktivität zu verbessern?

Studien sprechen gegen eine Büro-Pflicht

Antworten auf diese Fragen haben mittlerweile mehrere Studien parat. Ein Forscherteam aus Pittsburgh untersuchte 2023 die Auswirkungen der Wiedereinführung der Büro-Pflicht bei 137 verschiedenen Börsenunternehmen aus dem US-Aktienindex S&P 500. Dabei stellten die Forscher fest, dass eine verpflichtende Rückkehr keine Leistungssteigerung bewirken konnte. Sie konnten weder signifikante Veränderungen beim finanziellen Erfolg noch beim Unternehmenswert feststellen, nachdem die Betriebe ihre Mitarbeitenden zurück ins Büro zitiert hatten. Dabei wiesen die Forscher darauf hin, dass es den Chefs im Prinzip weniger um eine Leistungssteigerung ging, als darum, die Kontrolle wiederzuerlangen – und im Zweifel einen Sündenbock zu haben, sollte das Unternehmen Misserfolge verzeichnen.

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One Comment

  • Lukas Beyer sagt:

    Ich denke, dass am Ende ein Mittelweg die Lösung sein muss. Reines Homeoffice finde ich als Mitarbeiter gar nicht mal so toll. Der persönliche Kontakt zu den Kollegen geht ein stückweit verloren. Auf der anderen Seite muss sich die Fahrt ins Büro lohnen. Hier sind Unternehmen im Vorteil, wenn sie ihre Arbeitswelten umgestalten und es Teamtage sowie Events gibt. Dann kommen die Mitarbeitende wieder gerne ins Büro und sehen darin auch einen Mehrwert.

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