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Mit dem kleinen Wort „sensibel“ kann schnell ein Urteil gefällt sein. Jemand, der explizit als sensibel beschrieben wird, wirkt oder ist empfindlicher als seine Mitmenschen. In den meisten Fällen gilt das nicht unbedingt als positiv – es gibt nur wenige Berufe, in denen Sensibilität ein ausgeschriebener Vorteil ist. Aber was heißt das für dich als hochsensiblen Menschen, wenn du beruflich erfolgreich sein möchtest?

So ticken hochsensible Menschen

Hochsensibel zu sein, ist nicht per se gut oder schlecht. Das heißt erst einmal nur, dass du Reize intensiver wahrnimmst. Geräusche und Gerüche zählen zu den typischen Beispielen für Reizempfindlichkeit – wer hochsensibel ist, wird Lärm meiden und bei Gestank eher zurückschrecken.

Typisch für Hochsensible:

  • Sie zucken bei Geräuschen heftig zusammen.
  • Sie fühlen sich in Menschenmassen schnell unwohl.
  • Sie spüren Gefühlsumschwünge beim Gegenüber.
  • Sie sind schneller mit zu vielen Eindrücken überfordert.
  • Sie brauchen Erholung nach reizintensiven Tagen.

Hochsensibilität ist aber noch mehr. Gefühle können ebenfalls intensiver wahrgenommen werden. Sowohl die eigenen Gefühle als auch die anderer Personen.

Wenn du deine Hochsensibilität nicht verstehst oder unterdrückst, wirst du unter diesen intensiveren Wahrnehmungen leiden.

Das gilt doppelt, wenn du in einer reizintensiven und konkurrenzgeprägten Umgebung arbeitest. Die gute Nachricht ist: Du kannst aus deiner Hochsensibilität auch schnell einen Vorteil machen.

Die Arbeitsumgebung muss zuträglich sein

Es gibt eine große Schnittmenge zwischen introvertierten und hochsensiblen Menschen. Somit haben sie unter anderem gemeinsam, dass sie Zeit zur Erholung brauchen. Ein Büro mit Tür, ruhige Mittagspausen oder auch geräuschunterdrückende Kopfhörer in intensiven Arbeitsphasen können das Arbeitsleben sehr viel angenehmer machen.

Indem deine Arbeitsumgebung reizarmer gestaltet wird, kannst du deine Stärken besser ausspielen. So gelten Hochsensible als hervorragende BeobachterInnen – kleinste Veränderungen im Verhalten einer Person oder in einem Arbeitsprozess fallen dir wahrscheinlich sofort auf. Hinzu kommt, dass du unter KollegInnen gerne vermittelst, wenn es Probleme gibt. Anstatt dich auf eine Seite zu schlagen, betrachtest du verschiedene Positionen und siehst Kompromissmöglichkeiten.

Ablehnung und negatives Feedback treffen Hochsensible meist sehr direkt. Du nimmst also Dinge wahrscheinlich schnell persönlich. Was natürlich auch zu Problemen führen kann, sorgt aber auch dafür, dass du gerne Qualität lieferst. Deine Arbeitsleistung und dein Selbstverständnis sind aneinander gebunden.

Kommunikation kann Problemen vorbeugen

Um die Stärken von Hochsensibilität im Beruf voll ausspielen zu können, solltest du das Gespräch mit KollegInnen und Vorgesetzten suchen. Dabei muss gar nicht unbedingt der Begriff Hochsensibilität fallen – da viele Menschen nichts über dieses besondere Temperament wissen, ziehen sie voreilige Schlüsse.

Anstatt dich als bedürftig darzustellen, solltest du bei allen Veränderungen betonen, dass du durch sie deine Arbeitsleistung steigern kannst. Eine verbesserte Arbeitsumgebung kann zu weniger Krankheit und zu weniger Stress führen.

Weniger Ablenkungen bedeuten effektiveres Arbeiten.

Wenn du aus dieser Richtung argumentierst, wirst du fast überall ein offenes Ohr finden.

Einige Maßnahmen, die für Hochsensible eine große Wirkung haben können:

  • zum Arbeiten in einen ruhigeren Raum wechseln
  • Mittagspause allein verbringen
  • um häufigeres und konkreteres Feedback bitten
  • Arbeitspausen für einen kleinen Spaziergang nutzen

Natürlich sieht eine ideale Arbeitsumgebung für jeden Menschen anders aus. Hochsensibilität definiert dich ja nicht vollständig. Manche Hochsensible profitieren von viel Menschenkontakt, bei dem sie konkrete persönliche Probleme lösen – andere wollen lieber für sich arbeiten und sich technischen Problemen widmen.

Manchmal hilft nur ein Wechsel

Wer sich seiner Hochsensibilität erst einmal bewusst ist, der versteht sich und die Welt plötzlich ganz anders. Die Erschöpfung, die Leistungseinbrüche und die Reizbarkeit ergeben auf einmal Sinn. Dich mit diesen Erkenntnissen auf die Suche nach Verständnis bei KollegInnen und Vorgesetzten zu begeben, ist eine gute Idee – aber sie ist nicht immer von Erfolg gekrönt.

Laute Großraumbüros, harsche und unbegründete Kritik an der Arbeitsleistung oder sogar herablassende Bemerkungen aufgrund von Veränderungswünschen sind leider keine Seltenheit. Bist du in so ein Arbeitsumfeld geraten, musst du Selbstschutz betreiben. Auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle kannst du nach einer reizarmen Umgebung Ausschau halten (z. B. eigenes Büro) und es sollte die Möglichkeit geben, deine hochsensiblen Stärken ausspielen zu können. Übrigens: Viele Hochsensible entscheiden sich auch für die Selbstständigkeit. So können sie in einer selbstgestalteten Umgebung arbeiten. Viele stellen mit der Zeit fest, dass dies ungeahnte Stärken freisetzt.

Jennifer Häuser

Jennifer Häuser schreibt über und für introvertierte, hochsensible und schüchterne Menschen. Mit ihrem Blog Wanderlust Introvert erreicht sie über 20.000 Menschen monatlich. Dort finden LeserInnen vor allem Verständnis und hilfreiche Tipps für den Umgang mit ihrer ruhigeren Art in einer lauten und hektischen Welt.

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